Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pakt mit dem Feind

Pakt mit dem Feind

Titel: Pakt mit dem Feind
Autoren: Ginna Gray
Vom Netzwerk:
ansonsten wie gemalt wirkte, und Dooley fühlte sich durch sie in seiner persönlichen Ehre gekränkt. Weil sich Mimi und Elizabeth immer wieder durch die Hecke gezwängt hatten, war im Laufe der Jahre ein Durchlass entstanden. Lange hatte sich Dooley darüber aufgeregt und mit den Freundinnen geschimpft. Am Ende hatte er aufgegeben und das Loch in der Hecke zu einem schmalen Torbogen geformt. Den Trampelpfad im Rasen hatte er gepflastert, um das tägliche Kommen und Gehen wenigstens in geordnete Bahnen zu lenken.
    Elizabeth musste lächeln, als sie Mimi beobachtete. Ihre Freundin trippelte mit Pfennigabsätzen den Pfad entlang, während sie den knöchellangen Zobelmantel eng um die Schultern zog. Typisch Mimi, sich für einen Nachmittagsbesuch in Pelz zu werfen!
    Unter dem Mantel erspähte Elizabeth hautenge schwarze Leggings und ein weites Hemd mit wilden Mustern in Lila, Gold und Schwarz. Das blonde Haar der Freundin war vom Wind völlig zerzaust.
    Mimi rief Dooley etwas zu und hob grüßend die Hand. Dann schaute sie zum Haus herüber, sah Elizabeth an der Tür ihres Arbeitszimmers stehen, lächelte und winkte auch ihr zu.
    Elizabeth öffnete die Tür, als Mimi die Terrasse erreichte. Ihre Freundin stürmte ins Arbeitszimmer und brachte einen eisigen Luftzug und eine Wolke Chanelduft mit.
    “Oh Mann, oh Mann, oh Mann! Da draußen wird’s aber kalt”, rief sie in der gedehnten Sprechweise des östlichen Texas und schauderte demonstrativ. “Ich hab mir doch glatt den Hintern abgefroren, nur weil ich schnell hier rübergerannt bin. Ich schwör bei Gott, uns trennen nur noch zehn Meter vom Nordpol.”
    Sie schlüpfte aus ihrem Zobelmantel und warf ihn so nachlässig über einen der Sessel vor dem Kamin, als sei der Pelz nur ein alter Lumpen. Dann fuhr sie sich mit beiden Händen durch ihr kurz geschnittenes platinblondes Haar, dass die goldenen Armreife nur so klirrten. “Hiermit erkläre ich feierlich, dass der Wind meine Frisur völlig zerstört hat. Und dabei bin ich heute Morgen nach der Tanzstunde zu Mr. André gegangen. Wenn der arme Mann mich jetzt sehen könnte, würde er einen Wutanfall bekommen.”
    Elizabeth unterdrückte ein Lächeln. Fast hätte sie gefragt, woran der Stylist hätte merken sollen, dass Mimis Haarpracht durcheinandergeraten war. Momentan trug die Freundin eine kunstvoll verstrubbelte Frisur, die in alle Richtungen abstand. Man wusste nie, welchen Stil und welche Haarfarbe Mimi nächste Woche vorführen würde.
    “Übrigens, glaub ja nicht, dass du unsere Tanzstunde ungestraft versäumt hast – du mit deinen geschäftlichen Gründen! Morgen früh werde ich dich fertigmachen.”
    Elizabeth rollte die Augen. “Das hab ich mir schon gedacht. Du alte Sklaventreiberin!”, fügte sie mit gespieltem Verdruss hinzu.
    Seit Elizabeths neuntem Lebensjahr, also seit inzwischen dreiundzwanzig Jahren, gab die Freundin ihr Tanzstunden. Mimis verstorbener Ehemann hatte ihr dafür eigens im Dachgeschoss ein Studio eingerichtet. Die meisten Leute hielten Mimi für träge und verwöhnt, und sie genoss es, diesen Eindruck zu erwecken. Nur wenige wussten über die frühmorgendlichen anstrengenden Tanzstunden Bescheid, die sich zu einem Fitnesstraining für die Freundinnen entwickelt hatten.
    “Fit halten muss man sich ja, und Tanzen macht viel mehr Spaß als die Quälerei im Fitnessstudio”, beharrte Mimi.
    Fröstelnd hielt die Freundin nun die Hände über die fröhlich züngelnden Flammen im Kamin. Ihre künstlichen Fingernägel waren lang und scharlachrot, und jeden Finger, sogar die Daumen, schmückten Ringe. Bei der geringsten Kopfbewegung schaukelten und glitzerten die langen Diamantohrringe, die beinahe ihre Schultern berührten.
    “Mmh, das fühlt sich göttlich an”, schnurrte Mimi und drehte sich, um ihren Rücken zu wärmen. Sie rieb sich mit beiden Händen über den Po und sah Elizabeth an. “Also? Wie ist das Treffen mit Walter und John gelaufen? Bitte, bitte,
bitte
sag mir, dass John einen Weg gefunden hat, dein Geld wieder zurückzubekommen und diese betrügerische falsche Schlange ins Gefängnis zu schicken, wo sie hingehört.”
    Dass sie ihretwegen so zornig war, zauberte ein schwaches Lächeln auf Elizabeths Lippen. Obwohl Mimi zehn Jahre älter war als sie, waren die beiden Freundinnen, seit sie sich das erste Mal getroffen hatten.
    Mimi behauptete, sie wären schon in ihren früheren Leben befreundet gewesen, und es sei ihre Bestimmung, einander für immer zur Seite zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher