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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut
Autoren: Karyn Monk
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deshalb, weil Sie so sind, wie Sie sind? “
    Jacks Wangenmuskeln spannten sich an. Die Wunden seiner Vergangenheit waren durch die langen Jahre in Genevieves und Haydons wohlwollender Obhut oberflächlich verheilt, doch Miss Belfords Worte trafen ihn dennoch. Einige Wunden heilen nie vollständig ab, dachte er bitter.
    Einen Augenblick lang fürchtete Amelia, sie habe ihn beleidigt. Ein zorniges Funkeln hatte seine grauen Augen aufblitzen lassen, und sie sah, wie seine Kieferpartie sich kaum merklich verspannte. Der Mann vor ihr hatte etwas Herbes, Wachsames an sich, das sie bei keinem der zahllosen herausgeputzten Männer entdeckt hatte, denen sie seit ihrer An-kunft in England begegnet war. Sein Gesicht war ebenmäßig, doch markant geschnitten, seine hoch gewachsene Gestalt schlank und muskulös, ganz im Gegensatz zu der schwelgerischen Weichlichkeit, die sie von den meisten seiner Altersgenossen gewöhnt war. Eine gezackte Narbe verunzierte seine von dunklen Bartstoppeln bedeckte linke Wange, und sie schien heller geworden zu sein, während er über ihre Frage nachdachte.
    „Vielleicht haben Sie nie erfahren, wie es ist, zutiefst verzweifelt zu sein“, fuhr sie fort und rückte hastig vom Fenster ab, als Dutzende weiterer Menschen aus der Kirche strömten, um sich an der Suche nach ihr zu beteiligen. Ihr Dienstmädchen stand nun auf dem Balkon, umringt von einer Menschenmenge, die aufgeregt auf die gebrochenen Weinreben und die zerdrückten Sträucher unter sich wies. „So verzweifelt, dass Sie alles wagen würden, wirklich alles, nur für die winzige Chance, dass irgendwo ein anderes Leben auf Sie wartet? “
    Aus ihren Augen leuchtete eine fesselnde Mischung aus banger Hoffnung und überwältigender Furcht. Jack stieß einen lautlosen Fluch aus. Es gehörte nicht zu seinen Angewohnheiten, davongelaufene Erbinnen zu retten. Er hatte nur eingewilligt, Whitcliffes Hochzeit beizuwohnen, um auf diese Weise ein wenig Zeit mit seiner Familie verbringen zu können, bevor er zurück nach Schottland reiste. Dort würde er ein oder zwei Tage verweilen, um sich um die Geschäfte seiner Reederei zu kümmern, und dann nach Ceylon aufbrechen. Er hatte keine Zeit, sich in Miss Belfords romantisches Dilemma hineinziehen zu lassen, wie unglücklich oder unwiderstehlich es auch sein mochte. Das einzig Vernünftige war, auf der Stelle den Wagenschlag zu öffnen und sie aus der Kutsche in die offenen Arme ihres Bräutigams zu geleiten, der sich zweifellos vor Sorge um sie verzehrte.
    Jack warf einen verstohlenen Blick aus dem Fenster. Inmitten der Menge entdeckte er die imposante Gestalt von Mr. John Henry Belford, dem Vater der Braut, der laut ihren Namen brüllte, ob voller Sorge oder zutiefst verärgert, konnte Jack nicht mit Sicherheit sagen. Neben ihm stand eine üppig mit Schmuck behängte Frau in einem pfirsichfarbenen Seidenkleid mit Zobelbesatz - angesichts der brütenden Hitze eine völlig unpassende Aufmachung - und versuchte angestrengt, ruhig und gelassen zu wirken. Die bezaubernde Mutter der Braut, entschied Jack. Und ein wenig abseits dann der aufgeblasene alte Whitcliffe, sein massiger, aus der Form geratener Leib schweißnass in einem schlecht sitzenden weinroten Cutaway, das aufgedunsene Gesicht beinahe purpurn vor Wut.
    Vielleicht würde ihr Bräutigam sie doch nicht mit offenen Armen empfangen.
    „Ich darf also annehmen, Miss Belford, dass diese Heirat nicht Ihrem eigenen Wunsch entspricht? “ äußerte Jack, nicht wirklich bereit, sie ihrem Schicksal zu überlassen.
    Amelia schüttelte traurig den Kopf. „Meine Mutter war fest entschlossen, dass ich einen Adligen heirate, und zwar keinen Geringeren als einen Herzog. Doch leider laufen davon nicht allzu viele herum, und noch weniger kommen für eine Ehe infrage. Lord Whitcliffe war der Beste, den sie finden konnte, und er hat eingewilligt, mich zu heiraten, obwohl er mich für albern und gewöhnlich hält. “
    „Das hat er Ihnen gesagt? “ Jack empfand mit einem Male den unwiderstehlichen Drang, Whitcliffe an seinem kaum existierenden Hals zu packen und ihm eine Entschuldigung abzupressen.
    „Ich habe zufällig mit angehört, wie er es meinem Vater mitteilte. Zuerst dachte ich, er versuche nur, meinen alten Herrn dazu zu bringen, ihm mehr für die Ehre zu zahlen, mich zu seiner Frau zu machen. Es wundert Sie vielleicht zu erfahren, Mr. Kent, dass es für ein amerikanisches Mädchen recht kostspielig ist, einen englischen Lord zu heiraten. Doch dann
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