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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
Autoren: Jan Beinßen
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fünfhundert PS. Pace-Cars sollen das Feld anführen können und nicht hinterherkriechen.« Jasmin erhöhte das Tempo gnadenlos weiter.
    Sie fuhren die lange Gerade an der Schöllertribüne entlang, drosselten vor der S-Kurven-Tribüne die Geschwindigkeit, um dann abermals zu beschleunigen. »Ich sehe ihn nicht«, rief Jasmin gegen den Motorlärm an. Trotz ihres vollen Einsatzes fand sie noch Gelegenheit, ihr Handy aus der Hosentasche zu ziehen. »Fang!« Sie warf es Paul zu. »Ruf Verstärkung! Die Nummer vom Präsidium ist eingespeichert.«
    »Geht klar!« Paul drückte die Taste und schilderte in kurzen, präzisen Sätzen ihre Lage. »Beeilen Sie sich!«, brüllte er noch.
    Knapp vor der nächsten Wende sah Paul das in der Sonne glänzende Heck von Wormsers Tourenwagen. Jasmin holte aus dem Pace-Car nun die letzten Reserven heraus.
    Doch kurz darauf hatten sie Wormser schon wieder aus ihrem Blickfeld verloren.
    »Verflucht!«, schimpfte Jasmin. »Der Mistkerl treibt ein Spielchen mit uns und fährt den ganzen Rundkurs ab!«
    »Was hat er bloß vor?«, fragte Paul. »Er kann doch nicht die ganze Zeit im Kreis fahren.«
    »Was soll er denn sonst tun?«, entgegnete Jasmin.
    »Aus dem Rundkurs ausbrechen und dann so schnell wie möglich auf die Autobahn«, mutmaßte Paul. »Das ist seine einzige Chance für eine Flucht.«
    »Vergiss es!« Auf Jasmins Schläfen zeichneten sich vor Anspannung pochende Adern ab. »Vor dem Rennen werden jedes Jahr sieben Kilometer Leitplanken montiert. Der Rennzirkus ist ringsherum dicht. Raus kann er nur am Boxenstopp. Aber dafür müsste er sein Tempo drosseln.«
    »Das will er aber nicht, weil wir ihn uns bei dieser Gelegenheit schnappen könnten«, folgerte Paul.
    »Genau!«, schrie Jasmin gegen das Dröhnen des Motors an.
    »Dann können wir uns an den Boxen auf die Lauer legen«, schlug Paul vor. Die beängstigend hohe Geschwindigkeit ihrer Verfolgungsfahrt zehrte an seinen Nerven.
    »Das Risiko ist mir zu hoch«, lehnte Jasmin ab. »Sobald Wormser merkt, dass wir ihn nicht mehr verfolgen, fährt er irgendwo an den Rand und haut zu Fuß ab.«
    »Aber wir haben keine Chance, ihn einzuholen«, meinte Paul. »Er ist auf dieser Strecke einfach der geübtere Fahrer.«
    »Das werden wir ja sehen.« Energisch lenkte Jasmin den Mercedes weiter über den Asphalt. »Die Norisring-Piste ist ziemlich breit im Vergleich mit dem Stadtkurs von Monaco. Den nennt man den monegassischen Lindwurm. Dagegen ist die Strecke hier fast simpel: lange Gerade, Spitzkehre, ein paar Ecken und das war‘s. Wir bleiben hart an ihm dran, bis die Verstärkung da ist!«
    Paul nickte anerkennend zu Jasmins Hartnäckigkeit.
    Mit laut röhrendem Motor steuerten sie auf die Steintribüne zu: dreihundert Meter lang, hoch aufragend, grau und klotzig. In diesem Abschnitt hatten sie die längste Gerade der Strecke vor sich. Jasmin wusste das genau, denn sie trat das Gaspedal so stark durch, dass ihr rechtes Bein zu zittern begann.
    Wormsers Wagen tauchte wieder vor ihnen auf. Er beschleunigte ebenfalls. Wormser schaltete offenbar sehr schnell hintereinander, das folgerte Paul aus mehreren kurzen Feuerstößen, die aus dem Auspuff des hochgetrimmten Fahrzeugs schossen.
    Kurz bevor sie ein zweites Mal die Grundig-Kehre erreichten, bemerkte Paul schwarzen Qualm: Er folgte nach jedem weiteren Feuerblitz aus Wormsers doppelläufigen Auspuff. Auch wenn Paul kein Experte war, konnte er sich denken, dass dies kein gutes Zeichen für den Zustand des vor ihnen fahrenden DTM-Wagens war.
    Jasmin behielt das hohe Tempo bei. Wieder kamen sie zur S-Kurve. Geschwindigkeit runter, dann kurz beschleunigen und wieder drosseln. Danach die Gerade bis zur Wende. Sie trieb den Wagen wie besessen über den Asphalt.
    Der Abstand zu Wormsers Wagen verringerte sich nun rapide. Paul beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie das Heck des Tourenwagens von mehr und mehr dichtem schwarzem Qualm eingehüllt wurde.
    Die Steintribüne lag jetzt erneut in Sichtweite. Trotz seiner offensichtlichen Probleme versuchte Wormser, die Geschwindigkeit zu halten. Abermals blitzten Feuerstöße an seinem Auspuff auf. Der Rauch verdichtete sich zu einer einzigen großen Wolke.
    Der Abstand zwischen beiden Wagen lag jetzt unter fünfzig Metern. Paul krallte sich in den Rahmen des Schalensitzes. Jeden Moment würden sie Wormser einholen! Jasmin setzte zum Überholen an.
    Doch dann, plötzlich, brach das Heck von Wormsers Fahrzeug aus, schleuderte mehrmals unkontrolliert
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