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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Todesschwur
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Jarrod rechtzeitig von der Schule abholen.
Richterin Seiderman beugte sich vor. »Hat jemand von Ihnen
den Namen Dominic Cavello gehört oder stand mit ihm in
Verbindung?«
Andie blickte zu dem unerschütterlichen, grauhaarigen Mann
in der dritten Reihe des Gerichtssaals. Um den ging es also. Ein
paar Leute murmelten. Andie drehte sich mit etwas mehr
Mitgefühl zu Rosella.
Diese Leute hier standen für einen Horrortrip an.

4
    Ich saß während der Geschworenenbefragung in der zweiten
Reihe, nicht weit von der Richterin entfernt. Sicherheitsbeamte
säumten die Wände, bereit, in Aktion zu treten, sobald sich
Cavello auch nur an der Nase kratzen würde. Die meisten
Marshals wussten, dass ich derjenige war, der Cavello einkassiert hatte, und der Fall für mich eine persönliche Angelegenheit
war.
    Die Warterei bis zu den Eröffnungsplädoyers, bis zum Auftritt
des ersten Zeugen machte mich fast wahnsinnig.
Wir hatten Miriam Seiderman als Richterin bekommen. Ich
hatte sie schon in zwei Gerichtsverhandlungen erlebt, und
immer schien sie sich für die Angeklagten ins Zeug zu legen.
Aber sie war gründlich und gerecht und führte die Verhandlungen mit strenger Hand. Es hätte für uns viel schlimmer kommen
können.
Was die Geschworenen betraf, sahen die für mich ganz passabel aus. Ein paar von ihnen waren ausgesprochen unterhaltsam.
Da war so ein Verizon-Typ mit Neuengland-Akzent, der
meinte, er habe drei Häuser in Brooklyn, die er verwalte, und er
werde sowieso seine Arbeit bei der Telefongesellschaft schmeißen, so dass es ihm egal sei, wie lange das mit der
Gerichtsverhandlung dauere.
Und ein Krimiautor, der von einer Frau aus der Gruppe erkannt wurde. Sie las sogar gerade ein Buch von ihm.
Dann die Frau in der dritten Reihe. Die Schauspielerin und
alleinerziehende Mutter. Die war richtig munter und gewitzt,
hatte dichtes, braunes Haar mit rötlichen Strähnen. Auf ihrem TShirt stand »Bitte nicht stören«. Irgendwie lustig.
Ein- oder zweimal drehte sich Cavello zu mir. Aber die meiste
Zeit saß er einfach da, die Hände im Schoß gefaltet, und blickte
stur geradeaus.
Ein paarmal kreuzten sich unsere Blicke. Und, wie geht’s,
Nicky, schien sein Lächeln sagen zu wollen, als hätte dieser
Typ, der den Rest seines Lebens im Knast sitzen würde, keine
anderen Sorgen im Leben.
Hin und wieder schoben er und sein Anwalt die Köpfe zusammen. Hy Kaskel. Wurde auch das Frettchen genannt, nicht
weil er seinen Lebensunterhalt mit der Verteidigung dieser
Saukerle verdiente, sondern weil er viel zu kurz geraten war und
einen trommelförmigen Oberkörper und buschige Augenbrauen
hatte, mit denen man sich die Schuhe hätte polieren können.
Kaskel konnte sich allerdings in Szene setzen. In dieser Beziehung war er der Beste seiner Zunft. Zwei seiner drei letzten
Prozesse gegen Mafiamitglieder gingen ergebnislos aus, beim
anderen erwirkte er einen Freispruch. Er und seine Leute saßen
einfach da, taxierten die Geschworenen und legten zu jedem
Einzelnen ein eigenes Blatt an. Der Verizon-Typ. Der Betriebswirt. Der Autor.
Ich blickte wieder zu der Schauspielerin. Mit Sicherheit dachte
sie, sie wäre draußen. Aber manchmal sind genau das die Leute,
die man als Geschworene braucht – Leute, die mal ordentlich
auf den Putz hauen, die das Eis brechen.
»Meine Damen und Herren.« Sharon Ann Moran, die Gerichtsdienerin. Die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft
hatten ihre Auswahl getroffen.
Ich dachte, gebt mir einfach zwölf Geschworene, die so gescheit sind, dass sie die Drohungen und den ganzen Quatsch
durchschauen. Zwölf Geschworene, die sich nicht einschüchtern
lassen.
Die Richterin las einen Namen nach dem anderen vor. Zwölf
Geschworene und sechs Stellvertreter. Sie bat sie, vorzutreten
und auf der Geschworenenbank Platz zu nehmen.
Der Krimiautor war dabei. Schockiert. Ebenso wie der Verizon-Typ. Und die Latino-Haushälterin, diejenige, die für ihre
Enkelin strickte.
Aber die größte Überraschung war die Schauspielerin. Auch
sie war dabei! Noch nie habe ich ein so verblüfftes Gesicht
gesehen. Ich glaube, niemand hier im Gerichtssaal konnte sich
ein Lächeln verkneifen.
»Ms. DeGrasse, Geschworene Nummer elf, Sie können auf der
Geschworenenbank Platz nehmen«, forderte sie die Richterin
ebenso amüsiert auf. »Sie haben die Rolle bekommen, meine
Liebe.«
Der gläserne Fahrstuhl des Marriott Marquis erhob sich immer
höher über den Times Square, und das Glitzern unten auf der
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