Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Autoren: Lars Kepler
Vom Netzwerk:
der kenianischeFrachtführer Trans Continent wusste nicht, dass die Ladung, die mit L kws in den Sudan verfrachtet werden sollte, aus Munition bestand. Alle handelten nach bestem Wissen und Gewissen.

Axel Riessen
    Axel Riessen spürt die Fäden an seinem Hals ziehen, als er das Taxi verlässt und das letzte Stück den Bragevägen hinaufgeht. Im grellen Sonnenlicht ist der Asphalt blass, fast weiß. Als er die Hand auf das Gartentor legt, wird im selben Moment die Haustür geöffnet. Robert tritt heraus, er hat am Fenster gewartet.
    »Was hast du nur durchgemacht?«, sagt Robert und schüttelt den Kopf. »Ich habe mit Joona Linna gesprochen, und er hat mir ein bisschen erzählt, völliger Wahnsinn …«
    »Du weißt doch, dass dein Bruder nicht aus Zucker ist«, erwidert Axel lächelnd.
    Sie umarmen sich fest und gehen anschließend zum Haus.
    »Wir haben im Garten gedeckt«, erklärt Robert.
    »Wie geht es deinem Herzen? Ist es noch nicht stehen geblieben?«, erkundigt sich Axel und folgt seinem Bruder ins Haus.
    »Ehrlich gesagt sollte ich nächste Woche operiert werden«, antwortet Robert.
    »Das wusste ich gar nicht«, sagt Axel, dem ein Schauer über den Rücken läuft.
    »Ich sollte einen Herzschrittmacher bekommen, ich glaube nicht, dass ich dir davon erzählt habe …«
    »Eine Operation?«
    »Sie wurde abgeblasen.«
    Axel wirft einen Blick auf seinen Bruder und hat das Gefühl, seine Seele winde sich in der Dunkelheit. Er weiß sofort, dassRoberts Operation mit Raphael Guidi zu tun hat. Sie wäre tragisch verlaufen. Robert wäre auf dem Operationstisch gestorben und hätte ihm anschließend seine Leber gespendet.
    Axel muss einen Moment im Flur stehen bleiben und sich beruhigen, ehe er weitergehen kann. Sein Gesicht ist gerötet, und er kämpft mit den Tränen.
    »Kommst du?«, fragt Robert leichthin.
    Axel bleibt noch einen Moment stehen und atmet tief durch, ehe er seinem jüngeren Bruder durch das Haus in den Garten folgt. Auf dem Marmorboden im Schatten unter dem großen Baum steht der gedeckte Tisch.
    Er ist auf dem Weg zu Anette, als Robert seinen Arm nimmt und ihn zurückhält.
    »Als Kinder hatten wir viel Spaß zusammen«, sagt Robert mit einem ernsten Blick. »Warum haben wir aufgehört, miteinander zu reden? Wie war das möglich?«
    Axel betrachtet erstaunt das Gesicht seines Bruders, die Fältchen in seinen Augenwinkeln, die zerzausten Haare rund um den kahlen Scheitel.
    »Es passieren Dinge im Leben, die …«
    »Warte … ich wollte es dir am Telefon nicht erzählen«, unterbricht Robert ihn.
    »Was ist?«
    »Beverly hat mir erzählt, dass du glaubst, du seist schuld, dass Greta sich das Leben genommen hat, aber ich …«
    »Ich möchte nicht darüber sprechen«, unterbricht Axel ihn sofort.
    »Du musst«, sagt Robert. »Ich war bei dem Wettbewerb dabei, ich habe alles gehört, ich habe Greta und ihren Vater sprechen hören, sie weinte die ganze Zeit, sie hatte sich verspielt, und ihr Vater hat sich schrecklich aufgeregt …«
    Axel macht sich von der Hand seines Bruders frei.
    »Ich weiß schon alles, was …«
    »Lass mich sagen, was ich dir sagen muss«, unterbricht Robert ihn.
    »Dann mach schon.«
    »Axel, wenn du doch nur etwas gesagt hättest, wenn ich gewusst hätte, dass du dir die Schuld an Gretas Tod gibst. Ich habe ihren Vater gehört. Es war seine Schuld, es war einzig und allein seine Schuld … sie haben sich furchtbar gestritten, ich hörte ihn schreckliche Dinge sagen. Sie habe ihn lächerlich gemacht, sie sei nicht mehr seine Tochter. Sie solle sein Haus verlassen, von der Schule abgehen und zu ihrer Mutter, der Fixerin, nach Mora ziehen.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Ich werde Gretas Stimme nie vergessen«, fährt Robert fort. »Wie ängstlich sie klang, als sie ihrem Vater zu erklären versuchte, dass sich jeder einmal verspielen könne, dass sie ihr Bestes gegeben habe, dass es nicht weiter schlimm sei und es noch mehr Wettbewerbe geben werde …«
    »Ich habe immer …«
    Axel schaut sich um, weiß nicht, was er tun soll, alle Kraft weicht aus seinem Körper. Also setzt er sich einfach langsam auf den Marmorboden und hält sich beide Hände vors Gesicht.
    »Sie hat geweint und ihrem Vater gesagt, dass sie sich umbringen werde, wenn sie nicht bleiben und weiter Musik studieren dürfe.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüstert Axel.
    »Bedank dich bei Beverly«, erwidert Robert.

Beverly Andersson
    Es fängt an zu nieseln, als Beverly im Stockholmer Hauptbahnhof
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher