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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Das Pandora-Projekt
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ich, da ich keinen blassen
Schimmer hatte.
»Ich gieß den Saft ein«, erbot sich der Gasman. Mir wurde
warm ums Herz. Er war so ein süßes Kind, seine kleine
Schwester ebenso. Er und die sechsjährige Angel waren die
einzigen blutsverwandten Geschwister unter uns, aber wir waren
dennoch eine richtige Familie.
Ein Schwarm, um genauer zu sein. Wie ein Schwarm Vögel.
Kurz danach schob sich Iggy in die Küche, blass und groß. Mit
geschlossenen Augen fiel er auf unsere alte Couch. Eine
perfekte Landung. Er hatte nur dann Probleme mit seiner
Blindheit, wenn einer von uns die Möbel umstellte.
»He, Iggy, aufstehen und lächeln«, sagte ich.
»Beiß mich doch«, murmelte er verschlafen.
»Okay, dann eben kein Frühstück«, sagte ich.
Ich schaute in den Kühlschrank mit der naiven Hoffnung, dass
die Essensfee gekommen sei. Da kribbelte mein Nacken.
Schnell richtete ich mich auf und wirbelte herum.
»Hör sofort damit auf!«, sagte ich.
Fang erschien immer so lautlos, aus dem Nichts, wie ein
lebendig gewordener Schatten. Er betrachtete mich ruhig. Er
war vollständig angezogen und hellwach. Seine überlangen
dunklen Haare hatte er zurückgebürstet. Er war vier Monate
jünger als ich, aber bereits zehn Zentimeter größer. »Womit soll
ich aufhören? Zu atmen?«, fragte er ruhig.
Ich verdrehte die Augen. »Du weißt genau, was ich meine.«
Iggy richtete sich mit lautem Stöhnen auf. »Ich mache Eier«,
erklärte er. Ich nehme an, wenn ich empfindlicher wäre, würde
es mich treffen, dass ein blinder Junge, sechs Monate jünger als
ich, besser als ich kochen konnte.
Aber das bin ich nicht.
Ich schaute mich in der Küche um. Das Frühstück war in
Arbeit. »Fang? Du deckst den Tisch. Ich hole Nudge und
Angel.«
Die beiden Mädchen teilten sich das kleine Schlafzimmer. Ich
öffnete die Tür. Die elfjährige Nudge schlief noch in die Decke
gewickelt. Mit geschlossenem Mund ist sie kaum zu erkennen,
dachte ich. War sie wach, nannten wir sie Radio Nudge. Sie
plapperte pausenlos.
»He, Schätzchen, aufstehen«, sagte ich und schüttelte sie sanft
an der Schulter. »Frühstück in zehn Minuten.«
Nudge blinzelte und hatte Mühe, ihre braunen Augen auf mich
zu richten. »Was?«, murmelte sie.
»Ein neuer Tag«, sagte ich. »Steh auf und stell dich ihm.«
Stöhnend erhob Nudge sich in eine schiefe, aber technisch
gesehen sitzende Position.
Ihr gegenüber verhüllte ein dünner Vorhang die Ecke. Angel
liebte kleine gemütliche Räume. Ihr Bett hinter dem Vorhang
war wie ein Nest, voll mit Plüschtieren, Büchern, Kleidung. Ich
lächelte und zog den Vorhang zurück.
»He, du bist ja schon angezogen«, sagte ich und beugte mich
hinunter, um sie in den Arm zu nehmen.
»Hallo, Max«, sagte Angel und holte die blonden Locken aus
dem Kragen. »Kannst du mich zuknöpfen?«
»Na, klar.« Ich drehte sie um und machte mich ans Werk.
Ich habe es den anderen nie gesagt, aber ich liebte, ja, ich liebte Angel. Vielleicht weil ich für sie gesorgt hatte, seit sie ein
Baby war. Vielleicht weil sie so unglaublich süß und
liebenswert war.
»Vielleicht weil ich dein kleines Mädchen bin, Max«, sagte
Angel, drehte sich um und schaute mich an. »Aber mach dir
keine Sorgen, Max. Ich werde es keinem sagen. Außerdem habe
ich dich auch am liebsten.« Sie schlang die dünnen Ärmchen um
meinen Hals und gab mir einen leicht klebrigen Kuss auf die
Wange. Ich drückte sie an mich. Ach ja, das ist noch eine
Besonderheit bei Angel.
Sie kann Gedanken lesen.

H
eute geh ich Erdbeeren pflücken«, erklärte Angel
nachdrücklich und häufte Rührei auf ihre Gabel. »Die sind
jetzt reif.«
    »Okay, Angel, ich komme mit«, sagte der Gasman. In diesem
Moment geschah ihm eines seiner häufigen Missgeschicke. Er
kicherte.
»Also wirklich, Gasman«, sagte ich tadelnd.
    »Gas … maske!« Iggy griff sich an den Hals und tat so, als
ersticke er.
»Ich bin fertig! « , sagte Fang, stand schnell auf und brachte
seinen Teller zur Spüle.
»’tschuldigung«, sagte der Gasman automatisch, aß aber
seelenruhig weiter.
»Ja, Angel«, meinte Nudge. »Ich glaube, frische Luft wäre für
uns alle gut. Ich komme auch mit.«
»Wir gehen alle«, erklärte ich.
Draußen war es herrlich. Klar, wolkenlos. Der erste wirklich
warme Tag im Mai. Wir trugen Eimer und Körbe. Angel führte
uns zu einer großen Stelle mit wilden Erdbeeren.
Sie hielt meine Hand. »Wenn du einen Kuchen backst, mache
ich Erdbeertörtchen«, sagte sie glücklich.
»Also,
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