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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
Autoren: Mark Frost
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auch Glück gehabt? Zweifellos. Inzwischen wusste er, dass er sich nicht weiterhin nur auf sein Glück verlassen konnte.
    Nr. 7: VERWECHSLE GLÜCKLICHE ZUFÄLLE NICHT MIT EINEM GUTEN PLAN.
    Er blätterte zur letzten Seite und der Regel, die sein Vater zuletzt hinzugefügt hatte: ÖFFNE ALLE TÜREN UND ERWACHE.
    Die entscheidende Frage hatte Will bislang nicht beantworten können: Woher wusste sein Dad von der Prophezeiung? Denn es lag auf der Hand, dass seine Eltern davon gewusst haben mussten – schließlich hätten sie sonst nicht sein ganzes Leben lang derart akribisch auf Anzeichen seines Erwachens geachtet und ihn so methodisch trainiert und vorbereitet. Aber es war ihm noch immer ein Rätsel, warum sie ihn deswegen versteckt gehalten und sie wie Flüchtlinge gelebt hatten.
    Er musste sich damit abfinden, dass er seinen Dad vielleicht nie danach fragen konnte und dass er seine Eltern möglicherweise nie wiedersehen würde. Wer kümmerte sich jetzt um ihn, falls sie wirklich in dieser Maschine gesessen hatten – oder selbst dann, wenn das Flugzeug ohne sie abgestürzt war und sie noch lebten? Der klare, nüchterne und praktisch veranlagte Teil seines Verstandes sagte ihm, dass er von nun an weitgehend auf sich allein gestellt war.
    Aber galt das nicht für alle Menschen, früher oder später, sobald sie der Wahrheit – in welcher Form auch immer – ins Gesicht gesehen hatten? Wir werden geboren und wir sterben. In der Zeit dazwischen machen wir das Beste aus unseren Möglichkeiten und lieben die Menschen, die uns am nächsten stehen.
    Und darum geht es doch schließlich, oder nicht? Zumindest hatte er jetzt Freunde. Aber wem konnte er sich anvertrauen, wenn es um Antworten auf die großen Fragen ging, bei denen ihm sonst immer seine Eltern zur Seite gestanden hatten? Dave hatte diese Rolle eine Weile lang übernommen, aber auch er war möglicherweise nicht mehr da: Konnte irgendjemand, und sei es auch ein noch so hartgesottener Wanderer des Sondereinsatzkommandos, jemals aus dem Niegewesen zurückkehren?
    Will nahm die Würfel aus der Tasche und betrachtete sie. Schwarz mit weißen Augen. Er wollte so gern glauben, dass es sich um dieselben unheimlichen Dinger handelte, die Dave ihm gezeigt hatte, aber sie wirkten nun einmal wie ganz normale Würfel. Wenn überhaupt, so waren sie vielleicht ein wenig schwerer.
    Inzwischen lag er, ohne es bemerkt zu haben, mit seinem Kopf auf dem Kissen. Sein methodischer Geist schaltete sich ab und Will fiel von einer Sekunde auf die nächste in Tiefschlaf.
    Minuten oder Stunden später hörte Will ein leises Bing . Er öffnete die Augen und sah sein Tablet auf dem Schreibtisch, den Monitor in seine Richtung gedreht. Der Bildschirmschoner mit dem Wappen des Centers schwebte sanft von einer Seite zur anderen.
    Will wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber draußen war es stockdunkel. Ein Blick auf das Handy, das er noch immer in der Hand hielt, verriet ihm, dass es fast sieben Uhr abends war. Sonntag. Noch immer Sonntag. Dann erzeugte das Tablet erneut jenes leise Geräusch. Will kletterte aus dem Bett, setzte sich an den Schreibtisch und berührte den Bildschirm.
    Seine Syn-App erschien in seinem »Zimmer« und winkte ihm lächelnd zu. »Du bist nicht allein, Will«, sagte sie. »Und das wirst du auch nie sein, solange ich da bin.«
    »Danke. Du bist ein echter Freund«, meinte Will trocken.
    »Du warst ziemlich lange weg.«
    »Soll ich dich etwa immer darüber informieren, wo ich mich gerade aufhalte?«
    »Keineswegs. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht.«
    Will betrachtete sein kleines Double eingehender. »Du klingst, als würdest du es ernst meinen.«
    »Das tue ich auch.«
    »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Wenn du dir selbst nicht vertrauen kannst, Will«, sagte seine Syn-App lächelnd, »wem kannst du dann vertrauen? Möchtest du jetzt das Foto sehen, das ich für dich gefunden habe?«
    »Entschuldige, aber welches Foto?«, fragte Will verschlafen.
    »Das von dem Hubschrauber.«
    Der Bildschirm füllte sich mit den undeutlichen, verwaschenen Farben einer alten Kodachrome-Aufnahme, die einen dynamischen Augenblick eingefangen hatte: ein geschäftiges Rollfeld, mehrere Hubschrauber, die gerade abhoben, und ein weiterer in der Luft, der sich näher bei der Kamera befand und offenbar gerade zur Landung ansetzte. Hinter dem Rollfeld erhob sich ein tropischer Urwald und über den Palmen stieg der Rauch einer Explosion auf.
    Die Bildunterschrift am unteren
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