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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger
Autoren: Andreas Gößling
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über kurz oder lang zerbrechen. Aber noch haben sie den Kampf nicht gänzlich verloren – mit den beschränkten Mitteln einer geheimen Kellerdruckwerkstatt konnte ich fürs Erste lediglich diese fünfhundert Exemplare des Geisterbuchs drucken und binden. Wenn die Bücherjäger erst erkannt haben, dass das vermeintliche Satansbuch doch nicht für immer zerstört worden ist, werden sie alles daransetzen, jedes einzelne Exemplar in ihre Gewalt zu bekommen und zu vernichten. Also nehmt nun jeder die Anzahl an Büchern entgegen, die Ihr bei mir bestellt habt, kehrt zurück in Eure Heimatstädte und tragt Euren Teil dazu bei, dass
Das Buch der Geister
möglichst viele Leser findet. Ich danke Euch allen, dass Ihr gekommen seid – auch im Namen von …«
    Er wandte sich um und deutete zu dem Stuhl, auf dem eben noch jener alte Mann gesessen hatte. Doch der Stuhl war nun leer, nur das aufgeschlagene Buch lag noch dort, mit einer handschriftlichen Widmung versehen.
    Hebedank hob beide Arme zu einer Gebärde ratlosen Bedauerns. Sein Gesichtsausdruck war die ganze Zeit über gleichmäßig griesgrämig geblieben und seine Rede hatte jeden Überschwangs ermangelt, doch darüber wunderte sich keiner der versammelten Buchhändler. Der Mann war schließlich ein Setzer, und die Angehörigen dieser Zunft konnten gar nicht anders, als sich unentwegt zu sorgen und zu grämen. Auch wenn sie noch so sorgfältig die Lettern im Bleisatz aneinanderfügten und mit argwöhnisch ausgeklügelter Lesetechnik alles dreimal Korrektur lasen – der Druckfehlerteufel schnitt ihnen doch jedes Mal aufs Neue eine lange Nase.
    Einer nach dem anderen traten die Buchhändler nun vor und nahmen ihren Packen oder auch ganze Kisten voll frisch gedruckter Geisterbücher in Empfang. Für die ihm anvertrauten »Libri degli Spiriti« dankte ein glutäugiger Herr, der zum allgemeinen Erstaunen goldfarbene Reitstiefel trug. Ein rotwangiger Buchhändler mit gezwirbeltem Schnauzbart zeigte sich begeistert von seinem Packen mit »Libros de los Espíritus«. Ein hochgewachsener Herr mit fuchsroten Haaren und leuchtend grünen Augen nahm mit steifer Verbeugung seine »Books of Spirits« entgegen und wollte dann allerdings von Mister Hiebedänk noch wissen, wer »this young ghost lady with green fairy eyes« sei, die er vorhin im Saal umherschweben gesehen habe, zusammen mit ihrem »smiling lover ghost«.
    Der Setzer Hebedank benötigte einige Augenblicke, bis er aus dem Kauderwelsch des irländischen Buchhändlers einigermaßen schlau geworden war. Dann schaute er sich suchend im Saal um, konnte jedoch abermals nur mit einer Gebärde ratlosen Bedauerns dienen.
    Ob er selbst denn
Das Buch der Geister
schon gelesen habe, wollten zudem etliche Herren von ihm wissen.
    »Drei Mal schon, aber nach Setzerart«, antwortete Hans B. Denk dann immer mit mürrischer Miene. »Zuerst Letter für Letter beim Setzen, dann beim Korrekturlesen zwei Mal zeilenweise von rechts nach links.«
    Die Herren schauten gerührt und ehrfürchtig drein. Still machten sie sich in alle Himmelsrichtungen davon, ihre Satteltaschen prall gefüllt und die Packpferde mit Bücherkisten beladen.
    Hebedank aber blieb allein in dem abgelegenen Gutshaus zurück. Auf dem Tisch lag kein einziges Buchexemplar mehr, und der griesgrämige Mann ging zu dem Stuhl hinüber, von dem Kronus so unmerklich verschwunden war. Er nahm das Geisterbuch auf und las, was der weise Alte auf der ersten Seite unter den Titel geschrieben hatte:
    Habe Dank, mein treuer Freund –
    und den Segen Gottes und Seiner Geister
    für Dich und Deinen heiligen Beruf.
    V. K.

Nachwort: Geisterbücher und Schriftmagie
    Nachwort
Geisterbücher und Schriftmagie
    OPUS spielt in einer turbulenten Epoche – im Umbruch zwischen endendem Mittelalter und beginnender Neuzeit. Den geschichtlichen Hintergrund habe ich im Nachwort zum ersten Band – Das verbotene Buch – bereits ausführlich dargestellt. An dieser Stelle mögen also einige ergänzende Hinweise zum Verhältnis zwischen Dichtung und Wahrheit im zweiten und letzten Band meines Romans genügen.
Abt Trithemius und das Buch der »Planetengeister«
    Johannes Trithemius hat tatsächlich zu jener Zeit (1462–1516) gelebt und als Abt des Klosters Sponheim gewirkt. Die Geheimgesellschaft Opus Spiritus und ihr
Buch der Geister
sind zwar frei erfunden – aber die gelehrten Zeitgenossen des Trithemius hätten ihrem »Bücherpapst« eine derartige »magische Verschwörung« wohl ohne Weiteres
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