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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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ein Minimum an Schuld bei Ihnen heraufzubeschwören?«
    »Der Versuch ist wirklich überflüssig«, gab Flinx schnippisch zurück. »Du musst nichts auffrischen, was mich ohnehin niemals verlässt.«
    »Zumindest diese Erkenntnis ist ermutigend«, erwiderte das Schiff. »Da Logik und Vernunft keine Wirkung zu haben scheinen, suche ich nach etwas, das funktioniert .«
    In mancher Hinsicht war eine Unterhaltung mit der Teacher einfacher als mit einem Menschen. Das Schiff erhob beispielsweise nie die Stimme, und Flinx konnte die Diskussion jederzeit durch einen simplen Befehl abbrechen, wenn er den Wunsch danach verspürte. Andererseits konnte er sich nicht wie bei einem anderen Menschen einfach von ihr abwenden. Sie war überall um ihn herum.
    »Sobald ich diese Frage geklärt habe, werde ich die Suche fortsetzen. Das verspreche ich.« Pip blickte ihn fragend an.
    Das Schiff antwortete: »Was macht Sie so sicher, dass Sie das hier klären können? Die Antwort auf diese Frage haben Sie schon auf sehr vielen Welten gesucht. Wie ich schon wiederholt angemerkt habe, könnte der sterbende Mensch mit einer Lüge auf den Lippen gegangen sein. Das wäre durchaus zu erwarten von jemandem, der so lange selbst eine Lüge gelebt hat.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Nachdenklich blickte Flinx erneut auf die wolkenumhangene neue Welt, die im Fenster vor ihm zunehmend größer wurde. Während er hinaussah, glich sich die Öffnung an die sich verändernden Lichtverhältnisse rings um das Schiff an. Ein weiterer neuer Planet in einer langen Liste von vielen, die ihm anstelle von Antworten nur Fragen gebracht hatten. »Aber nach all den Jahren war es die vielversprechendste Lüge, die ich je gehört habe.«
    Obwohl er wusste, dass die menschliche Bevölkerung auf Gestalt gerade mal in die Millionen ging, war er trotzdem überrascht, wie zwanglos die Landeformalitäten abgewickelt wurden. Laut der Teacher machte sich das automatische Elektronikprotokoll, das auf einer Station im Orbit angesiedelt war und auf ihre Annäherung reagierte, nicht einmal die Mühe, sie nach dem Grund ihres Besuchs zu fragen. Das ließ vermuten, dass die Behörden auf dem Planeten entweder extrem faul, gleichgültig oder unangemessen nachlässig arbeiteten. Doch wie sich herausstellte, traf keine dieser Vermutungen zu. Das orbitale Besucherempfangsprogramm spiegelte nur die wahre Einstellung und Philosophie der Kolonisten wider – und so etwas war Flinx bisher noch nie begegnet.
    Der Mangel an Bürokratie bedeutete auch, dass er zwar seine wahre Identität verschleiern musste, aber kein Bedarf bestand, die Konfiguration seines Schiffes zu ändern. Die Teacher durfte auf die komplizierte externe Verwandlung verzichten, die er normalerweise anordnete, wenn sie beim Besuch fremder Welten ihr Erscheinungsbild tarnen mussten.
    Nachdem er sich so gut es ging mit Dingen aus dem Schiffsvorrat – die in der kleinen, aber ausführlichen Galografiedatei des Planeten empfohlen wurden – ausgestattet hatte, ging er durch den Gang zur Shuttlebucht. Pip hatte es sich auf der linken Schulter seiner dunkelbraunen Nanofiber-Kaltwetterjacke gemütlich gemacht und war eingeschlafen. Durch einen kurzen Check überzeugte er sich davon, dass alles in bester Ordnung war und er aufbrechen konnte. Das Gerät, über das er nicht nur mit der Teacher kommunizieren, sondern mit dessen Hilfe sie ihn auch überwachen konnte, befand sich sicher in einem Beutel an seinem Gürtel, den er geschickt unter dem Saum seiner Jacke verborgen hatte.
    Zwar betrat er keine Eiswelt wie Tran-Ky-ky, aber nach allem, was er wusste, war es auf der Oberfläche von Gestalt ebenso kalt wie im Herzen von Meliorare. Er empfand dies als eine eher angenehme Abwechslung zu den gemäßigten, tropischen oder halbwüstenartigen Welten, auf denen er zuletzt so viel Zeit verbracht hatte.
    »Ich bin bald zurück«, verkündete er, als sich die Tür des Shuttles leise hinter ihm schloss. Ein kaum vernehmbares Zischen ließ erkennen, dass der Druckausgleich vorgenommen wurde.
    »Berühmte letzte Worte«, erwiderte die Teacher, womit sie sowohl ihre Meinung in Bezug auf die Tatsache an sich als auch bezüglich des schlanken jungen Menschen, der sich gerade im Shuttle anschnallte, zum Ausdruck brachte.
    Mein Vater, dachte Flinx, während er den leisen Ruck spürte, der anzeigte, dass das Shuttle die Teacher verlassen hatte. Mein Vater lebt . Das hatte der sterbende Meliorare Cocarol selbst gesagt. So viele Jahre hatte er nach
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