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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition)
Autoren: Paul Cleave
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wie der brennende Schmerz sich von der Wunde langsam weiter durch meinen Körper bohrt. Mir tränt das Auge, und ich kann nicht blinzeln. Ich tue mein Bestes, aber der verbliebene Hautfetzen hängt wie ein viel zu kurzer Vorhang über meinem Auge.
    »Das da?«, sagt Jack und trampelt mit dem Schuh drauf, als würde er einen Zigarettenstummel austreten. »Das da gehört dir?«
    Bevor ich mich beschweren kann, stellt man mich auf die Beine, und ich bin wieder in Bewegung. Obwohl es bewölkt ist, erscheint es hell, und ich kann das Licht durch Blinzeln nicht vertreiben, jedenfalls nicht auf meinem linken Auge. Auch den Schweiß und das Blut kann ich nicht fortblinzeln. Ich werde von einem Einsatzteam umringt und kann hören, wie sich die Männer unterhalten. Darüber, dass sie die Gesetze hassen, die von ihnen verlangen, mich hierherzubringen, obwohl ihre Moralvorstellungen ihnen etwas anderes sagen. Sie halten mich für einen schlechten Menschen, aber sie verstehen das alles falsch.
    Ein Arzt tritt zu mir. Er macht einen verängstigten Eindruck. Das würde ich auch, wenn ein Dutzend bewaffneter Männer auf mich zumarschiert käme. So wie ich das vor zehn Minuten zum ersten Mal erlebt habe. Die übrigen Personen am Haupteingang stehen mit der Hand vorm Mund da oder filmen mit dem Handy das Geschehen. Einige der Aufnahmen werden heute Abend landesweit in den Nachrichten zu sehen sein. Ich versuche mir vorzustellen, wie das auf Mom wirken muss, doch dazu komme ich nicht, denn der Arzt reißt mich aus meinen Gedanken.
    »Was ist hier los?«, fragt er, und das ist eine gute Frage, nur dass sie von einem Typen in den Fünfzigern kommt, der eine Fliege trägt, also von jemandem, zu dem man besser Abstand hält.
    »Dieser …«, setzt Schroder an, und es scheint, als suche er nach dem richtigen Wort. »Mann«, stößt er hervor, »muss ärztlich versorgt werden. Und zwar sofort.«
    »Was ist passiert?«
    »Er ist gegen eine Tür gerannt«, sagt jemand, und einige der Männer fangen an zu lachen.
    »Er hat sich etwas ungeschickt angestellt«, sagt ein anderer, und noch mehr Männer stimmen in das Gelächter ein. Das gibt ihnen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Und der Humor hilft ihnen, wieder runterzukommen, von was für einem Trip auch immer. Einem Trip, auf den ich sie geschickt habe. Außer Schroder, Jack und der Arzt. Sie wirken äußerst ernst.
    »Was ist passiert?«, fragt der Arzt erneut.
    »Selbst zugefügte Schussverletzung«, sagt Schroder, »ein tiefer Streifschuss.«
    »Das sieht nach mehr als einem Streifschuss aus«, sagt der Arzt. »Brauchen Sie wirklich so viele Männer hier?«
    Schroder dreht sich um und zählt offensichtlich in Gedanken seine Leute. Es scheint, als würde er gleich nicken und sagen, sie könnten sogar noch ein paar Männer mehr gebrauchen, doch stattdessen fordert er etwa die Hälfte seines Teams mit einem Zeichen auf, vor dem Krankenhaus zu warten. Ich werde in einen Rollstuhl gedrückt, und man löst mir die Handschellen, nur um meine Handgelenke an die Armlehnen zu ketten. Dann werde ich einen Flur entlanggeschoben, und eine Menge Leute starren mich an, als hätte ich einen Beliebtheitswettbewerb gewonnen, aber in Wirklichkeit weiß keiner, wer ich bin. Keiner von ihnen hat es gewusst. Wir kommen an zwei hübschen Krankenschwestern vorbei, denen ich an jedem anderen Tag nach Hause gefolgt wäre. Man legt mich auf ein Bett, und ich werde mit den Händen ans Gestell gekettet. Dann schnallen sie meine Füße fest, und ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich werde so stramm gefesselt, dass ich das Gefühl habe, ich sei von Beton umhüllt. Offensichtlich glaubt man, ich hätte die Kräfte eines Werwolfs.
    »Detective Schroder«, sage ich, »ich verstehe nicht, was hier los ist.«
    Schroder antwortet nicht. Der Arzt kommt zu mir her über. »Das wird jetzt ein bisschen wehtun«, sagt er, und zur Hälfte hat er damit recht, das mit dem bisschen stimmt zwar nicht, aber mit wehtun liegt er absolut richtig. Er stochert in der Wunde herum, untersucht sie und leuchtet mit einer Taschenlampe hinein, und wenn man nicht blinzeln kann, dann ist das so, als würde man direkt in die Sonne starren.
    »Das wird länger als nur ein paar Stunden dauern«, sagt er mehr zu sich selbst, aber so laut, dass die anderen es hören können. »Damit das Augenlid überhaupt wieder funktioniert und möglichst wenige Narben zurückbleiben, ist echte Frickelarbeit erforderlich«, sagt er, und es klingt, als würde er uns
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