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Pandablues: Roman (German Edition)

Pandablues: Roman (German Edition)

Titel: Pandablues: Roman (German Edition)
Autoren: Britta Sabbag
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Herrenanzügen.
    »Wau!«
    Das neue Becken war wirklich mehr als nur gelungen: Es war etwa doppelt so groß wie das alte, und die Felsbrocken um das Becken waren durchaus beeindruckend. Hinter den Felsen gab es eine richtige Sandbank mit verschiedenen Sträuchern und Gräsern. Die Glasscheibe, die die Besucher vom Becken trennte, hatte Willi weiter zur Beckenseite versetzen lassen, sodass man nun die Pinguine beim Schwimmen und Tauchen noch besser beobachten konnte.
    »Subber!«, lobte Finn.
    »Ja, das finde ich auch!«, prustete ich und stützte mich nach der Rennerei mit den Händen auf den Knien ab, um besser Luft holen zu können. »Es ist halb elf, bald steht die Fütterung an«, erklärte ich Finn, während ich ihm seine Jacke anzog. »Da kannst du zuschauen!«
    »Ja, ja, ja!«, freute Finn sich und sprang so aufgeregt um mich herum, dass er sich seiner Jacke beinahe wieder entledigte.
    Um halb zwölf wollte eine Reporterin eines Kölner Lokalsenders voreikommen und ein Interview zum neuen Pinguinbecken machen. Karla hatte diese Aufgabe vertrauensvoll an mich abgegeben, damit ich auch mit den visuellen Medien meine ersten Erfahrungen sammeln konnte, und Willi hatte auch nichts dagegen.
    Willi und ich wollten uns eigentlich in wenigen Minuten am Pinguinbecken treffen, um das Ganze kurz zu besprechen, aber von ihm war keine Spur zu sehen.
    Merkwürdig, er ist sonst immer überpünktlich.
    »Auaaaaaaaaaa!«, heulte Finn und riss mich aus meinen Gedanken.
    Er hatte sich die kleine Hand zwischen den engen Felsspalten eingeklemmt.
    »Ach, Finn«, seufzte ich und lief zu ihm, um ihn zu trösten. »Wenigstens gehst du bei der Geräuschkulisse, die du verbreitest, nicht verloren.«
    Immerhin wusste ich jetzt, dass an der Sicherheit des Beckens und insbesondere an der Felswand noch etwas zu verbessern war.
    Finn liefen dicke Tränen die Wangen runter, während ich seine kleine Hand, die mittlerweile rot angelaufen war, vorsichtig wieder befreite. Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest. Seine tränennasse Wange klebte an meiner, während er mir in den Kragen schnäuzte.
    »Mein süßer Schatz«, flüsterte ich, »ist ja schon gut.« Eine Riesenwelle von Wärme überkam mich, während ich da so vor ihm kniete. Es war, als ob jemand einen Eimer Liebe über uns ausgeschüttet hätte, und ich drückte Finn jetzt noch fester an mich.
    Er hatte aufgehört zu weinen und sah mich nun mit seinen großen Augen an.
    Mich überkam das spontane Gefühl, ihm einen Kuss auf die nasse Wange zu geben.
    Verdammt, ich bin schwanger, aber so was von! Spätestens jetzt hätte ich keinen Test mehr gebraucht!
    »Iihh!«, kommentierte Finn meinen Gefühlsausbruch, und alles war wieder wie immer.
    Carola Wiese und ihr Kameramann Kalle trafen früher ein als geplant.
    Trine, die Finn längst hatte wieder übernehmen wollen, ließ sich nicht blicken.
    Irgendwie ist man doch schon ganz schön abgeschnitten von der Außenwelt, so ganz ohne Handy! Sicher hat Trine wieder mal ein Bulliproblem …
    »So, Frau Sander, wir wären dann so weit«, erklärte Carola Wiese. »Können wir bald loslegen?«
    »Einen Moment … Ich würde noch gerne auf Herrn Schweinehagen warten.«
    Ich hielt Ausschau nach Willi, von dem noch immer nichts zu sehen war. Schließlich musste sich jemand um Finn kümmern, während ich gerade meine lokale Fernsehkarriere startete.
    Kalle, der Kameramann, kniete auf dem Boden vor mir und hielt sein Gerät von unten auf mich – nicht gerade die vorteilhafteste Perspektive, wie ich fand. Möglichst unauffällig versuchte ich, sein riesiges Objektiv ein wenig hochzuziehen, denn die Aussicht auf die Untiefen meines Winterstrickkleids, das ich heute trug, wollte ich möglichst vermeiden.
    Dafür erntete ich allerdings böse Blicke von Kalle.
    »Bitte konzentrieren Sie sich auf die Antworten«, wies Carola Wiese mich bemüht freundlich zurecht. »Das Filmen hat unser Mann hier gelernt.«
    Na super, Carola, jetzt soll ich mir allen Ernstes meine strickstrumpfbestofften Stampfer in der nächsten Lokalzeit von unten ansehen, und womöglich auch noch die ein oder andere Laufmasche, die ich mir an der Felswand gerade eben gezogen habe?
    Ich hatte ja nicht mehr die Möglichkeit gehabt, mich für den Dreh aufzuhübschen!
    Mann!
    »Ah! Da sind Sie schon!« Willi stand plötzlich neben mir – endlich! – und schüttelte Carola Wieses Hand.
    Ich hatte mich lange nicht mehr so über seine Anwesenheit gefreut.
    »Willi! Gut, dass du da bist.
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