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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut
Autoren: Karyn Monk
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nannte Lord Whitcliffe einige Beispiele für mein, wie er es ausdrückte,, derbes und unschickliches Benehmen`, und mir wurde klar, dass er mich tatsächlich für entsetzlich ungehobelt hielt. “ Sie senkte den Blick und unternahm einen halbherzigen Versuch, den zerrissenen Kokon aus Seide und Samt zu glätten, der sie umhüllte.
    Jack dachte daran, wie sie in ihrem Hochzeitskleid an der Kirchenmauer hinabgeklettert war. Whitcliffe hätte vermutlich einen Herzanfall erlitten, wenn er Zeuge dieser außerge-wohnlichen Flucht geworden wäre. Er unterdrückte ein Lächeln.
    „Wenn Sie mir Ihre Kutsche nicht verkaufen wollen, Mr. Kent, könnten Sie dann in Betracht ziehen, sie mir für ein oder zwei Tage auszuleihen? “ fragte Amelia hoffnungsvoll. „Ich verspreche, dass ich gut auf sie Acht geben werde und sie Ihnen umgehend zurückschicke. “
    Jack wich ihrem flehenden Blick aus. Seine Familie hatte die Kirche verlassen und versuchte, ihn in der Menge zu erspähen. Seine drei Schwestern sahen hinreißend aus in ihren eleganten, von Grace entworfenen Kleidern. Jede seiner Schwestern war glücklich mit dem Mann ihrer Wahl verheiratet. Jack war zwar mit der Sitte der arrangierten Ehen vertraut, die vor allem in Adelskreisen weit verbreitet war, doch Genevieves vornehme Erziehung hatte stets die Wichtigkeit eigenständigen Denkens und freier Entscheidungen betont, und sie hatte diese Werte an ihre Kinder weitergegeben. Die Vorstellung, Annabelle, Grace oder seine geliebte Charlotte wie preisgekrönte Zuchtstuten an den Meistbietenden zu verschachern, war schlicht unerträglich.
    „Mr. Kent? “ Amelias Stimme klang angespannt.
    Eine Gruppe Männer schwärmte fächerförmig aus, um die Kutschen zu durchsuchen. Jack sah, wie Simon und Jamie auf sein Gespann zusteuerten. Vermutlich hatte Genevieve sie gebeten, einen Blick hineinzu werfen, nicht, um die vermisste Braut zu suchen, sondern um nachzuschauen, ob ihr eigensinniger Bruder Zuflucht darin gesucht hatte und dann, eingeschlafen war. Wenn sie Miss Belford entdeckten, wäre die Kutsche schon im nächsten Augenblick von der Menge umstellt. Seine entschlossene kleine Erbin würde herausgezerrt, in die Kirche gebracht und dort mit Whitcliffe vermählt werden, ob sie nun wollte oder nicht.
    Und er würde tatenlos zusehen müssen.
    „Bitte, Mr. Kent“, flüsterte Amelia.
    Sie streckte die Hand aus und legte sie in einer flehenden Geste auf die seine.
    Jack blickte verwundert auf ihre Hand. Sie fühlte sich kühl und zart auf seiner Haut an, trotz der drückenden Hitze des Tages und der plötzlichen Schwüle im Inneren der Kutsche.
    Es war eine kleine Hand, die durch Whitcliffes protzigen Ring noch schmaler wirkte. Die Finger waren schlank und tadellos manikürt, wie man es von einer Braut an ihrem Hochzeitstag erwarten würde, und die Haut war weiß und seidenglatt, was darauf schließen ließ, dass sie die meiste Zeit von teuren Handschuhen geschützt worden war. Doch es waren die feinen scharlachroten Kratzer auf ihrem Handrücken, die seine Aufmerksamkeit fesselten. Sie musste sie sich bei ihrem Sturz zugezogen haben, als sie verzweifelt versucht hatte, sich an den Weinreben festzuklammern, bevor sie hilflos in das Gebüsch hinabgestürzt war, erkannte Jack. Er nahm ihre Hand, drehte sie behutsam um und entdeckte einen tieferen Schnitt in ihrer zarten Handfläche. Blut sickerte in einem dünnen Rinnsal aus der Wunde und hatte auch seine Haut befleckt.
    Amelia hatte ihn gefragt, ob er wisse, was es hieß, ausweglos in der Falle zu sitzen. Die bittere Wahrheit war, dass er es nur allzu gut wusste. Bis er den rubinroten Blutfleck auf seiner eigenen Haut sah, hatte er nicht begriffen, wie verzweifelt sie war.
    Und plötzlich erinnerte er sich mit brennender Schärfe daran, wie es war, allein und verängstigt zu sein.
    „Oliver“, begann er, und der gelassene Tonfall seiner Stimme strafte die Ungeheuerlichkeit dessen, was er vorhatte, Lügen. „Wende die Kutsche und fahr langsam davon. “
    Die alten Augen des Kutschers weiteten sich ungläubig. „Mit ihr? “
    Jack nickte.
    „Aber... sie ist die Braut! “ wandte Oliver ein, als dächte er, Jack müsse diesen besonderen Umstand wohl übersehen haben.
    „Das ist mir bewusst. “
    „Sie werden uns verfolgen! “
    „Nur wenn sie glauben, dass Miss Belford sich in der Kutsche versteckt“, entgegnete Jack. „Solange wir ganz langsam fahren und ihnen keinen Grund zum Argwohn liefern, werden sie vermutlich weiter die
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