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Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie

Titel: Paraforce 6 - Die Stunde der Bestie
Autoren: C. C. Slaterman
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Jetzt aber war die ganze Einrichtung wahllos über den Boden verteilt und zu nichts anderem mehr zu gebrauchen als zu Brennholz.
    Die Türen des Schranks waren herausgerissen, sein Inhalt mit den Stuhlresten vermischt über den Boden verteilt. Der massive Eichentisch war umgekippt und wie die anderen Möbel zersplittert, so, als hätte sie jemand mit einem Vorschlaghammer bearbeitet. Genau so wie das Bett, das derart zerstört war, dass Salcher Mühe hatte, es als solches zu erkennen.
    Und überall war Blut: auf dem Boden, an den Wänden, an den Resten der Einrichtung.
    Gleichzeitig registrierte er auch jenen ekelhaften Geruch, der ihm fast die Luft zum Atmen nahm. Er kannte ihn nur allzu gut aus den bitteren Erfahrungen seiner Arbeit bei der Mordkommission. Es war der faulig säuerliche Geruch der Opfer, die wie alle Menschen mit ihrem Tod die Kontrolle über die Schließmuskeln verloren hatten. Vermischt mit dem kupferartigen Geruch des Blutes hing er wie eine widerwärtige, atemerstickende Dunstwolke im Raum.
    Plötzlich wurde Tobias blass und musste sich an den Türrahmen lehnen, weil seine Beine unverhofft nachgaben.
    Es war nicht der Anblick des verwüsteten Mobiliars oder der bestialische Gestank, der seine Knie weich und sein Gesicht so weiß werden ließ, als wäre er gerade gestorben. Es war die Berührung mit etwas, das von der Decke herabhing. Etwas, das er bisher nicht bemerkt hatte, weil sein Blick bis dato starr auf das Chaos in der Hütte fixiert war.
    Die Lampe der Hütte bestand aus dem ausrangierten Rad eines bäuerlichen Holzwagens, wie man ihn in den Alpen zur Heuernte benutzte, und wurde von einer schmiedeeisernen Kette an der Decke gehalten. Als Lichtquelle dienten ein halbes Dutzend altertümliche Petroleumfunzeln, die mit Eisenhaken an den Radspeichen befestigt waren. Wenn es dunkel wurde, zauberte ihr Schein bestimmt eine urgemütliche Atmosphäre in die rustikale Hütte.
    Jetzt aber beleuchtete er namenloses Grauen.
    Auf den Speichen der Radlampe lagen die Reste eines menschlichen Arms. Sehnen, zerfetztes Muskelgewebe und Hautreste hatten sich offensichtlich in den Eisenhaken der Lampenhalterungen verfangen und hielten ihn dort an seinem Platz. Die Hand, die wie der ganze Arm unzählige Bissspuren aufwies, baumelte herunter und ihre Finger waren es, die Tobias berührt hatten. Wie angewurzelt blieb er stehen und stierte für Sekunden mit einer Mischung aus Entsetzen, Ekel und einer geradezu perversen Faszination auf die Lampe, bis ihn eine blecherne Stimme aus seiner Erstarrung riss.
    »Rühren Sie ja nichts an, in dieser Scheiße findet man sowieso kaum brauchbare Hinweise.«
    Der Kopf des Oberinspektors ruckte herum.
    Sein anfängliches Grauen war inzwischen wieder dem Wissen aus seiner Ausbildung und dem daraus resultierenden Verhaltensmuster gewichen. Die erste Aufregung war verflogen. Er atmete jetzt ruhig und betrachtete den Tatort kühl und analytisch.
    Sämtliche Männer der Spurensicherung und Gerichtsmedizin waren in weiße Ganzkörperoveralls gehüllt und trugen alle eine Art Gasmaske vor dem Gesicht. Jetzt wusste Salcher auch, warum die Stimme vorhin so geklungen hatte, als ob jemand in einen Eimer hineinsprechen würde.
    »Können Sie mir vorab wenigstens schon einen kleinen Überblick geben?«, fragte Tobias und hielt einem Mann, der ihn am Weitergehen hindern wollte, seinen Ausweis vor die Augengläser der Maske.
    Der Mann schüttelte mit einer resignierenden Geste den Kopf und deutete nach draußen. Als sie vor der Türe standen, riss er sich die Atemschutzmaske vom Gesicht und atmete mehrere Male die kalte Luft der Morgendämmerung ein und aus.
    Erst dann begann er zu reden.
    »Wir wissen bis jetzt nur, dass es sich bei den Leichen um Franziska Hauser und einen noch nicht identifizierten jungen Mann handelt. Keine Ahnung, was die beiden in dieser gottverlassenen Hütte verloren hatten. Genaueres wird erst die Obduktion in der Gerichtsmedizin ergeben. Aber machen sie sich da bloß keine allzu großen Hoffnungen. Ohne die Hilfe von unserem Herrgott oder Kommissar Zufall werden wir trotz unserer ganzen Technik den Tathergang wohl kaum noch vollständig rekonstruieren können.«
    Bevor Salcher nach dem Warum fragen konnte, deutete der Mann durch die Tür hindurch auf einen dunklen Plastiksack neben dem demolierten Schrank. Er war nur unwesentlich größer als eine normale Einkaufstüte aus dem Supermarkt und deshalb hatte ihn Tobias wohl auch in der ganzen Verwüstung, die in
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