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Osten, Westen

Osten, Westen

Titel: Osten, Westen
Autoren: Salman Rushdie
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hätte ich ihr am liebsten zugerufen. Was wird aus mir?
     
    Wie sich herausstellte, hatte sie recht mit ihrem Heimweh. Nachdem sie nach Bombay zurückgekehrt war, hatte sie nie wieder Herzprobleme; und sie fühlte sich, wie das Schreiben ihrer Nichte Stella bestätigte, noch mit einundneunzig kerngesund.
    Kurz nach ihrer Abreise teilte mein Vater uns mit, dass er beschlossen habe, unseren «Standort» nach Pakistan «zu verlegen». Wie gewöhnlich gab es weder Diskussionen noch Erklärungen, nur dieses absolut endgültige Machtwort. Am Ende der Sommerferien löste er den Mietvertrag für die Wohnung im Waverley House auf, und die ganze Familie zog nach Karachi, während ich ins Internat zurückkehrte.
    In jenem Jahr wurde ich britischer Staatsbürger. Vermutlich gehörte ich zu den Glücklichen, weil ich trotz jener unglückseligen Schachpartie den Dodo als Fürsprecher gehabt hatte. Und dieser Pass machte mich in verschiedener Hinsicht frei. Er gestattete mir, zu kommen und zu gehen, wie es mir gefiel, und Entschlüsse zu fassen, die nicht im Sinne meines Vaters gewesen wären. Aber auch ich habe Stricke um den Hals,
habe sie bis auf den heutigen Tag: Stricke, die mich hierhin und dorthin zerren, nach Osten und nach Westen, während die Schlingen sich immer enger zusammenziehen und mir befehlen: Entscheide dich! Entscheide dich!
    Ich bocke, ich schnaube, ich wiehere, ich bäume mich auf, ich schlage aus. He, Stricke, ich will mich nicht zwischen euch entscheiden müssen! He, Lassos, Seile, ich entscheide mich für keines von euch – und für alle beide. Hört ihr mich? Ich weigere mich, zwischen euch zu wählen.
     
    Ungefähr ein Jahr nachdem wir ausgezogen waren, kam ich wieder in jene Gegend und betrat das Waverley House, um nachzusehen, wie es dem alten Courter erging. Vielleicht, dachte ich, können wir ein bisschen Schach spielen, und er kann mich wieder mal in Grund und Boden schlagen. Da die Eingangshalle leerwar, klopfte ich an die Tür der Pförtnerloge. Ein Fremder öffnete.
    «Wo ist Mixed-Up?», erkundigte ich mich verblüfft. Aber sofort entschuldigte ich mich verlegen: «Ich meine Mr. Mecir, den Portier.»
    «Der Portier bin ich, Sir», sagte der Mann. «Und von einem Durcheinander weiß ich nichts.»

Danksagung
    Sechs Geschichten dieses Buches wurden bereits früher veröffentlicht, wenn auch in etwas anderer Form. Sie erschienen zum ersten Mal in folgenden Publikationen:
    «Guter Rat ist kostbarer als Rubine» im New Yorker; «Das kostenlose Radio» in Atlantic Monthly; «Das Haar des Propheten» in der London Review of Books; «Yorick» im Encounter, «Auf der Versteigerung der roten Schuhe» in Granta; und «Christoph Kolumbus und Königin Isabella von Spanien» schließlich ebenfalls im New Yorker.
    «Die Harmonie der Sphären», «Chekov und Zulu» sowie «Der Courter» wurden bisher noch nicht veröffentlicht.
     
    «Die Harmonie der Sphären» stützt sich bei okkultistischen Dingen teilweise auf die Schriften James Webbs, vor allem auf «The Occult Underground» (Open Court, Illinois, 1974) und «The Harmonious Circle» (Putnam, New York, 1980).
    Bei «Der Courter» dankt der Autor für die Genehmigung des Abdrucks aus folgenden Quellen: Buddy Kaye, Ethel Lee und David Hill für Textzeilen aus «Speedy Gonzales», Copyright © 1962, Copyright erneuert 1990. Internationales Copyright geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Außerdem © David Hess Music Co. (1/3). Mit Genehmigung der Memory Lane Music Ltd. Textabdruck von «Speedy Gonzales» mit
freundlicher Genehmigung der Carlin Music Corp., U K-Verwaltung.
    «Jambalaya ( On the Bayou)», Text und Musik von Hank Williams © Copyright 1952, erneuert 1980, Acuff-Rose Music Incorporated, USA. Acuff-Rose Opryland Music Limited, London W1. Abgedruckt mit Genehmigung der Music Sales Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Internationales Copyright geschützt. «Big Girls Don’t Cry» (Text und Musik von Bob Crewe und Bob Gaudio) und «Sherry» (Text und Musik von Bob Gaudio) © 1962, Claridge Music Inc., USA. Abgedruckt mit Genehmigung der Ardmore & Beechwood Ltd., London WC2H oEA.
    Der in «Der Courter» zitierte Schachpassus ist in Wirklichkeit der Bericht über eine Partie zwischen S. Reshevsky und M. Najdorf, gespielt im Jahre 1957 und beschrieben in «The Most Instructive Games of Chess Ever Played» von Irving Chernev (Faber und Faber, London, 1966).
    Schließlich danke ich Bill Buford, Susannah Clapp und Bob Gottlieb; Sonny Mehta und Erroll McDonald
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