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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg
Autoren: Kirsten Boie
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Jungs gut aus, die sonst nicht so gut malen können. (Und bei den Mädchen, die nicht so gut malen können, auch. Bei Imke zum Beispiel. Und ein bisschen auch bei Tieneke.)

    Nach der Stunde mussten wir uns alle ganz gründlich die Hände waschen, weil man beim Eierbemalen immer so bunte Finger kriegt. Beim Eierbestempeln auch. Zum Glück hatten wir alle unsere Malkittel angezogen (mein Malkittel ist ein altes Oberhemd von Papa), sonst wären unsere Shirts und unsere Hosen hinterher bestimmt zum Wegschmeißen gewesen.
    »Tieneke, du hast ja einen Fleck auf dem Hemd!«, hab ich gerufen. »Wie ist das denn passiert?«
    »Der erste April ist doch vorbei!«, hat Tieneke gesagt. Aber dieses Mal hat das mit dem Fleck ja gestimmt. Es waren sogar viele Flecken.
    »Und übrigens ist dein Schnürsenkel auf!«, hat Tieneke dann gesagt. Aber das hat nicht gestimmt. Dafür hab ich entdeckt, dass ich einen ganz winzig kleinen roten Fleck auf meinen rechten Schuh getropft hatte. Und kann man es glauben? Wenn man genau hingeguckt hat, sah er fast ein bisschen aus wie ein Osterhase! Da hab ich ihn extra nicht abgewischt.

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Wir basteln Filtertütenhasen und kriegen eine schreckliche Klorollenseuche
    Dann sind die Osterbäume von den Klassen und den Kitas im Einkaufszentrum aufgestellt worden. Es waren genau sechzehn, und an allen waren Zettel festgemacht, wer sie gebastelt hatte. Sie standen auf so einer Wiese aus künstlichem Gras und drum herum haben auch ganz viele Eier gelegen (aber aus Plastik) und außen rum war ein Zaun aus Kaninchendraht. Weil in dem Gehege nämlich echte Kaninchen rumgehoppelt sind. War das nicht eine gute Idee? Es hat sehr schön und österlich ausgesehen, und Tieneke und ich sind mit Mama sogar drei Mal ins Einkaufszentrum gefahren, um uns unseren Baum und den Baum von der Nilpferdgruppe und die Kaninchen anzusehen. Der Nilpferdgruppenbaum hatte immer so Federn an den Eiern, und Mama hat gesagt, sie findet ihn mit Abstand am schönsten und unseren gestempelten auch, aber ich war mir da nicht so sicher. Bei fünf Bäumen hatten die Kinder nämlich an alle Eier Hasenohren geklebt, da sahen die Eier aus wie kleine Osterhasenköpfe, das fand ich eigentlich lustiger. Und an zwei Bäumen waren die Eier mit bunten Papierschnipseln beklebt und an einem sogar mit Wollfäden umwickelt, das sah auch sehr schön aus. Und eine gewisse Einheitlichkeit hatten die anderen Bäume ja auch alle. Da hab ich eigentlich nicht mehr geglaubt, dass wir gewinnen. Maus hat gesagt, er gewinnt aber trotzdem.
    Am Samstag eine Woche vor Ostern hat Fritzi bei mir angerufen und gefragt, ob ich zum Basteln zu Jul und ihr nach Hause kommen möchte. Jul kennt aus ihrer Schule nämlich eine neue Bastelsache und die bringt sie uns bei. Ich muss nur ausgepustete Eier mitbringen und alte Filzer, die nicht mehr so gut malen, den Rest spendiert ihre Mutter. Ausgepustete Eier hatte ich ja noch genug.
    »Aber zuerst noch Rambi ausmisten!«, hat Mama gesagt. »Den armen Kerl vergisst du wohl ganz!«
    Das hat aber nicht gestimmt, weil ich Rambi in meinem ganzen Leben nicht vergesse, nie und niemals. Man vergisst ja wohl sein Meerschweinchen nicht, wenn das auf dem Arm immer so lieb schnurrt! Aber mit Ausmisten hat das gar nichts zu tun. Und ich muss es ja wohl nicht ausgerechnet dann machen, wenn ich eigentlich eine neue Osterbastelsache ausprobieren will.
    Mama hat aber nicht nachgegeben, da musste ich ausmisten. Und es war auch gut, weil nämlich Opa Kleefeld die Terrassentür aufgemacht hat, als ich gekommen bin (das tut er ja oft), und ich hab ihm erzählt, warum ich mich heute leider beeilen muss und dass ich zu Hause auch noch alte Filzer zusammensuchen will.
    »Alte Filzer?«, hat Opa Kleefeld gefragt. »Neue tun es nicht?«
    Ich hab den Kopf geschüttelt und Rambis schmutzige Streu in eine große Plastiktüte geschaufelt.
    »Soll ich das Tier mal solange halten?«, hat Opa Kleefeld gefragt. »Na, das ist ja mal ganz was Neues!« Und er hat Rambi auf seinen Arm genommen. Opa Kleefeld kann gut mit Tieren umgehen. »Wie wollt ihr denn mit leeren Filzern malen? Das geht nicht in meinen alten Schädel rein!«
    Ich hab gesagt, in meinen jungen Schädel geht das auch nicht rein, aber dass Fritzi es extra so gesagt hat. Da ist Opa Kleefeld ins Haus gegangen (mit Rambi auf dem Arm) und mit vier ganz altmodischen Filzstiften zurückgekommen, die sahen aus, als ob er sie schon gehabt hatte, als ich noch nicht mal auf der Welt war. Das kann man
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