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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust
Autoren: Henka Sandra
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all dies gemächlich, als hätte er alle Zeit der Welt.
    „Damit du ein Einkommen nachweisen kannst. Deine ganze biedere Existenz ist nur Schein, um nicht aufzufallen und ins Visier der Polizei zu geraten. Das ist der wahre Grund, weshalb du Aaron nicht leiden konntest. Als mein Freund wäre er bei uns ein- und ausgegangen. Er war ein Risiko für dein ehrliches Geschäft.“
    „Genau wie Blanche.“ Mantis seufzte und schloss die Küchentür. Lazy, der nun eingeschlossen war, winselte und kratzte mit seiner Pfote an der Tür. „Ich habe das Geld aus dem Babyhandel fleißig gespart, um mit euch beiden auszuwandern. Weißt du, Namibia hat kein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Staaten. Aber Blanche musste alles zerstören, weil sie zu labil war und ein schlechtes Gewissen wegen der anderen Babys bekam. Sie hat nur geschwiegen, weil sie befürchtete, dich zu verlieren.“
    In Beth tobte ein Gefühlschaos. Sie ging unter in einem Strudel der Verwirrung. In einem Moment wollte sie wegen Blanche weinen, im Nächsten schluckte sie die Tränen hinunter, weil ihre Pflegemutter sie ebenso belogen hatte wie Mantis. Wollte Blanche ihr alles am nächsten Tag beichten, während sie zusammensaßen, Kaffee tranken und Gebäck aßen, als würden sie über neue Schuhe oder den Sommerurlaub reden? Das war alles so absurd!
    Mantis stützte sich auf der Rückenlehne eines Stuhls ab und fuhr fort. „Ich hatte gehofft, dass du irgendwann in das Geschäft mit einsteigen würdest.“
    „Und damit meinst du nicht den Vertrieb von Folsäure, nicht wahr?“, erwiderte Beth spöttisch. Ihre Stimme wurde mit jedem Satz lauter. „Hast du deshalb mein Medizinstudium unterstützt? Sollte ich später einmal die Babys ärztlich untersuchen, nachdem du sie von ihren leiblichen Eltern geraubt hast? Du hast nicht allen Ernstes geglaubt, ich würde bei deinen kriminellen Machenschaften mitmachen, oder?“
    Plötzlich schleuderte er den Stuhl so heftig gegen die Wand, dass dieser in seine Einzelteile zerbrach. Mantis hielt nur noch ein Holzbein in der Hand.
    „Du bist eben nicht mein Fleisch und Blut. Aber ich hätte dich schon noch so hingebogen, wie ich dich haben wollte“, schrie er und zeigte mit dem Stuhlbein auf Beth. „Verdammt! Ich hätte Blanche deine Erziehung nicht überlassen sollen, aber es war die einzige Möglichkeit, sie zum Schweigen zu bringen – bis heute.“
    „Du hast sie auf dem Gewissen. Ihr Tod war kein Unfall.“ Auf einmal war Bethany klar, weshalb er ihr offen und ehrlich die Wahrheit berichtete: weil sie ohnehin nicht mehr lange leben würde. Sie würde nicht mehr die Chance bekommen, ihn bei der Polizei anzuzeigen oder die Geschichte auch nur den Nachbarn zu erzählen.
    Denn wenn es nach Mantis ging, würde Bethany dieses Haus nie wieder auf eigenen Füßen verlassen.

37. KAPITEL
    Plötzlich stürmte Mantis auf sie los. Er hob das Stuhlbein weit über seinen Kopf, bereit, in wenigen Sekunden damit ihren Schädel zu zertrümmern, um sie mit ihren leiblichen Eltern wieder zu vereinen.
    Erschrocken taumelte Beth rückwärts. Sein Gesicht war hochrot. Er starrte sie an, fixierte das Ziel seines Schlags. Doch bevor das Holzstück auf sie heruntersausen konnte, floh sie mit einem Aufschrei ins Schlafzimmer. Das Stuhlbein krachte gegen den Türrahmen. Mantis war unmittelbar hinter ihr.
    Blitzschnell drehte sich Bethany um und warf die Zimmertür zu, vergeblich, denn Mantis hatte längst seinen Fuß in den Spalt gesetzt. Die Tür prallte von seinem Schuh ab.
    Beth versuchte mit aller Kraft die Tür zuzudrücken. Der Versuch scheiterte jedoch jämmerlich. Gegen die Kraft eines bulligen Mannes, wie er einer war, kam sie nicht an. Er schob die Tür mit einer erschreckenden Leichtigkeit auf und Beth musste aufgeben.
    Sie warf alles nach ihm, was sie in die Hände bekam. Bilderrahmen, ein Usambaraveilchen, eine Maulwurffigur aus Ton …
    Wieder schlug er nach ihr. Sie duckte sich jedoch gerade noch rechtzeitig. Das Stuhlbein traf das Sideboard. Holzsplitter regneten auf Bethany herab. Ihr Puls raste. Panik breitete sich in ihr aus. Sie wollte nicht sterben, erst recht nicht durch die Hand eines Mannes, der ihr 23 Jahre lang vorgegaukelt hatte, sie zu lieben. Aber Mantis Hart, oder wie auch immer sein richtiger Name lautete, liebte nur sich selbst.
    Sie richtete sich auf und lief zur Terrassentür. Wenn sie erst im Garten war, würde sie um Hilfe schreien und darauf hoffen, dass ihr Verfolger aufgab und flüchtete, bevor
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