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Palast der Suende - Roman

Palast der Suende - Roman

Titel: Palast der Suende - Roman
Autoren: Jan Smith
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und Nick ließ sich blicken.
    »Geht es damit?« fragte sie und reichte ihm das zusammengeknüllte Bündel.
    Er nahm es in die Hand, schaute es an, erkannte, was es war, und lief rot an.
    »Wahrscheinlich.« Er traute sich nicht, Claire anzusehen. Es dauerte kaum eine Minute, dann gab er Claire
ein Zeichen, den Zündschlüssel herumzudrehen. Sie hielt den Atem an, der Motor gab Leben von sich, dann schnurrte er wie immer. Claire spürte so etwas wie Enttäuschung.
    Nick zeigte ihr seinen nach oben gerichteten Daumen und schloß die Motorhaube.
    »Hier«, sagte er und reichte Claires Höschen durchs Fenster. Als ihre Finger sich berührten. zog er seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
    »Kann ich Sie ein Stück mitnehmen?« fragte sie.
    Er zögerte.
    »Kommen Sie schon, das ist das mindeste, was ich für Sie tun kann«, drängte Claire ihn, als sie ein unsicheres Zucken in seinem Gesicht wahrnahm. Gleichzeitig wurde ihr bewußt, daß sie sich nicht so aufdringlich auf den Pfad der Versuchung begeben sollte. Es war immer eine ihrer unumstößlichen Regeln gewesen, daß sie sich mit Angestellten nicht einlassen würde.
    Als Nick schließlich nickte und zur Beifahrertür ging, war Claire überrascht von dem Gefühl des Triumphs, das sie empfand. In diesem Augenblick wußte sie, daß sie ihn verführen würde. Einen kurzen Moment litt sie unter einem ungewissen Schuldgefühl – Himmel, er war zehn Jahre jünger als sie! Aber was soll’s, zum Teufel? Hatte sie in der Vergangenheit ihre Karriere nicht stets über ihr Sexleben gestellt? War es nicht Zeit, daß sie ein bißchen egoistischer wurde?
    Er stieg ein, und sie sah ihm zu, wie er den Sicherheitsgurt umlegte.
    »Wohin?« fragte sie.
    »Tottenham Court Road.«
    »Gut, das ist nicht weit von mir.« Sie drückte auf die
Knöpfe des CD-Spielers, und Chris Isaaks »Wicked Game« füllte das Wageninnere. Beim Fahren bemerkte sie, daß ihr enger Rock die Schenkel hinaufrutschte. Sie widerstand dem Gefühl, ihn nach unten zu ziehen. Ihre Beine waren immer von den Männern bewundert worden, und ihr Fahrgast würde das vielleicht auch so sehen.
    Sie hatte recht. Nick konnte seinen Blick nicht vom Muskelspiel ihrer Schenkel wenden, während sie sich durch den Verkehr schlängelte. Er würde sich denken können, daß sie kein Höschen mehr trug, deshalb verbissen sich seine Augen in den Schatten ihres Schoßes.
    Ein Regentropfen fiel von Claires Haaren, rann ihre Wange entlang, zum Kinn hinunter und von dort auf den Hals. Im Licht eines entgegenkommenden Fahrzeugs glitzerte der Tropfen wie ein Juwel.
    »Ist alles in Ordnung, Nick?«
    »Bitte?« Er zuckte zusammen.
    »Sie sind so still.«
    »Oh, ja, tut mir leid. Ich bin nur ein bißchen naß, das ist alles.«
    »Wie gefällt Ihnen die Arbeit in der Agentur?«
    »Großartig. Felicity hält mich auf Trab.«
    »Das glaube ich gern.« Claire lachte glucksend. »Sie ist eine verdammt gute Etatverwalterin. Und Sie bereuen Ihre Entscheidung nicht?«
    Er sah sie an, und ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Es schüttelte ihn. »Nein, nein, überhaupt nicht.«
    »Ist Ihnen kalt?«
    »Ein bißchen.«
    »Sie brauchen eine Tasse heißen Kaffee. Wir sind nur ein paar Minuten von meiner Wohnung weg. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«

    »Nun …«
    »Bitte. Ich müßte mir Vorwürfe machen, wenn ich Sie so nach Hause gehen lasse.«
     
    Fünf Minuten später lenkte Claire den Mercedes in eine Parklücke auf der Straße, gleich vor ihrer Wohnung. Sie bemerkte, daß sie zitterte, als sie den Motor abstellte, denn plötzlich wußte sie nicht, wie es weitergehen sollte. Es war zehn Jahre her, daß sie mit einem anderen als Sean geschlafen hatte, und jetzt stand sie hier und war drauf und dran, einen zwanzigjährigen Jungen zu verführen. War sie verrückt?
    Nick stieg aus dem Auto, und sie verschloß die Türen und rannte durch den Regen unter das Vordach. Sie tastete in ihrer Tasche nach den Schlüsseln, und als sie sie gefunden hatte, glitten sie aus ihren zitternden Fingern und fielen auf den Boden.
    Sie und Nick bückten sich gleichzeitig, verharrten dann plötzlich und schauten sich in die Augen. Blind griffen ihre Hände nach dem Schlüsselbund, während sie jeweils in den Augen des anderen die blanke Lust entdeckten.
    Claire griff die Schlüssel und richtete sich auf. »Ich glaube, ich habe einen Fehler begangen. Ich bringe Sie rasch nach Hause.«
    Nick schaute in ihre grünen Augen und schüttelte sich wieder.
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