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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Todesschwur
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viel zu groß. Seit drei Jahren
war ich hinter ihm her, was er wahrscheinlich wusste. Aber
nichts, nicht einmal die Bundesregierung, würde Dominic
Cavello davon abhalten, bei der Hochzeit seiner Lieblingsnichte
mitzufeiern.
»Cannoli eins, hier ist Cannoli zwei«, knatterte eine Stimme in
meinem Ohrhörer.
Es war Special Agent Manny Oliva, den ich unten auf den
Dünen mit Ed Sinclair postiert hatte. Manny war in einer
Sozialwohnung in Newark aufgewachsen, dann hatte er alles
darangesetzt, seinen Juraabschluss zu machen. Er kam frisch aus
Quantico, als er meiner C-10-Einheit zugeteilt worden war.
»Irgendwas auf dem Radar, Nick? Hier gibt’s nichts außer
Sand und Möwen.«
»Ja«, meinte ich und servierte ihm, was ich sah. »Eher ruhig
hier. Eine kleine Lasagne mit heißen Würstchen, ein paar
gefüllte Garnelen und Parmesan.«
»Hör auf! Du machst mich total hungrig, Nicky Smiles.«
Nicky Smiles. So nannten mich die Jungs in der Einheit, zu
denen ich ein besseres Verhältnis hatte. Vielleicht weil ich mit
einem ziemlich netten Grinsen gesegnet war. Doch der Grund
war wohl eher, dass ich in Bay Ridge mit einem Haufen dieser
Mafiatypen aufgewachsen war und mein Name auf einem Vokal
endete. Außerdem wusste ich mehr über die Cosa Nostra als
irgendjemand sonst beim FBI, und ich fühlte mich verletzt durch
das, was dieser Wichser dem Ruf aller Italoamerikaner angetan
hatte – einschließlich meiner eigenen Familie, meinen Freunden,
die gesetzestreuer nicht sein konnten, und, natürlich, mir.
Also, wo steckst du, du Hurensohn? Du bist doch da drin,
Cavello, oder nicht? Durch mein Fernglas musterte ich die
Tänzer.
Die Prozession zog am Rand der Terrasse entlang, vorbei an
all den besoffenen Mafiosi in Smoking mit lila Hemden und
ihren Ehefrauen mit hochgesteckten Haaren und prall gefüllten
Kleidern. Die Braut machte sich an einen Tisch mit Senioren
heran, padrones mit Westernkrawatten, die am Espresso nippten
und alte Geschichten aufwärmten. Eins oder zwei der Gesichter
kamen mir bekannt vor.
In dem Moment beging die Braut den Fehler.
Sie wählte einen der alten Männer aus, beugte sich hinunter
und küsste ihn auf die Wange. Der Mann mit angehender Glatze
saß in einem Rollstuhl, die Hände im Schoß. Er wirkte schwach
und neben der Spur, als erholte er sich von einer Krankheit,
vielleicht von einem Schlaganfall. Er trug eine dunkle Brille und
hatte keine Augenbrauen, wie Onkel Junior in Die Sopranos.
Ich stand auf und richtete das Fernglas auf ihn. Die Braut
fasste ihn bei den Händen und versuchte, ihn hochzuziehen. Der
Kerl sah aus, als könnte er nicht im Stehen pinkeln, und schaffte
es kaum, die Arme um sie zu legen, geschweige denn
aufzustehen und zu tanzen.
Dann blieb mein Herz plötzlich stehen.
Du arroganter Hurensohn! Jetzt hab ich dich!
»Tom, Robin, dieser alte Kauz mit der dicken Brille. Die Braut
hat ihm gerade einen Kuss gegeben.«
»Okay«, meldete sich Tom Roach. Er saß in einem Van auf
dem Parkplatz und beobachtete die Bilder, die er von den im
Club versteckten Kameras empfing. »Ich habe ihn. Wo ist das
Problem?«
Ich trat einen Schritt vor und holte den Alten mit dem Fernglas
näher heran.
»Kein Problem. Das ist Dominic Cavello!«
»Zugriff!«, bellte ich in das an meinem Hemdkragen befestigte
Mikrofon. »Ziel ist ein glatzköpfiger Mann mit dunkler Brille.
Er sitzt in einem Rollstuhl auf der linken Seite der Terrasse. Es
ist Cavello! Er gilt als gefährlich und wird bewaffneten Widerstand leisten.«
Von meiner Position aus hatte ich einen erstklassigen Blick
auf das, was in den nächsten Minuten passierte. Tom Roach und
Robin Hammill sprangen aus dem Van auf den Parkplatz und
rannten zum Eingang.
Wir hatten genügend Leute, überall wartete Verstärkung –
sogar Agenten, die innen eine Schau als Barmänner und Kellner
abzogen. Ein paar hundert Meter entfernt, draußen auf dem
Meer, wartete ein Boot der Küstenwache, bei Bedarf konnte ein
Apache-Hubschrauber mobilisiert werden.
Nicht einmal Dominic Cavello würde die Hochzeit der Tochter
seines Bruders in einen Kugelhagel ausarten lassen, oder?
Falsch.
Ein paar Ganoven in hellblauen Smokings machten gerade
eine Zigarettenpause, als sie sahen, dass mein Team aus dem
Wagen sprang. Einer rannte gleich wieder hinein, während der
andere den Zugang blockierte. »Tut mir leid, das ist eine
Privatveranstaltung …«
Tom Roach zeigte ihm seine Dienstmarke. »Jetzt ist sie für die
Allgemeinheit
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