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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Das Ikarus-Gen
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Engelsgeduld. Sie würde
Mutter werden, und sie sehnte sich danach. Es war so still in
ihrem Teil des Hauses, dass sie manchmal meinte verrückt zu
werden. Ene, mene, muh.
    Ihr Verstand litt unter dem vielen Alleinsein, darunter, dass sie
jede Minute darauf verwenden musste, ihre Eier zu behüten und
zu brüten, dass sie ständig an Oz dachte und ihn so sehr
vermisste, dass es wehtat. Ständig und andauernd, bis in alle
Ewigkeit.
    Doch Max hatte allen Grund, wachsam und vorsichtig zu sein.
Sie wurde Mutter, und ihre Kinder würden etwas ganz
Besonderes werden. Max wusste natürlich, dass jede Mutter
genau das Gleiche empfand.
    Sie lag eingekuschelt in ihrem Bett und las zum wiederholten
Mal im Kerzenlicht Tolkiens Hobbit, als sie draußen vor dem
Schlafzimmerfenster eine Terrassendiele knarren hörte.
    Eigenartig.
Was war das?
Vielleicht hatte das ständige leise Pfeifen des Windes ein Tier
    erschreckt? Draußen liefen jede Menge Tiere rum, und es
raschelte ununterbrochen irgendwo im Unterholz. Ihr ohnehin
überlegenes Gehör war in diesen Tagen noch schärfer als
gewöhnlich.
    Sie streichelte mit den Fingerspitzen über die Eier. Ene, mene,
muh.
Und raus bist du!
Es gelang ihr einfach nicht, den Blick von den beiden Eiern zu
nehmen. Die Babys darin wurden von Tag zu Tag größer. Sie
hatten bereits angefangen, sich zu bewegen. Sie konnte ihre
Umrisse unter den Schalen erkennen. Das ging ihr jedes Mal
durch und durch. Nicht mehr lange, und sie würde Mutter sein.
Max blies die Kerze aus und lag ganz still. Sie lauschte erneut.
Und hörte das gleiche merkwürdige Knarren.
Wahrscheinlich nichts.
Wahrscheinlich …
Es klang wie ein Ast oder als würde der Wind an der Terrasse
zerren – doch es gab keine überhängenden Äste draußen vor
dem Haus, oder?
Nein, das Knarren hatte mehr geklungen wie ein verdammter
Schritt. Draußen auf den Dielen.
Oder bildete sie sich das nur ein? Spielte ihre Fantasie ihr
einen Streich?
Max hielt den Atem an und lauschte erneut. Das war zu
dämlich, um es mit Worten zu beschreiben.
Schließlich schlüpfte sie aus dem Bett. Noch dämlicher.
Sie schlich drei Schritte zum Fenster, wartete, dann teilte sie
die weißen, weitmaschigen Vorhänge, die Frannie für sie genäht
hatte, und spähte nach draußen auf die Terrasse vor dem
Fenster.
Und sprang entsetzt zurück.
Sie hatte direkt in ein anderes Augenpaar gestarrt.
Augen, die sie kannte!
Und hasste!
Ein Gesicht, das sie kannte und hasste.
Ja, ich bin es, formte der Mund lautlose Worte. Hallo Max.
Ich bin gekommen, um dich zu holen.
Eine behandschuhte Faust hämmerte gegen die Scheibe, und
das Glas flog splitternd nach innen. Überall ringsum regneten
Splitter herab. Und dann sprang Dr. Ethan Kane in ihr Zimmer,
und Max wusste, dass es ein Traum sein musste, ein schlimmer
Alptraum, wie simulierte Realität, aber eine böse Realität.
Doch es war kein Traum.
Es war nicht simuliert.
Er war am Leben.
Er war in ihrem Schlafzimmer. Er war gekommen, um sie und
ihre Eier zu holen.
»Verschwinden Sie!«, kreischte Max.
Doch Kane-Hauer packte sie um die Hüfte und warf sie auf
das Bett. Er hielt ein Skalpell in der Hand. Und er war stark – viel stärker als ein gewöhnlicher Mensch. Er war kein
gewöhnlicher Mensch.
Natürlich nicht. Er hatte sich selbst verbessert, wieder und
wieder. Er war der Erste, der in den Genuss von Resurrection
gekommen war. Kane-Hauer war der neue Frankenstein. Max
verdrehte sich im Fallen, um dem Nest aus Kissen
auszuweichen, das sie für ihre Babys gemacht hatte. Um ein
Haar hätte sie die Eier zerdrückt!
Als sie den Kopf wieder hob, spürte sie eine scharfe Klinge an
ihrer Kehle. Mit der freien Hand hielt Hauer ihr den Mund und
die Nase zu. Er erstickte sie! Wusste er überhaupt, wie stark er
war?
»Hallo Max«, sagte er noch einmal. »Wie schön, dich
wiederzusehen, meine Liebe. Ja, ich bin am Leben. Du hast nur
einen Klon getötet, Max, nicht mich. Aber das hast du
wahrscheinlich bereits gewusst, nicht wahr?«
Dann wurde er ernst. »Wage es nicht, dich zu bewegen, du
gefiederte Missgeburt«, warnte er sie. »Denk nicht mal daran,
um Hilfe zu schreien, sonst töte ich die anderen ebenfalls. Es
macht mir nichts aus. Wehr dich, und ich töte dich. Du wirst
sterben, ohne deine Babys jemals gesehen zu haben. Du bist
schlau, Max. Du verstehst, was ich dir sage, oder?«
Max nickte. Ihre Lungen schmerzten. Sie musste atmen.
Endlich nahm Hauer die Hand von ihrem Mund, und
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