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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
Autoren: Jan Beinßen
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hin und her.
    »Oh, verflucht!«, schrie Jasmin. »Wormser hat falsch angebremst. Er verliert die Kontrolle!«
    Wormsers Auto änderte abrupt die Fahrtrichtung. Paul stockte der Atem: Mitten in der langen Geraden kam der knapp vor ihnen fahrende Wagen bei vollem Tempo um geschätzte fünfundvierzig Grad vom Kurs ab. Der Tourenwagen legte sich gefährlich in die Kurve – beängstigend stark . . .
    Paul beobachtete fassungslos, wie sich der Bolide auf zwei Räder stellte, um nur eine Sekunde später wieder herunterzukrachen. Das Auto preschte nun direkt auf die Steintribüne zu! Paul konnte es kaum glauben. Blieb Wormser keine Gelegenheit mehr zum Bremsen? Oder behielt er mit voller Absicht das halsbrecherische Tempo bei? Er hielt geradewegs auf die Rednertribüne im Zentrum des steinernen Monumentalbaus zu!
    Dann ging alles ganz schnell. Jasmin trat mit aller Kraft auf die Bremse. Paul wurde hart in den Gurt gedrückt, während er mitansah, wie Wormsers Wagen auf die Leitplanken vor der Tribüne raste. Das hatte den Effekt einer Sprungschanze: Das Auto wurde wie ein Spielzeug in die Luft gehoben. Reifen knallten. Die Scheiben zerbarsten.
    Der Wagen flog mehrere Meter durch die Luft. Dann prallte er mit ungeheurer Kraft gegen die Steintribüne. Die Karosserie zerknautschte wie ein Stück Pappe. Das Fahrzeugwrack federte einem Tennisball gleich von der Wand zurück, überschlug sich mehrfach und blieb auf dem Dach liegen.
    Für kurze Zeit passierte gar nichts. Überall lagen zerfetzte Teile der Kunststoffverkleidung herum. Darunter war ein Käfig aus verbogenen Rohren zum Vorschein gekommen, in dem kopfüber zwei Schalensitze mit offenen herunterbaumelnden Gurten hingen, davor der dampfende Motor.
    Paul und Jasmin stiegen nahezu zeitgleich aus ihrem Mercedes. »Du meine Güte!«, rief Paul. »Wir brauchen einen Feuerlöscher. Der Wagen kann jeden Moment explodieren!«
    »Nein«, sagte Jasmin um Atem ringend. »Diese Autos haben Selbstlöschanlangen. Und außerdem einen Sicherheitstank, in dem der Sprit wie in einem Schwamm aufgesaugt wird. Der kann nicht auslaufen.«
    »Wusste ich nicht«, sagte Paul etwas erleichtert. Dennoch ahnte er mit jedem Schritt, den er auf das Wrack zu tat, dass für Wormser jede Hilfe zu spät kommen würde.
    Jasmin umrundete das Unfallauto schneller als Paul, der sich den Anblick ersparen wollte. »Die Sicherheitszelle des Wagens hat den Crash erstaunlich gut überstanden«, hörte Paul sie sagen. »Aber sie ist leer.«
    Paul hob automatisch den Blick, um das weitere Umfeld des Unglücksortes zu erfassen. Keine zehn Meter entfernt wurde er fündig. Er sah einen entstellten Körper auf den Stufen der Steintribüne liegen. Die Gliedmaßen waren grotesk verbogen.
    Jasmins Blick folgte dem seinen. Sie stellte sich dicht an Pauls Seite und analysierte sachlich: »Er hatte es bei seiner Flucht so eilig, dass er nicht mehr dazu kam, den Sechs-Punkt-Gurt anzulegen oder gar einen Helm aufzusetzen. Die ganze Energie des Aufpralls ist auf seinen Körper übertragen worden. Er ist wie eine Rakete aus dem Wagen geschleudert worden – Wormser hatte keine Chance.«
    Ergriffen starrte Paul auf die zerstörte Gestalt des Mannes, der ihm in den vergangenen Tagen das Leben zur Hölle gemacht hatte. Zwar war es ihm zuletzt gelungen, den Spieß umzudrehen; er hatte seinen Kontrahenten zu Tode gehetzt. Erleichterung oder gar Genugtuung konnte er jedoch nicht empfinden.

Epilog
    »Na, waren deine Eltern froh, dass sie ihre Kaution zurückbekommen haben?«
    Jasmin grinste ihn fröhlich an, wobei sich ihre Nase lustig kräuselte. Sie trug eine lässige, sommerlich leichte Bluse über eng sitzenden ausgewaschenen Jeans. An ihren schmalen Handgelenken baumelten mehrere Modeschmuckarmbänder.
    Paul schob den Stuhl neben sich zurück, damit sie sich zu ihm unter den schattenspendenden Sonnenschirm vorm Cafe Sebald setzen konnte.
    »Sicher«, antwortete er, »sie haben sich gefreut. Obwohl ich den leisen Verdacht hege, dass mein Vater ein paar Tage Gefängnis für mich befürwortet hätte — eine gute Therapie gegen Anzeichen von Dekadenz und Verweichlichung. Aber Scherz beiseite: Ich bin den beiden sehr dankbar und übernehme als Wiedergutmachung nicht nur die Reparatur ihres Pools, sondern werde auch noch dem Zaun einen neuen Anstrich verpassen.«
    »Fleißig, fleißig«, lobte Jasmin, »ein wahrer Musterknabe.« Dann beugte sie sich hinunter, um eine Einkaufstüte aus dem Weg zu räumen. »Die ist aber schwer. Was
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