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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss
Autoren: Emilia Polo
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Geste.
    „Komm rum und ich zeig dir was, das is noch größer als deine Titten, Braut. Außerdem is es auch härter…“
    Der Gipfel der Charmeoffensive. Um den Grill herum gaben sich seine Kumpane gegenseitig High-Five. Kavakian sah sich lachend nach ihnen um.
    Frau muss die Feste feuern wie sie fallen, meinte ich, zog die Dienstpistole und presste ihren Lauf durch die Zaunmaschen hindurch gegen die längliche Beule in seinem Schritt.
    „Noch härter und größer als das hier? Echt …?“
    Kavakians Gesicht gefror zu einer ungläubigen Grimasse.
    Hinter mir hörte ich die Schritte der Kollegen über den Asphalt trommeln.
    „Scheiße!“, sagte Kavakian.
    Es dauerte zwei Stunden bis seine Kumpel zu reden begannen. Einer schneller und ausführlicher als der andere. Im Revier gaben mir die Kollegen stehend Applaus.  Der Untersuchungsrichter gratulierte mir zu meinem Fang. Ich erhielt eine lobende Erwähnung im Tagesbericht.  
    Fall erledigt?
    Nicht ganz.
    Als ich später allein zu Hause in meiner winzigen Einzimmer-Wohnung bei einem Glas Wein den Tag Revue passieren ließ, war ich zwar immer noch genauso stolz auf mich wie zuvor im Revier, doch ich hatte zum ersten Mal auch genug Ruhe um mir vor Augen zu halten welches Risiko ich da eingegangen war.
    Kavakian war ein Karrierekrimineller. In seinem Strafregister fanden sich Verurteilungen wegen bewaffneten Raubs, schwerer Körperverletzung und räuberischer Erpressung. 
    Er mochte ja ein Aufschneider sein, aber sein Register bewies mir auch, dass er ein ehrgeiziger Aufschneider war. Und Ehrgeiz war bei Kriminellen genauso gefährlich wie bei allen andren Berufsgruppen. Ehrgeizige Leute gingen Risiken ein und ehrgeizige Kriminelle neigten schon mal dazu auf Polizisten zu schießen.
    Diese Übung heute Morgen hätte leicht ins Auge gehen können. Wahrscheinlich hatte ich am Ende mehr Glück als Verstand gehabt.
     
     
    3.
    Eine Woche später bat mich Monsieur Mesrine, der Besitzer eines Kebab-Ladens in der Rue du Plessy, in sein kleines Büro und schob einen mittelprächtig dicken Umschlag über seinen Schreibtisch hinweg zu mir herüber.
    „Ein Beweis der Dankbarkeit der Unternehmer hier“, meinte er.
    Ich lehnte ab.
    Er bestand darauf, dass ich die Kohle annahm und versicherte mir, wenn ich ihnen auch in Zukunft Halbaffen wie Kavakian vom Hals hielte, dürfte ich jeden Monat solch einen Umschlag erwarten. 
    Ich ging.
    Mesrine gab nicht auf.
    Ich liebte meinen Job. Aber ein Mädchen will auch mal etwas Spaß und coole Klamotten und ein eigenes Auto und irgendwann eine Wohnung, die ein bisschen größer war als ein Wandschrank.
    Also nahm ich die Kohle zuletzt doch an.
    Ich war ja lange nicht die einzige im Polizeidienst, die Vorteile aus ihrer Marke zog. Es war üblich, dass sich die Kollegen ihre Wagen von E x-Knackis umsonst warten ließen oder in ihren Lieblingsrestaurants für lau aßen, weil sie deren Besitzer vor den Kontrollen des Hygiene- und Veterinäramts warnten, ihre Vorgärten wurden kostenfrei von Straffälligen auf Bewährung gepflegt und die Alarmanlagen an ihren Einfamilienhäusern installierte eine Firma, die ihnen dafür irre Rabatte gewährte, solange die Kollegen ab und zu für sie als Securitypersonal einsprangen oder regelmäßig bei den Strafzetteln für deren Dienstwagenflotte ein  Auge zudrückten.  Wirklich unmoralisch wäre nur gewesen das Geld zu kassieren ohne irgendetwas dafür zu tun.
    Aber ich verdiente mir mein zusätzliches Gehalt ja, indem ich die Rue du Plessy von Großkotzen und Möchtegerngangstern wie Kavakian befreite und darüber hinaus auch die Sprayer, Punks und Junkies auf Abstand hielt.
    Ich hatte eine Stimme bei der täglichen Aufgabenverteilung im Revier und wann immer ich eine Beschwerde von den Unternehmern der Rue du Plessy erhielt, sorgte ich dafür, dass deren Bearbeitung von meinen Kollegen voranging behandelt wurde. 
    Ich übertrieb dabei allerdings nie und hielt mich außerdem beim Ausgeben von Mesrines Kohle zurück.
    Ich wartete einige Zeit, bevor ich mir eine größere Wohnung zulegte und wenn ich auf irgendwelche Shoppingtrips ging, dann tat ich es weit außerhalb meines Viertels.
    Das Problem war nicht, dass ich mich zu schnell an das zusätzliche Geld gewöhnte. Das Problem war, dass ich irgendwann glaubte, dass mir Mesrines Umschlag rechtmäßig zustünde , und zwar genauso, wie mir mein Gehalt zustand oder die Revolvermunition, die man uns für die jährlichen Schießübungen
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