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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
Autoren: Christoph Lode
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zog rechtzeitig den Kopf ein, und die Kugel traf die Höhlendecke.
    »Ergreift sie«, befahl er, woraufhin die Spiegelmänner begannen, an den Gittern zu rütteln und mit ihren Rabenschnäbeln auf die Eisenstäbe einzuschlagen.
    Umbra erschoss einen, dann warf sie ihre Pistole weg. Offenbar war ihr die Munition ausgegangen.
    »Was ist mit Jackon?«, rief Liam, um den Lärm zu übertönen. »Wann kommt er endlich zurück?« Er presste die Hand auf den Schnitt an seinem Unterarm.
    »Woher soll ich das wissen?« Die ehemalige Leibwächterin wühlte in dem Blechschrank. »Jetzt hilf mir verdammt noch mal beim Suchen!«
    »Nach was?«
    »Öl. Ich will die Bastarde anzünden.«
    Gerade als Liam zu ihr lief, erschien Lucien. Der Alb taumelte und fiel Vivana vor die Füße.
    Sie stürzte zu ihm. »Was ist passiert?«
    »Er ist ihr jetzt ebenbürtig«, murmelte Lucien und lächelte schwach.
    Vivana wandte sich zum Labortisch um.
    Jackon verschwand.
    Jackon schrie vor Schmerz. Die Energie, die ihn durchfloss, war so intensiv, dass er glaubte, innerlich zu verbrennen. Luciens magische Macht mochte für Albenverhältnisse schwach sein, aber sie war trotzdem weitaus stärker als alles, was ein Sterblicher bewältigen konnte.
    Ein gewöhnlicher Mensch wäre daran zu Grunde gegangen. Jackon jedoch war kein gewöhnlicher Mensch, er war ein Traumwanderer. Luciens Kräfte durchdrangen sein Blut, sein Fleisch, seine Knochen und sanken schließlich in seine Seele ein, verschmolzen mit seinem Wesen.
    Der Schmerz verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Blinzelnd stemmte Jackon seine Hände auf den Boden und richtete sich auf.
    »Was war das?«, fragte Lady Sarka argwöhnisch. »Was hat der Alb mit dir angestellt?«
    Jackon nahm einen tiefen Atemzug. Er fühlte sich
vollständig.
Nahm jeden Sinneseindruck, jedes Geräusch viel klarer wahr. All seine früheren Reisen in die Traumlanden erschienen ihm plötzlich seltsam schal, so als hätte er die Wunder dieses Reichs immer nur durch eine dicke Glaswand betrachtet, gefiltert, gedämpft und all ihrer Lebendigkeit beraubt.
    Er begriff, dass er nicht mehr nur mit seiner Seele hier war, sondern auch mit seinem physischen Körper. Mit seinem gesamten Wesen.
    Es fühlte sich
gut
an.
    Er schritt in die Halle. Die gegnerischen Albträume spürten seine neue Macht und wichen zurück.
    »Bleib stehen«, rief Lady Sarka. »Wage es ja nicht, näher zu kommen!«
    Er erschuf neue Albträume. Was ihn noch vor wenigen Minuten sehr viel Kraft gekostet hatte, ging ihm nun so leicht von der Hand, als täte er etwas vollkommen Alltägliches — wie Atmen. Er musste nicht einmal darüber nachdenken. Blase um Blase rollte über den Boden und wuchs zu einem Nachtmahr heran.
    »Vernichtet sie«, befahl er.
    Die Schlacht begann von Neuem. Doch diesmal herrschten ausgewogene Verhältnisse, denn Jackon kontrollierte genauso viele Albträume wie Lady Sarka — und erschuf ständig neue. Bald quoll die Halle über vor kämpfenden Monstern, und die Kreaturen stürzten über die Brüstung der Galerie, während sie einander vernichteten.
    Jackon machte sich eine unzerstörbare Rüstung, stürzte sich ins Getümmel, schwang ein Schwert, das aus purem Licht zu bestehen schien, und erschlug Albträume. Zwei. Vier. Sieben. Zehn.
    Es war eine erbitterte Schlacht, ein Gemetzel, gegen das sein Kampf mit Aziel wie eine Rangelei unter Schuljungen wirkte. Trotz seiner neu gewonnenen Kraft verlor Jackon mehr als einmal fast die Kontrolle über seine Albträume und gewann sie nur mit äußerster Konzentration zurück. Er parierte Hiebe und wich Zangen und Schattenklingen aus und hörte auf zu zählen, wie oft er um Haaresbreite dem sicheren Tod entronnen war.
    Und dann war das Gefecht plötzlich vorüber.
    Jackon erstach einen Albtraum und fuhr herum, um den Angriffen eines neuen Feindes zu begegnen. Doch es war kein Feind mehr da. In den Ecken der Halle rangen seine Nachtmahre gerade die letzten Gegner nieder. Von den übrigen war nur noch rohe Traumsubstanz übrig. Silberstaub flirrte in der Luft.
    Die Rüstung wurde ihm schwer. Jackon ließ sie verschwinden und schlurfte erschöpft zum Thron.
    Lady Sarka lag auf den Steinstufen. Offenbar war es einem seiner Albträume gelungen, sie zu verwunden: Blut tränkte ihr Gewand.
    Als sie ihn entdeckte, versuchte sie davonzukriechen. Die Flammen des Phönix wallten auf. Wieder sah Jackon Schwingen und den Kopf eines riesigen Vogels darin, und diesmal war er sicher, dass er sich die
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