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Pakt mit dem Feind

Pakt mit dem Feind

Titel: Pakt mit dem Feind
Autoren: Ginna Gray
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stehen.
    Ihre Freundschaft verwirrte die meisten Leute in ihrem Bekanntenkreis. Mimi und Elizabeth waren so verschieden, wie zwei Frauen nur sein konnten.
    Elizabeth wirkte ruhig und hatte ein eher zurückhaltendes Wesen.
    Frech, grell, auffallend, unberechenbar – das waren dagegen nur einige der Worte, mit denen man Mimi beschreiben konnte. Sie selbst gab bereitwillig zu, dass all dies und noch mehr auf sie zutraf. Die ungewöhnliche Frau besaß ein Herz aus Gold und einen etwas derben Sinn für Humor – außerdem die finanziellen Mittel, das zu tun, was ihr gefiel. Sie scherte sich nicht um Konventionen, und wem das nicht passte, der hatte Pech gehabt.
    Als Horace sie kennengelernt hatte, war sie bei Tanzturnieren aufgetreten und hatte hin und wieder als Showgirl in Las Vegas gearbeitet.
    “Mein einziges Kapital waren ein hübsches Gesicht und ein großartiger Körper”, hatte sie ihrer Freundin gegenüber rundheraus zugegeben, ohne sich dafür zu schämen. “Also habe ich beides dort eingesetzt, wo ich gutes Geld verdienen konnte, ohne mir untreu zu werden oder meiner lieben verstorbenen Mama Schande zu bereiten. Tanzwettbewerbe und eine Bühne in Las Vegas waren allemal besser, als in einem heruntergekommenen Striplokal zu tanzen oder Hamburger zu braten.”
    Als der 52-jährige Horace Whittington die neunzehn Jahre alte Mimi heiratete, tuschelte man in der Houstoner Gesellschaft, sie wäre nur hinter seinem Geld her. Das überraschte niemanden.
    Oberflächlich betrachtet, entsprach die Ehe der alten Geschichte: Ein mitleiderregender älterer Mann versucht seine Jugend dadurch wiederzuerlangen, dass er eine junge Frau mit Dollarzeichen in den Augen heiratet.
    Kaum jemand hatte damals bemerkt, dass Mimi ihren Horace – den sie zärtlich “Big Daddy” nannte – von ganzem Herzen liebte. Warum auch nicht? Horace Whittington war ein durch und durch netter Mann: freundlich, ehrlich, loyal und großzügig den Menschen gegenüber, die er liebte.
    Außerdem sah er verteufelt gut aus. Horace hatte sich immer fit gehalten. Mit einer Körpergröße von über einem Meter achtzig, vollem Silberhaar, strahlend blauen Augen und einem gebräunten, kernigen Gesicht wirkte er ganz wie die Hollywood-Version des erfolgreichen Texaners.
    In der Houstoner Gesellschaft gab es viele Leute, die Mimi gern die kalte Schulter gezeigt hätten, aber niemand wagte es. Die Familie der Whittingtons war zu einflussreich.
    “Jetzt, wo Big Daddy nicht mehr da ist, würden mir ein paar von diesen alten Schachteln am liebsten meine Mitgliedschaft im River Oaks Country Club kündigen”, hatte Mimi Elizabeth kurz nach Horace’ Tod erzählt. “Aber sie trauen sich nicht. Jedenfalls nicht, solange ich Big Daddys Geld habe. Du weißt doch, wie diese Wichtigtuer mit ihren diversen Komitees dauernd damit beschäftigt sind, einen prächtigen Ball oder sonst eine Wohltätigkeitsaktion zu organisieren. ‘Guter Zweck des Monats’ hat Big Daddy diese Veranstaltungen immer genannt. Die Whittington-Stiftung unterstützt diesen Rummel jedes Jahr mit mehr als einer Million Dollar. Diese blaublütigen Snobs sind zwar nicht an mir interessiert, aber das Geld der Whittingtons wollen sie allemal. Dafür sind sie sogar dazu bereit, ihre perfekt überkronten Zähnchen zusammenzubeißen und meine Anwesenheit zu ertragen. Persönlich ist es mir völlig schnuppe, ob ich zum Country Club gehöre oder nicht. Ich bin nur noch Mitglied, weil ich weiß, dass es sie in den Wahnsinn treibt, mit einem Niemand aus Nirgendwo auf nett machen zu müssen.”
    Elizabeth wies ihre Freundin wegen solcher Bemerkungen immer sanft zurecht. Aber im Grunde genommen lag Mimi damit ganz richtig.
    Dennoch, ganz egal was die Leute über Mimi als Person dachten: Irgendwann hatten sogar die schärfsten Kritiker zugeben müssen, dass die Whittingtons eine glückliche Ehe führten. Horace und Mimi waren während ihrer gesamten zusammen verbrachten einundzwanzig Jahre unzertrennlich gewesen.
    Nachdem Horace vor weniger als einem Jahr plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben war, war Mimi monatelang in tiefer Trauer versunken. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, hatte Elizabeth Mimi weinen sehen. Es hatte Elizabeth das Herz gebrochen, wie verzweifelt ihre sonst so aufmüpfige Freundin wirkte.
    Aber nach einer Weile hatte Mimi sich aufgerappelt. Sie hatte sich wieder ins Leben gestürzt – mit dem Elan, der für sie so typisch war.
    “Big Daddy hätte nicht gewollt, dass ich bis in
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