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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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ihm währenddessen vor die Füße gekotzt hatte.
    Nichts wäre so, wie ich es mir in meinen Kleinmädchenträumen ausgemalt hatte.
    Und dennoch war alles perfekt.
    Ich sah auf den wunderschönen Ring, den Eric mir bei seinem Antrag geschenkt hatte und der jetzt im klaren Sonnenlicht glitzerte, und dann in Erics lächelndes Gesicht.
    Das Kribbeln war zu einer wohligen Wärme in der Mitte meines Körpers geworden.
    Das ist Glück. Oder eher Glücklichkeit, auch wenn es das Wort nicht gibt.
    Ein lautes Zischen riss mich aus meinen Gedanken: Eine getrocknete Kastanie flog an mir vorbei und traf Johanna Faßbender frontal an deren Stirn.
    Blitzartig ausgeknockt kippte sie trotz des großen Gegengewichts durch ihren enormen Bauch nach hinten weg. Diesmal ging ein lautes Raunen durch den Raum, und alle Blicke wandten sich der Richtung zu, aus der die Kastanie kam.
    Finn saß unschuldig wie ein Engel auf Trines Schoß, die rechte Hand mit der Holzschleuder hinter seinem Rücken.
    Das ist mein Leben, und kein anderes will ich haben.

Epilog
    Seit Erics Antrag waren ein paar Monate vergangen.
    Ich saß auf meinem alten Schaukelstuhl im lichtdurchfluteten Kinderzimmer unserer neuen Wohnung. Eric hatte es frisch gestrichen, ein leichter Geruch nach Farbe hing noch in der Luft. Wir hatten lindgrün gewählt, möglichst neutral, denn Doktor Hornig hatte beim letzten Ultraschall herausgefunden, dass wir beides bekommen würden: einen Jungen und ein Mädchen.
    Das machte die Einsilber-Namenssuche zwar nicht einfacher, aber Eric und ich hatten uns inzwischen auf Jil für das Mädchen und Jan für den Jungen geeinigt.
    Das Live-Interview von Carola Wiese war ein Quotenerfolg. Auch nach der Sendung gab es viele begeisterte Zuschauer, die sich beim Sender meldeten, um ihre Glückwünsche an »das bezaubernde Paar« auszusprechen.
    Willi war natürlich mehr als nur verzückt über die hervorragende PR für seinen Zoo und lobte mich für mein gutes Timing.
    Monas Elite-Partner-Gerichtstermin ging ebenfalls gut aus. Ihre fünfundvierzig Minuten lange Argumentationsrede, warum sie die Zahlung der Beiträge verweigert hatte, überzeugten auch die Richterin, ebenfalls eine Langzeitsingle, wie sich herausstellte. Man einigte sich auf einen Vergleich, und Mona gab der Richterin nach der Verhandlung noch einen Tipp zur Partnersuche auf dem Immobilienmarkt.
    Trine schleppte jeden Tag neue Kartons mit Babysachen für uns an, sodass ich sicher war, dass wir für die Zukunft mehr als nur gut ausgestattet sein würden.
    Aber das Wichtigste war, dass ich mit dem Mann, den ich liebte, zusammen war und bald zwei (wahrscheinlich unfassbar nervige) Kinder bekommen würde, die zwar nicht geplant waren, aber letztendlich nun doch heiß ersehnt – wie konnte es besser sein?
    Eric und ich würden sicherlich noch viele Pandablues miteinander erleben, und wir würden sie alle durchstehen. Da war ich mir inzwischen sicher.
    Im Grunde war das doch das Leben – nicht planbar, nicht vorhersehbar. Immer, wenn man dachte, dass man alles im Griff hatte, gab es einem einen Dämpfer, der einen wieder daran erinnerte, dass es keine Kontrolle gab, der sich das Leben fügt. Vielmehr musste man sich ihm gelegentlich fügen, egal wie viele Pläne man auch immer geschmiedet hatte. Und es war gut so.
    Und manchmal gehen Wünsche in Erfüllung, von denen man gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren, dachte ich und legte meine Hände auf meinen Bauch.

Charlottexikon
    Rabenmutter: ist eine abwertende Bezeichnung für eine Mutter, die ihre Kinder vernachlässigt. Die Redensart geht auf die Beobachtung zurück, dass junge Raben ähnlich wie junge Stare nach dem Verlassen des Nestes am Boden sehr unbeholfen erscheinen und als zu früh sich selbst überlassen beurteilt wurden.
    Junge Raben sind zwar Nesthocker, verlassen aber vor Erlangen der Flugfähigkeit aus eigenem Antrieb das Nest. Geläufig ist der Begriff seit Luther, der das Alte Testament (Buch Hiob, 38, 41) übersetzte und entsprechend interpretierte.
    Auf diesen Hintergründen kam es zu den Begriffen »Rabeneltern« und »Rabenmutter«; es ist aber ein Trugschluss, dass Raben keine fürsorglichen Eltern seien. Die Elternvögel füttern die bettelnden Jungvögel tatsächlich einige Wochen lang und warnen und schützen ihre Jungen vor Feinden.
    Das Gegenteil des weiblichen Stereotyps der Rabenmutter ist das der Gluckenmutter, einer bisweilen überfürsorglichen Mutter, die ihre Kinder mit intensiver Aufmerksamkeit
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