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Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten

Titel: Pater Anselm Bd. 2 - Die Gärten der Toten
Autoren: William Brodrick
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George musste im Wartezimmer bleiben, während man Nancy in ein Büro mit Milchglasscheibe in der Tür brachte.
    Zwanzig Minuten später waren George und Nancy wieder frei. Lange sagte Nancy nichts.
    »George«, erklärte sie schließlich gleichmütig, »als sie uns überprüft haben, weil wir Geld verschenken, hat mein Name im Computer einiges in Gang gesetzt.« Sie setzte sich auf eine Gartenmauer. »Ich bin seit zwei Tagen als vermisst gemeldet, und gestern hat Inspector Cartwright Riley wegen Mordes an seinem Stiefvater verhaftet. Er hat ungefragt den Mord an deinem Sohn gestanden und alles, was in der Quilling Road passiert ist. Er wird für sehr lange Zeit ins Gefängnis kommen.«
    George hatte das Gefühl, wieder im Rolls-Royce zu sitzen und Sternchen zu sehen; jeden Augenblick musste die Welt sich wieder ins rechte Lot rücken. Er setzte sich auf die Mauer und nahm die Hand seiner Freundin.
    »Was wirst du tun, Nancy?«
    Mit dem Hut, den sie über die Ohren gezogen hatte, sah sie sehr entschlossen aus.
    »Mir bleiben noch zwei Tage in Brighton«, sagte sie, als zöge sie Bilanz. »Ich habe zehntausend Pfund in der Tasche. Und ich habe bis dahin angenehme Gesellschaft. Was kann eine Frau sich mehr wünschen?«
    George musterte ihr sanftes Gesicht.
    »Und wenn meine Zeit abgelaufen ist und ich pleite bin«, sagte sie und schaute George an, als sei es vielleicht falsch und als könne er sie niemals verstehen, »dann gehe ich zurück zu Riley.«
    Seite an Seite gingen sie in den Wind und die Sonne.
    »Jemand muss ihn doch lieben«, sagte sie schlicht.

7
    NICK KAM WENIGER nach Larkwood, weil Roddy ihn dazu gedrängt hatte, als vielmehr, weil es passend war. Er hatte mit Pater Anselm eine Art Reise begonnen, die nun zu Ende war; es gab keine Geheimnisse mehr. Es war der richtige Augenblick, Abschied zu nehmen.
    »Als Mönch bin ich ein Mensch der Rituale«, sagte Pater Anselm, in einen langen Wollumhang gehüllt. »Symbole helfen mir, Dinge zu verstehen.« Sie saßen auf einer Bank aus behauenem Stein mit Blick auf den Lark und eine Reihe leerer Blumentöpfe. »Hier haben Ihre Mutter und ich am Anfang ihrer Bestrebungen gesessen. Vielleicht ist es kein schlechter Ort, um zu schauen, wohin sie geführt haben.«
    Vor einer Woche hatte Nick sich noch geärgert über den Wunsch seines Vaters, ihn zu behüten, und über die Energie, die er darauf verwandte, dass sein Sohn unbeschadet blieb. Er hatte es als Bevormundung empfunden. Nick war ein erwachsener Mann, ein Arzt. Er war mit Aga-Kröten geschwommen. Aber inzwischen wusste er, dass Walter Steadman sein Großvater war und von einem Jungen getötet wurde, der als Mann weiter getötet hatte und zu allem Überfluss noch Nicks Onkel war. Roddy war gekommen und hatte ihm diese netten Details eröffnet, da ein Prozess nach Rileys Geständnis unausweichlich war und Nick es ohnehin bald erfahren würde – wenn nicht von Roddy oder seinem eigenen Vater, dann von der Presse, die sich wahrscheinlich gegenseitig übertrumpfen würde, seine Mutter mit den unverschämtesten Schlagzeilen abzustempeln. Wie sich herausstellte, hatte Roddy von Elizabeth’ kurzer Episode auf der Straße gewusst, aber mehr nicht. Den Rest hatte er von Pater Anselm erfahren.
    Nachdem Roddy sich in ein Taxi gewälzt hatte, wusste Nick endlich die dickköpfige Halsstarrigkeit seines Vaters zu würdigen. Selbst nach Elizabeth’ Tod hatte Charles sich an eine schwache Hoffnung geklammert: dass Pater Anselm scheitern würde; dass Mrs. Dixon ein langes, zurückgezogenes Alter genießen würde. Walter Steadman war das Thema, das Nicks Eltern am stärksten gespalten hatte. Und Nick konnte die Einstellung seines Vaters voll und ganz unterschreiben: Welchen Sinn hatte es, das alles ans Licht zu bringen? Warum hatte sie diese furchtbare öffentliche Vernichtung der Lebenden inszeniert? Wem nützte sie? Nur den Toten. Offen gestanden: Nick wollte behütet werden und unbeschadet bleiben. Das alles hatte er Pater Anselm auf dem Weg zu der Steinbank gesagt. Ausgelaugt sackte er in sich zusammen und stützte die Arme auf die Oberschenkel.
    »Ihre Mutter ist aus einem Haus fortgelaufen, in dem ihr Vater ermordet wurde«, sagte Pater Anselm sachlich. »Sie bewunderte den Mann nicht, obwohl er ihre Zuneigung für sich beansprucht hatte. Das muss schwierig für sie gewesen sein: seine Brutalität und seine Zärtlichkeit zu erleben; sich zu fragen, wie beides aus einer Seele erwachsen konnte; das eine zu würdigen und
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