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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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Filigran-Geländer. Und dann...«
    Der Kommandant von Apollo 37 malte das Geländer fertig. Dann so etwas wie eine Luke und den kreisförmigen Ausstieg aus diesem U-Boot mit Propeller.
    »Die Luke öffnete sich, und heraus trat...«
    Er drehte die Rechnung um. Auf die andere Seite malte er ein Männchen mit Regenschirm.

    »Das ist er!« Er malte mit dem Bleistift noch die leeren Flächen aus. »Schwarzes Jackett. Schwarze Melone. Das auf dem Revers ist eine Blume. Die Leute meinten, wir seien verrückt geworden. Aber das stimmt nicht. Ich hab’ ihn gesehen wie ich jetzt Sie sehe. Mit mir die ganze Besatzung von Apollo 37. Außerdem waren wir nicht die einzigen. Einige Monate vorher hatte ihn in Wien der Wächter eines Parkplatzes...« Collins errötete. Vielleicht hatte er zuviel verraten.
    »Die NASA hält bestimmte Sachen geheim. Entschuldigen Sie. Aber vielleicht ist das richtig so. Diese Nachricht aus Wien ist in der Tat merkwürdig. Ein Spielzeug, das sich plötzlich verwandelt...«
    Er sprach nicht weiter.
    Ich tat es für ihn.
    »In einen großen lebendigen Herrn mit Melone?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von Claudia.« Ich zog ihre Zeichnung aus der Tasche. Sie glich der von Collins wie ein Ei dem anderen. Nur die Sonne fehlte auf der Rechnung. »Claudia sagte: Zuerst war er groß, dann klein. Und wieder groß und wieder klein. Und er tanzte.«
    »Sprechen Sie leiser. Es braucht nicht jeder zu wissen...« Collins blickte sich um, als ob ihn jemand beobachten würde. Langsam zerriß er die Rechnung mit der Zeichnung in kleine Schnipsel. »Fleming und ich haben Urlaub genommen. Wir wollen dieser verflixten Geschichte auf den Grund kommen. NASA ebenso. Ich verrate Ihnen jetzt etwas, Anderson! Wir sind ihm begegnet! Wieder trug er Regenschirm und Melone. Fleming hat ihn gesehen, nicht ich. Und was meinen Sie, wo? Hier! In Venedig!«
    »Ich auch.«
    »Wann?«
    »Heute.«
    »Hängt es irgendwie mit Ihrer Glasmurmel zusammen?«
    »Ja und nein.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Das ist eine Antwort. Wollen wir spielen?«
    Collins drehte nachdenklich die Kugel in seiner Hand.
    »Wer sie ins Loch kullert, dem gehört sie?«
    »Ja«
    »Gut. Ich fang’ an.«
    Er warf sie. Sehr weit. Er tat mir leid. Seine Hände zitterten. Er hatte die Murmel mit dem ersten Wurf verloren. Traurig sah er zu, wie sie nach meinem Wurf ins Loch kullerte und wie ich sie dann in die Tasche steckte.
    »Wollen wir nicht noch einmal spielen?«
    »Nein.«
    Er zögerte. Dann fragte er: »Auch nicht mit Fleming?« Er setzte voraus, daß ich mich mit Fleming treffen und mit ihm reden wollte. »Morgen?«
    »Morgen bin ich bereits in Rom.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der mit der Melone in Venedig ist, das wissen Sie ebenso gut wie ich.« Collins machte eine Pause. »Schade. Vielleicht war es tatsächlich meine Murmel, Anderson.«
    »Nein.« Ich wußte ja, wie ich sie gefunden hatte. »Wäre es Ihre, hätten Sie gewonnen.«
    »Zwanzig Dollar?«
    »Nicht für hundert gebe ich sie her.«
    Er zuckte die Achseln und ging zu seinem Tisch zurück.
    Jetzt glich er gar nicht mehr Kapitän Collins, dem Kommandanten von Apollo 37. Er warf noch einen traurigen Blick auf das kleine Loch, das er verfehlt hatte, und zog wehmütig die Luft durch die Nase. Wie ein kleiner Junge, der eben seine allerletzte Murmel verspielt hat.
    Ich ging auf mein Zimmer, um die Koffer zu packen. Die Maschine nach Rom startete am frühen Morgen, ich wollte ein wenig schlafen, denn noch eine weitere Reise stand bevor: Rom — Wien.
    Und eine neue Aufgabe: den Wächter auf dem Parkplatz finden. Collins hatte Recht. Es war gegen jede Regel: Ein richtiger Detektiv entfernt sich nicht von dem Verfolgten (und der Herr mit Melone war in Venedig, auch Fleming hatte ihn gesehen) wegen einer älteren Spur (Quincy: Instruktion § 13/237, siehe Ergänzung zur Verfolgung von Spuren). Amen.
    Trotzdem.

Ich fliege nach Rom. Aber das habe ich schon im neunten Kapitel versprochen. Und dies hier ist das zehnte. Ein merkwürdiger Traum und ein Mädchen mit grünen Augen. Feierlicher Empfang auf dem Flugplatz Leonardo da Vinci: Ich werde Sekretär des Herrn mit Melone.

    Das Flugzeug war eine Caravelle, eine dieser guten alten Maschinen, in denen weniger als tausend Menschen Platz haben. Und nach dieser schrecklichen Nacht, in der sich alle Katzen vom Lido, aus Venedig und von den umliegenden Inseln Murano und Burano um das Hotel Quatro Fontane versammelt hatten, sehnte ich mich
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