Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pandoras Tochter

Pandoras Tochter

Titel: Pandoras Tochter
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Blut sickerte aus einer Wunde in seiner Brust, die Waffe fiel ihm aus der Hand, aber er war noch auf den Beinen.
    »Lauf, Megan«, rief Harley aus dem Wald. »Er ist dir zu nahe. Ich habe keine freie Schussbahn auf ihn.«
    »Betrügerin. Du versuchst, mich zu bescheißen.« Molino hatte sie eingeholt und legte ihr die Hände um den Hals. »Steven lässt nicht zu, dass du betrügst. Ich schlachte dich …«
    Noch ein Schuss. Molino zuckte zusammen, als die Kugel seinen Arm traf.
    Megan stieß ihn von sich, und er fiel auf die Seite.
    Aber er packte sie, warf sie um und rollte sie zum Rand des Abgrunds. »Ich schlachte dich. Ich schlachte alle die … Freaks.«
    Sie kämpfte verzweifelt. Er wollte sie in den Abgrund stoßen. Er dürfte eigentlich keine Kraft mehr haben. Aber es war, als hätten ihn die Schüsse gar nicht getroffen. Hätte sie doch nur dieses Gewehr, das im Wald lag, an sich gebracht.
    Kein Gewehr.
    Aber sie hatte eine andere Waffe.
    »Es ist zu spät«, keuchte sie. »Ihr Steven kann Ihnen nicht helfen. Meine Mutter hat ihn getötet.« Sie streckte die Hand nach Molino aus. »Wissen Sie, wie es ist, verrückt zu werden? Sprechen Sie mit Steven. Ich werde Sie berühren, Molino.«
    Er erstarrte und ließ ihre Hand nicht aus den Augen, als wäre sie eine Kobra, die bereit war zuzubeißen.
    »Haben Sie Angst? Das sollten Sie. Sie haben meine Mutter ermordet, und sie will Ihren Tod. Selbst wenn ich keine Pandora bin, kann sie durch mich handeln. Immerhin bin ich ein Freak. Sie wissen alles über Freaks, stimmt’s?« Sie berührte seine Wange.
    Er schrie und verdrehte die Augen. »Nein!« Er kroch weg von ihr. »Freak. Monster.«
    »Sie sind das Monster.« Sie robbte zu ihm. Nur noch einen halben Meter, und er fiel in die Tiefe. »Sie werden sterben, Molino. Glauben Sie, dass der Wahnsinn und das Leid den Menschen ins Grab folgen? Ich hoffe es.«
    »Geh weg von mir.« Er rutschte näher zum Abgrund. »Komm nicht näher.«
    »Aber ich möchte Sie berühren. Ich will Ihre Hand halten.« Sie schnellte mit ausgestreckter Hand vorwärts.
    Er schrie und stürzte in die Tiefe.
    Im Fallen packte er ihren Arm.
    Sie rutschte, und er zog sie über den Rand.
    »Steven …«, keuchte Molino. »Er wird mich nicht sterben lassen. Wir werden …«
    Er stieß einen Schrei aus, als sich der Griff um ihren Arm lockerte. Er fiel.
     
    Sie rutschte!
    Megans Nägel bohrten sich in eine schmale Felsritze.
    Nicht fallen. Lass Molino nicht gewinnen.
    Ihre Füße fanden Halt auf einem kleinen Vorsprung, aber die Erde unter ihren Sohlen bröckelte, gab nach, während sie nach etwas tastete, was nicht da war.
    Ihre Finger rissen auf und bluteten.
    »Halt dich fest, Megan.« Harleys Gesicht tauchte über ihr am Rand des Abgrunds auf. »Ich komme dir entgegen, so weit ich kann. Ich werde dein rechtes Handgelenk umfassen und versuchen, dich nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.«
    Hoffnung.
    Er streckte die Hand nach ihr aus. »Ich kann dich nicht erreichen.« Er robbte noch ein wenig näher. »Grady kommt aus dem Haus gerannt. Wir lassen dich nicht fallen, Megan.«
    Wenn sie sie rechtzeitig festhalten konnten.
    Sie rutschte noch ein paar Zentimeter tiefer, als noch mehr Erde unter ihren Füßen wegbrach. Ihre Arme schmerzten, aber sie hielt sich fest.
    »Gott im Himmel, nur ein paar Zentimeter …« Harley streckte sich ihr entgegen – er konnte sie nicht erreichen. Er versuchte es einmal. Zweimal. Beim dritten Versuch gelang es ihm, ihr Handgelenk zu umfassen. »Ich hab dich.«
    Die Erdkrume, auf der sie stand, bröckelte vollends weg.
    Sie stürzte!
    »Hilf mir.« Harley hielt sie an einem Handgelenk fest, und sie baumelte über dem Abgrund. »Fass zu. Ich kann das nicht allein.«
    Ihre Finger schlossen sich um seine Hand.
    »Megan, gib mir deine andere Hand.« Grady kniete neben Harley und streckte ihr die Hand entgegen. »Wag es nicht zu fallen.«
    »Halt den Mund.« Sie keuchte und versuchte, mit der Linken nach ihm zu greifen. »Ich tue mein Bestes.«
    »Und es ist gut.« Er beugte sich vor und umfasste mit beiden Händen ihre Linke. »Wunderbar. Jetzt musst du nur noch ein wenig aushalten, bis wir dich hochgezogen haben.«
    Sie fühlte sich, als würden ihr die Schultern ausgekugelt, als die beiden Männer sie langsam den Felsen hinaufzerrten. Sie brauchten mindestens drei Minuten, bis ihr Oberkörper auf festem Grund lag.
    »Mein Gott.« Gradys Stimme war heiser. Plötzlich hielt er sie in den Armen und wiegte sie. Sein Herz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher