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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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habe Ihre Telefonnummer in der Handtasche Ihrer Mutter gefunden. Ihre Mutter ist bei uns.«
    Ann Kathrins Puls war sofort auf hundert, und ihr Blutdruck schoss auf einhundertsechzig zu neunzig. Es brummte so sehr in ihren Ohren, dass sie Mühe hatte, die Frau am Handy zu verstehen.
    »Ihre Mutter hatte einen Schlaganfall. Sie liegt auf Station 12, Zimmer 1.«
    »Kann ich sie sprechen?«
    »Ich fürchte, das geht nicht, Frau Klaasen. Besser, Sie kommen und machen sich selbst ein Bild von der Situation.«
    »Ist meine Mutter in Lebensgefahr?«, fragte Ann Kathrin erschrocken.
    »Nein, das ganz sicher nicht. Aber ihr Sprachzentrum ist getroffen, und es fällt ihr schwer, sich zu artikulieren.«
    Während sie telefonierte, versuchte Ann Kathrin, Wilhelm nicht anzusehen. Stattdessen starrte sie auf eine Hexenpuppe, die neben dem Schrank stand, in dem viele verschiedene Teekannen ausgestellt waren. Jetzt war es ein bisschen, als würde die Hexe sie angrinsen, als sei diese Figur gerade für einen kurzen Moment lebendig geworden.
    »Ich komme sofort«, sagte Ann Kathrin und drängte an dem Touristen vorbei, der ihr Hilfe anbot, falls sie jetzt irgendetwas brauche. Sie lehnte dankend ab und wollte nach vorne zur Kasse, um zu bezahlen, aber dann ging sie noch einmal zu ihrem Tisch zurück und baggerte sich mit der Gabel eine Riesenportion Sahne in den Mund. Sie hatte das Gefühl, in nächster Zeit eine Menge Energie zu brauchen.

    Allein die Anwesenheit von diesem Bloem machte Rupert schon sauer. In seiner Vorstellung hockte dieser Journalist stundenlang gemütlich irgendwo in der freien Natur und beobachtete Vögel, während er selbst sich seit zwei Tagen den Hintern an diesem Schreibtisch wund saß und sinnlosen Papierkram erledigte, den sonst keiner machen wollte und der vermutlich in Hannover von irgendwelchen Sesselpupsern für irgendeinen Willi-Wichtig erfunden worden war, nur um gute Kriminalisten wie ihn an ihrer Arbeit zu hindern. Das Motto hieß jetzt: Ihr sollt keine Verbrecher fangen, es reicht, wenn ihr Formulare ausfüllt, das aber bitte gründlich.
    Rupert ärgerte sich, dass er die Sektflasche auf seinem Schreibtisch nicht schnell versteckt hatte. Er hielt nicht viel von Journalisten und von Holger Bloem überhaupt nichts. Immerhin hatte der ein großes Porträt über Ann Kathrin Klaasen gemacht und in der Aufwertung ihrer Arbeit sah Rupert eine Abwertung seiner eigenen.
    Er bot Holger Bloem keinen Stuhl an. Das wäre ja noch schöner, dachte er grimmig. Er beugte sich vor und holte zu einer großen Geste aus.
    »Also nochmal ganz langsam, Herr Bloem. Sie haben da also gemütlich bei einem Kasten Bier die Füße ausgestreckt und irgendwelche Vögel beobachtet.«
    Rupert rollte den Stuhl ein Stück zurück und legte die Füße auf die Schreibtischkante.
    »Kraniche. Ich habe Graukraniche beobachtet, nicht irgendwelche Vögel. Und ein Kasten Bier war ganz sicher nicht im Spiel. Ich trinke nicht während der Arbeit, und wenn ich fahre, schon mal gar nicht.«
    »Hm.« Rupert gefiel die Antwort nicht. Er fühlte sich blöd angemacht. Sollte das eine Anspielung auf die Sektflasche sein? Er deutete auf die Flasche und log: »Ein Geschenk von einem Opfer, weil wir den Täter erwischt haben.«
    »Ja. Sehr interessant. Aber kann ich jetzt nicht doch besser Kommissarin Klaasen sprechen?«
    »Ich sagte Ihnen doch, dass sie nicht da ist. Haben Sie was an den Ohren?«
    Holger Bloem zeigte Rupert jetzt das auf DIN-A4-Format vergrößerte Bild.
    »Da. Sehen Sie selbst.«
    Rupert betrachtete das Foto voller Missgunst, ohne es in die Hand zu nehmen.
    »Ein hässlicher Vogel zieht etwas aus dem Wasser. Wollen Sie sich damit bei ›Jugend forscht‹ bewerben, oder was? Ich dachte, Sie sind Zeuge eines Verbrechens geworden?«
    Holger Bloem tippte mit dem Finger auf die entscheidende Stelle. Dabei kam er Rupert so nah, dass er roch, was der gegessen hatte. Ein Drei-Gänge-Menü: Currywurst, Pommes und Mayonnaise.
    »Das da ist eine Hand«, erklärte Holger Bloem.
    Rupert lachte laut. »Ja. Mit viel Phantasie kann man darauf kommen. Und hier hinten im Gebüsch, das könnte zum Beispiel ein Troll sein oder auch ein Waldschrat.«
    Holger Bloem hatte gehofft, sich auf einem anderen Niveau unterhalten zu können. Es gab hier hervorragende Kriminalbeamte. Ubbo Heide, Frank Weller, Ann Kathrin Klaasen, Sylvia Hoppe. Aber er musste ausgerechnet an diesen Rupert geraten.
    »Was erwarten Sie jetzt von uns? Sollen wir das ganze Gebiet
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