Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
dessen Aufbau und
Ausrichtung sehr stark an das OSA, den Geheimdienst der Church of Scientology,
erinnerte. Im Gegensatz zu dieser Organisation trat der Geheimdienst des Ordens
niemals öffentlich in Aktion. Nur Insider wussten von seiner Existenz. Bent war
felsenfest davon überzeugt, dass ihm der CSA nach dem Leben trachtete. Dabei reichten die
Verbindungen des Dienstes in fast alle gesellschaftlichen Schichten und
Bereiche, vor allem aber auf politischer Ebene. Man verfügte über ein dichtes
Netz von Informanten, auch in öffentlichen Einrichtungen und Institutionen.
Nagy fiel als Mörder aus, doch Bent war
sicher, dass der CSA hinter ihm her war und verhindern würde, dass er
aussagt. Einen Namen oder eine Idee konnte er allerdings nicht liefern. Deshalb
war die Aufnahme in das Zeugenschutzprogramm für ihn unabdingbar.
Im weiteren Verlauf der Vernehmung belastete
Bent führende Mitglieder des Ordens schwer. Eine besondere Rolle spielte Jacob
Kardinal Zielinski, der nicht nur Erzbischof von München und Freising war,
sondern als Provinzial auch die höchste Instanz des Jesuitenordens in
Deutschland. Wenn sich die Anschuldigungen Bents als wahr herausstellen
sollten, barg dieser Umstand die Gefahr eines gesellschaftspolitischen Erdbebens
der Stufe 8 auf der nach oben offenen Richterskala.
Das gesamte Gespräch dauerte bis zum frühen
Abend. Verena traf die Entscheidung, die Vernehmung abzubrechen und am nächsten
Tag fortzusetzen. Zwei Beamten fuhren mit Bent in ein Hotel, in dem er unter
Bewachung den Abend und die Nacht verbringen sollte.
54
+++ Montag, 1. Oktober - 8.15 Uhr · Flughafen
München +++
Über
das Erdinger Moos zogen an diesem Morgen Nebelschwaden und hüllten weite Teile
der Flughafengebäude, sowie der Start- und Landebahnen in einen Schleier, der
sich bald unter den wärmenden Sonnenstrahlen auflösen sollte. Am Terminal 1
fuhr eine dunkle Limousine vor. Der Fahrer parkte den Wagen in unmittelbarer
Nähe des Eingangs, sprang heraus und öffnete die rechte Hintertür. Kardinal
Zielinski stieg aus und begab sich schnellen Schrittes zum Check-In im Bereich
D. Sein Fahrer folgte ihm hastig mit dem Gepäck, das am VIP-Schalter der
Alitalia umgehend abgefertigt wurde. Am Terminal wurde der Airbus A320-200 für
den Flug nach Rom vorbereitet. Die Hinweistafeln zeigten dem Kardinal die
planmäßige Abflugzeit 9.15 Uhr an. Die voraussichtliche Ankunftszeit in Rom war
10.50 Uhr. Für die knapp 30 km vom Flughafen Fiumicino zur Ordenszentrale in
die Via del Casale di S.
Pio V in Rom würde er mit dem Taxi noch einmal ungefähr 45 Minuten benötigen,
so dass er pünktlich zum Mittagessen mit dem Generalprior eintreffen würde. Er lächelte
und nickte zufrieden.
*
Als die vollbesetzte Maschine pünktlich um 9.15 Uhr von der
Startbahn abhob, saß Verena im Polizeipräsidium hinter ihrem Schreibtisch und
ließ das Gespräch des gestrigen Abends mit Bent noch einmal Revue passieren. Er
hatte Zielinski schwer belastet. Dennoch konnte sie ein Vorgehen gegen den
Kardinal kategorisch ausschließen. Das hatte ihr Dr. Ziegler während eines
Telefonats am späten Abend klar gemacht. Zielinski war eben nicht nur ein hoher
Würdenträger der katholischen Kirche, sondern auch eine anerkannte
Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Sein Rat war bei den Leistungsträgern
der Gesellschaft und der politischen Elite gleichermaßen gefragt. Ein Vorgehen
gegen ihn war erschwerend aus einem weiteren Grund nicht möglich. Die
katholische Kirche verbat sich seit jeher Einmischungen von außen. Zielinski
genoss Immunität und war unantastbar.
55
+++ Montag, 1. Oktober - 9.41 Uhr · Hotel
Princess, München +++
Das
5-Sterne-Hotel in der Rosenheimer Straße bot neben den üblichen Ein- und
Zweibettzimmern auch einige Apartments, die oft von Gästen gebucht wurden, die
mehrere Wochen oder Monate in der bayerischen Landeshauptstadt blieben. Das
Apartment mit der Nummer 251 lag im siebten Stock des Gebäudes am Ende des
langen Flurs und verfügte über drei Zimmer und vier Betten.
Bent
saß auf dem bequemen Ledersofa vor dem Fernseher und schaute sich die
Morgennachrichten an. Einer der beiden Beamten, die mit ihm hierher gefahren
waren, kam gerade aus der Küche in den Wohnraum zurück. Der andere lag in
einem Nebenraum auf dem Bett und schlief.
Als
Keßler anklopfte, ging der Beamte zur Tür und warf einen Blick durch den
Türspion. Er erkannte Keßler sofort und ließ ihn
Weitere Kostenlose Bücher