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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut
Autoren: Karyn Monk
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meine Schwester Grace hat eine kleine Boutique in Inverness. Sie entwirft die Kleider selbst, und ich habe gehört, wie sie Mr. Worths Namen erwähnte. “
    Amelia ließ einen Augenblick lang von ihrem Kleid ab und fragte verwundert: „Ihre Schwester entwirft Kleider? Habe ich vielleicht schon von ihr gehört? “
    „Das bezweifle ich. Sie besitzt nur das eine Geschäft, obwohl ihr Ehemann sie davon zu überzeugen versucht hat, ein  weiteres in Edinburgh oder London zu eröffnen. “
    „Ihr Gatte erlaubt ihr zu arbeiten, obwohl sie verheiratet ist? “ Amelia war verblüfft.
    „Grace ist sehr eigenständig und hat es immer geliebt, Kleider zu entwerfen. Ihr Mann möchte, dass sie glücklich ist, also unterstützt er ihre Karriere. “
    „Ich würde sie sehr gern kennen lernen. Vielleicht fahren Lord Philmore und ich nach Schottland, wenn wir erst einmal verheiratet sind. “
    Jack hielt es für wesentlich wahrscheinlicher, dass Miss Belfords neuer Ehemann sie schnurstracks in irgendein Haus mit verblichenen Samtvorhängen einsperren und von ihr erwarten würde, die Gastgeberin bei einer endlosen Abfolge sterbenslangweiliger Nachmittagstees und Dinnerpartys zu spielen und ihn zu jedem erdenklichen öden Gesellschaftsereignis zu begleiten. Bis er sie geschwängert hatte, denn von da an würde er sie völlig vom gesellschaftlichen Leben fern halten.
    Jack schaute aus dem Fenster, um die ins Licht der Nachmittagssonne getauchte Landschaft zu betrachten, und fragte sich, warum er so fest entschlossen war, sich Miss Belfords Zukunft mit diesem unbekannten Viscount in derart düsteren Farben auszumalen.
    „Verzeihen Sie, Mr. Kent. Könnten Sie mir wohl dabei behilflich sein, die Haarnadeln herauszuziehen, mit denen mein Schleier befestigt ist? “ Sie beugte sich zu ihm und neigte den Kopf.
    Jack zögerte.
    Und dann, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, begann er linkisch, die dunklen Drahthaken aus ihrer zerzausten blonden Haarpracht zu ziehen.
    Ihr Schleier war eine zarte Hülle aus der feinsten Seide, die er je gesehen hatte, und wurde durch ein funkelndes Diamantdiadem gehalten. Die Dutzende von Nadeln, mit denen er befestigt war, hatten verhindert, dass er sich während Ihre s Sturzes gelöst hatte. Jack ließ die Nadeln achtlos auf den Kutschboden fallen, während er hingerissen beobachtete, wie sich ihr Haar aus der kunstvollen Frisur löste, die irgendein Dienstmädchen in stundenlanger Arbeit geschaffen  hatte. Schließlich hielt er das glitzernde Diadem in der Hand, und mit ihm nahezu drei Meter Schleier.
    Amelia seufzte und rieb sich die schmerzende Kopfhaut. „Sie können sich nicht vorstellen, wie entsetzlich unangenehm es ist, all diese Nadeln am Kopf zu haben, und dieses Diadem war unerträglich schwer. “ Sie fuhr mit den Fingern durch ihr Haar, bis es sich wie flüssiger Honig über ihre Schultern ergoss und in Wellen bis hinab zu ihrer Taille fiel.
    „Hier“, sagte Jack rau und reichte ihr das Diadem.
    „Legen Sie es einfach auf den Boden“, wies sie ihn an, während sie die Schleppe ihres Kleides zu einem Kissen aufrollte und in die Ecke stopfte. „Ich hole es mir später. “
    Stattdessen platzierte Jack das Diamantcollier und die Smaragdohrringe, die Miss Belford ihm zuvor in die Hand gedrückt hatte, in der Mitte des Diadems und wickelte den Schleier schützend um das kostbare Paket, bevor er es auf den Sitz neben sich legte.
    Amelia ließ sich erschöpft gegen das klumpige Satinkissen sinken, das sie kreiert hatte. „Ich hoffe, Sie werden es mir verzeihen, Mr. Kent, wenn ich ein Weilchen die Augen schließe. “
    „Nur zu. “ Jack lehnte sich zurück und streckte die Beine aus, soweit dies in der engen Kutsche möglich war. „Ich wecke Sie, wenn wir in London... “
    Er brach mitten im Satz ab und guckte sie verblüfft an.
    Und dann umspielte ein belustigtes Lächeln seine Mundwinkel, als er bemerkte, dass die liebreizende, elegante Miss Amelia Belford schnarchte.
    Jack wusste, dass sie London erreicht hatten, lange bevor er den kastanienbraunen Vorhang zurückzog und die gespenstischen Umrisse der Häuser von Mayfair sah, die sich in endlosen Reihen vor ihm erstreckten. Der üble Geruch der Stadt stieg ihm in die Nase, ein beißendes Gebräu aus Rauch und Asche aus den Schloten der Häuser und Fabriken, gemischt mit dem fauligen Gestank der Themse. Der rußige Schleier, der ständig über dem bedeckten Himmel der Stadt hing, war im Sommer weniger dicht als im Winter, wenn
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