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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Gruene Weihnacht
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bei meinem ersten
offiziellen Drive auf Pebble Beach zustande brachte, war ein
schwächlicher Stoß, der mich bis in die ersten Ausläufer des
Rough brachte, noch ganze 170 Meter vom Grün entfernt. Aber
ich war kein Quäntchen weniger begeistert über diesen Schlag
als bei meinem ersten Drive in Hubbard Heights.
    Meine Spielpartner an diesem Tag waren Jim Colbert und der
Südafrikaner Simon Hobday. Colbert, der beständig unter den
ersten fünf auf der Preisgeldliste der Senior Tour stand, ist ein
Ex-Football-Spieler mit Granitgebiss und Bürstenhaarschnitt,
dessen Umgangsformen auf dem Platz irgendwo zwischen
extrem kühl und schlichtweg ruppig angesiedelt sind. Hobday
mit seinem Yosemite-Sam-Schnauzbart und dem riesigen,
schwarzen Crocodile-Dundee-Hut, den er immer trug, ist dagegen herzlich und gesprächig. Aber beide lassen sie beim
Spielen ganz ungeniert den Golf-Macho heraushängen.
    »Jetzt schau dir mal diese zwei Cracks da an, wie die das
Fairway runterstolzieren«, sagte Earl. »Die glauben wohl, dass
ihre Eier aus Messing sind.« Ich weiß ja, dass Colbert und
Hobday nichts dafür können, muskelbepackt und nur so vor
Saft und Kraft strotzend in ihr Erdendasein geschickt worden
zu sein, aber als ein Mann, der mit knapp eins neunzig noch nie
mehr als 68 Kilo auf die Wage gebracht hat, habe ich mich mit
solchen Kleiderschränken immer ziemlich schwer getan. Wie
Earl mir befohlen hatte, machte ich mich also an die Arbeit.
    Die US Open ist eins von nur vier Turnieren der Senior Tour,
bei denen nach den ersten zwei Spieltagen ein Cut stattfindet,
sodass man bereits vom allerersten Loch an voll unter Druck
steht. Zu Beginn der Turnierwoche war mein einziges Ziel, die
ganzen vier Tage bis zum Ende spielen zu können. »Versuch
immer, Par zu spielen, das wird reichen«, erinnerte mich Earl
mehrfach, und obwohl ich mit meinem Driver und den Eisen
kreuz und quer auf dem Platz landete, biss ich mich immer
wieder dahin durch.
    Die vielen Übungsstunden, die ich in mein kurzes Spiel gesteckt hatte, fingen allmählich an, sich auszuzahlen. Ich verfehlte zehnmal das Grün, kam aber achtmal davon doch noch
mit Par hin. Die zwei Bogeys glich ich mit einem Birdie zum
Teil wieder aus, was mich auf 73 und damit eins über Par
brachte. Das war eins besser als Colbert und eins schlechter als
Hobday und außerdem so ungefähr die Mitte des Feldes.
    Die beste Neuigkeit des ersten Tages war mein Putting. Ich
sah die Linie wieder, wodurch ich ein paar tückische
Zwei-Meter-Putts versenken und mich auf Par retten konnte.
    Nach der Runde ging ich auf die Driving Range, um mir
meinen Abschlag vorzunehmen, dessen führungslose Flugbahnen mich auf einige nicht so ansprechende Abschnitte von
Amerikas malerischstem Golfkurs geführt hatten.
    »Ich kann kaum glauben, dass Leute tatsächlich stehen bleiben, um mir beim Schlagen zuzusehen«, sagte ich zu Earl, als
sich hinter mir eine größere Menschentraube zu bilden begann.
    »Mach’ dir da mal keine Sorgen, Hogan, die sind nicht deinetwegen hier«, teilte mir Earl postwendend mit.
Ich schaute über Earls Schulter und erblickte Herman, Lee
Trevinos riesigen Caddie, der sich direkt neben uns einrichtete,
und gleich darauf Mex höchstpersönlich mit seinem breiten
Grinsen, das sein braun gebranntes, ledriges Gesicht in lange,
gerade Falten legte.
»Na, wie kommt der Schwung, Travis?«, fragte Trevino.
»Ganz ordentlich, Mr. Trevino«, erwiderte ich.
»Red’ nicht solchen Mist, McKinley«, fuhr Trevino lachend
fort. »Wenn er wirklich so verflucht ehrerbietig ist«, wandte
sich Trevino an die Menge, »wieso versucht er dann, meinen
Kindern ihr täglich Brot wegzunehmen?«
Inzwischen ging die Sonne unter, und die Range lag in einem
warmen, goldenen Licht. Und obwohl mir bange war, weil ich
den Ball nicht gerade schlagen konnte, und ich mich fragte, ob
ich wohl morgen immer noch die Linie sehen würde und ob es
für Sarah und mich wirklich gar keine Chance mehr gab,
überkam mich plötzlich ein Wohlgefühl, wie ich es seit meiner
Kindheit nicht mehr verspürt hatte.
Schlicht gesagt: Ich war glücklich. Voll und ganz.
Zu meiner Linken schlug Hiroshi Ishi seine Bälle, ein äußerst
exzellenter Spieler aus Japan, der aus einem Fischerdorf in der
Nähe von Tokio stammte und kaum ein Wort Englisch sprach.
Zu meiner Rechten trainierte der legendäre Trevino, der einst
als Driving-Range-Hustler seine ersten Gewinne eingeheimst
und inzwischen sieben Major-Turniere und unzählige
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