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Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da
Autoren: James Patterson
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zusammenlebten; weniger gut war, daß sie den Jungen und seine vier Schwestern in ihrem Cracklabor in der Sozialsiedlung Langley Terrace festhielten. Die Kinder waren zwischen fünf und zwölf, und alle arbeiteten im Geschäft mit. Sie waren »Kuriere«.
    »Was hast du denn hier verloren?« fragte ich ihn zum zweiten Mal. »Du bist doch nicht ganz zufällig im St. A. Was gibt’s?« Sampson klopfte eine Zigarette aus einem Päckchen Camel. Nur mit einer Hand. Ganz cool. Er zündete sich die Zigarette an. Überall Ärzte und Schwestern. Ich riß ihm die Zigarette aus der Hand und drückte sie mit der Sohle meines schwarzen ConverseTurnschuhs aus, in der Nähe des Loches am dicken Zeh. »Fühlst du dich jetzt besser?« Sampson musterte mich. Dann bedachte er mich mit einem breiten Grinsen, bleckte die großen weißen Zähne. Der Spaß war vorbei. Sampson hatte seine Magie auf mich wirken lassen, und es war tatsächlich Magie, der Trick mit der Zigarette inklusive. Ich fühlte mich besser. Spaße funktionieren. Ich fühlte mich, als wäre ich eben von einem halben Dutzend enger Verwandter und meinen beiden Kindern umarmt worden. Es gibt einen Grund dafür, daß Sampson mein bester Freund ist. Er kann besser als jeder andere auf mich einwirken.
    »Hier kommt der Engel der Barmherzigkeit«, sagte er und zeigte in den langen, chaotischen Flur.
    Annie Waters kam auf uns zu, die Hände tief in den Taschen des Krankenhauskittels. Ihre Miene war angespannt, aber das ist immer so.
    »Es tut mir wirklich leid, Alex. Der Junge hat es nicht geschafft. Ich glaube, er war fast schon tot, als Sie ihn hergebracht haben. Vermutlich hat ihn nur noch die Hoffnung, die Sie in sich herumschleppen, am Leben erhalten.«
    Vor mir blitzten eindringliche Bilder und innere Eindrücke davon auf, wie ich Marcus die Fifth Street und die L Street entlanggetragen hatte. Ich stellte mir das Leichentuch vor, mit dem Marcus zugedeckt war. Für Kinder verwenden sie so kleine Tücher. »Der Junge war mein Patient. Er ist im Frühling zu mir gekommen.« Ich erzählte den beiden, was mich so rasend und fuchtig gemacht hatte und plötzlich so deprimierte.
    »Kann ich Ihnen etwas holen, Alex?« fragte Annie Waters. Ihre Miene war nicht nur angespannt, sondern auch besorgt. Ich schüttelte den Kopf. Ich mußte reden, mußte das jetzt loswerden.
    »Marcus bekam heraus, daß ich im St. A. aushelfe, manchmal mit Leuten rede. Er kam nachmittags zum Wohnwagen. Als ich mit seinen Tests durch war, redete er über sein Leben in dem Cracklabor. Er kannte nur Junkies. Heute ist ein Junkie zu meinem Haus gekommen… Rita Washington. Nicht seine Mutter, nicht sein Vater. Der Junge hat versucht, sich die Kehle durchzuschneiden, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Erst elf Jahre alt.«
    Meine Augen waren naß. Wenn ein kleiner Junge stirbt, sollte jemand weinen. Der Psychologe eines elfjährigen Selbstmordopfers muß trauern. Jedenfalls glaubte ich das. Sampson stand schließlich auf und legte mir sacht seinen langen Arm auf die Schulter. Er war wieder zwei Meter groß. »Laß uns nach Hause fahren, Alex«, sagte er. »Komm schon, mein Junge. Zeit zum Gehen.«
    Ich ging hinein und warf einen letzten Blick auf Marcus. Ich hielt seine leblose kleine Hand und dachte an die Gespräche, die wir geführt hatten, an die unsägliche Traurigkeit, die nie aus seinen braunen Augen gewichen war. Ich erinnerte mich an ein weises, schönes afrikanisches Sprichwort: »Um ein gutes Kind großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf.« Schließlich kam Sampson und brachte mich von dem Jungen weg, brachte mich nach Hause. Wo es viel schlimmer wurde.
5. Kapitel
    Mir gefiel nicht, was ich zu Hause sah. Eine Menge Autos parkten chaotisch um mein Haus herum. Es ist ein Aförmiges Haus mit einem weißen Schindeldach; es sieht wie ein xbeliebiges Haus aus. Die meisten Autos kamen mir bekannt vor; es waren die Autos von Freunden und Familienmitgliedern. Sampson hielt hinter einem verbeulten, zehn Jahre alten Toyota, der der Frau meines verstorbenen Bruders Aaron gehörte. Cilla Cross war eine gute Freundin. Sie war zäh und intelligent. Mit der Zeit hatte ich sie lieber gemocht als meinen Bruder. Warum war Cilla hier?
    »Was zum Teufel ist bloß im Haus los?« fragte ich Sampson wieder. Ich fing an, mir Sorgen zu machen.
    »Lad mich auf ein kaltes Bier ein«, sagte er, als er den Zündschlüssel abzog. »Das ist das wenigste, was du für mich tun kannst.« Sampson war schon ausgestiegen. Wenn er will,
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