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Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing

Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing

Titel: Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
Autoren: Alfred Bekker
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geisterhaften Kraft hatte nicht das Geringste entgegenzusetzen.
    Sie war wie ein unwiderstehlicher Sog. Ein reißender Strom, gegen den man nicht anrudern konnte. Selbst bei Aufbietung aller Kräfte nicht. Lautlos ging ich an Deck. Ich fühlte mich so leicht. Das Flusswasser plätscherte gegen die Wanten der AMAZONAS QUEEN. Es war weit nach Mitternacht und eigentlich wurde es um diese Zeit etwas kühler. Nicht dramatisch, aber immerhin so spürbar, dass man das Gefühl bekam, etwas freier durchatmen zu können.
    Aber in dieser Nacht schien das nicht zu gelten.
    Ich fühlte die Abkühlung nicht.
    Aber ich spürte auch die drückende Hitze und Schwüle nicht, die einen ansonsten bei jedem Schritt belastete, wenn man das feucht-kühle englische Seeklima gewohnt war.
    Was geschieht jetzt nur?
    Die Frage wurde immer drängender. Ein dicker Kloß saß mir im Hals. Aber ich hatte keine Zeit länger über diese Kleinigkeiten nachzudenken.
    Details, die mich erschreckten.
    Obwohl ich mir kaum Mühe gab, leise zu gehen, verursachte der Auftritt meiner Füße keinen Laut. Und das, obwohl ich nur zu gut wusste, wie sehr die Planken der AMAZONAS QUEEN hier und da knarrten. Aber jetzt war nichts davon zu hören.
    Der Impuls trieb mich vorwärts. Ich fühlte mich wie eine Marionette, die an unsichtbaren Fäden gezogen wurde. Ich wollte stehenbleiben, einen Moment lang nachdenken, aber der Puppenspieler im Hintergrund, hatte kein Erbarmen. Er - oder es - zwang mich, weiterzugehen.
    Ich sprang in das dunkle Flusswasser.
    Kein Laut ertönte, als ich in die Wasseroberfläche eintauchte.
    Das Wasser spritzte hoch auf, aber man hörte nichts davon.
    Wie automatisch begann ich damit, Schwimmbewegungen zu vollführen.
    Der Puls schlug mir bis zum Hals dabei. Schon der Piranhas und Kaimane wegen, die die Nebenarme des Amazonas bevölkerten, hätte ich es niemals gewagt, in die Fluten zu springen und bis zum Ufer zu schwimmen.
    Genau das wollte jene Kraft allerdings, unter deren Einfluss ich jetzt stand.
    Es ist ein Traum! , erinnerte ich mich. Eine Vision. Mehr nicht...  
    Ich erreichte das Ufer, erhob mich aus dem Wasser und begann dann mit mechanischen, energischen Bewegungen mir mit bloßen Händen einen Weg durch die dichte Vegetation zu bahnen.
    Nicht einen einzigen Moment hielt ich dabei inne.
    Wie auf einer vorgezeichneten Bahn fand ich meinen Weg durch den Dschungel. Und lange bevor ich das Ziel schließlich erreichte, hatte ich es schon erahnt.
    Es war das HAUS DER GÖTTER.
    Stundenlang quälte ich mich unverdrossen vorwärts und gegen alle Erwartung war die Dunkelheit dabei nicht das geringste Hindernis. Jeder einzelne Schritt schien im Voraus bereits festzuliegen.
    Dunkel und drohend tauchten dann die gewaltigen Mauern des HAUSES DER GÖTTER aus dem Grün des Dschungels heraus auf.
    Ich dachte an die Vision, die ich - noch in London - gehabt hatte. Jene Vision, in der ich mich des Nachts allein in diesem unheimlichen Gemäuer befunden und in ein paar mitleidloser Facettenaugen geblickt hatte.
    Der Mond tauchte die Mauern in ein fahles Licht. Hier und da wurde es durch die glatte, marmorartige Oberfläche reflektiert. Lichtmuster entstanden. Ich ging auf den dunklen, röhrenartigen Gang zu, der ins Innere des HAUSES DER GÖTTER führte.
    In das Atrium, dessen Zentrum das steinerne Hexagon bildete.
    Jener Punkt, an dem ich die kosmischen Kraftlinien trafen.
    Geh nicht weiter! , raunte eine vertraute Stimme in meinem Kopf. Geh nicht! Du bringst dich in Gefahr! Es war die Stimme von Onkel Frederik, die wie aus weiter Ferne zu mir sprach. Sie sagte noch mehr, aber den Großteil der Worte verstand ich nicht. Es klang beinahe wie bei einem nicht genau eingestellten Radiosender.
    Onkel Frederik!, dachte ich. Kannst du meine Gedanken wahrnehmen?  
    Ich erhielt keinerlei Antwort.
    Aber das leise Wispern verschwand einen Augenblick später.
    Kalte Schauder erfassten mich, als ich den röhrenartigen Gang erreichte.
    Ich blickte in die Dunkelheit hinein, die dort herrschte und zögerte damit, weiter zu gehen.
    Die Muster an der Wand nahmen meine Aufmerksamkeit gefangen. Zum ersten Mal sah ich diese Nachtmuster des HAUSES DER GÖTTER wirklich deutlich. In meiner Londoner Vision waren sie nicht mehr als verschwommene Strukturen gewesen, deren Bedeutung ich nur dunkel erahnt hatte.
    Aber jetzt war das anders.
    Das, was ich vermutet hatte, traf zu.
    Es sind die Zeichen, in denen das LIBRUM HEXAVIRATUM geschrieben wurde!, durchzuckte es mich.
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