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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald
Autoren: Ilkka Remes
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Moment ausgehen.
    Warum brachten sich die Verbrecher nach einer so groß angelegten und exakt geplanten Aktion in eine Lage, in der sie womöglich selbst im Meer untergehen würden?
    Einen vernünftigen Grund dafür gab es nicht. Die einzig vorstellbare rationale Erklärung lautete: Die Entführer hatten die Maschine bereits verlassen. Und da das Flugzeug nicht einmal in einem langen Radarschatten hatte landen können, mussten sie mit Fallschirmen abgesprungen sein.
    Was aber war mit der Geisel? War sie in der Maschine zurückgeblieben? Die Vorstellung, Aaro könnte allein in dem zum Untergang verdammten Flugzeug sitzen, war so niederschmetternd, dass Timo gar nicht weiter daran zu denken wagte.
    Kowalenko war zu derselben Schlussfolgerung gelangt. »Sie haben die Maschine irgendwo unterwegs verlassen.«
    Timo tastete nach einem Filzstift und sagte mit bebender Stimme: »Wir müssen alle Radarschatten auf der Karte einzeichnen   …«
     
    Aaro spürte, dass sie sich ihrem Ziel näherten, und je näher sie kamen, umso unruhiger schlug sein Herz. Von der Hauptstraße waren sie wieder in eine Nebenstraße eingebogen, die sich unzählige Male verzweigt hatte und dabei immer weiter angestiegen war. Die dunklen Wälder waren mit zunehmender Höhe spärlicher geworden und dieschlafenden Dörfer kleiner, bis nur noch ein steiler Weg im Zickzack nach oben führte.
    Auch die anderen Wageninsassen wirkten müde. Juliette starrte neben Aaro aus dem Fenster und Delacroix schien in Gedanken versunken zu sein.
    An einem extrem steilen Anstieg knurrte der Motor des Geländewagens und Aaro befürchtete, die Reifen könnten nicht mehr greifen und sie würden in den Abgrund auf der rechten Seite des Weges stürzen.
    Die Geschwindigkeit wurde immer weiter gedrosselt und schließlich blieb der Wagen vor einer massiven Ruine stehen. Das Fahrlicht wurde ausgeschaltet und alle stiegen aus. Aaro sog die feuchtkühle, dünne Gebirgsluft ein. Es herrschte vollkommene Stille, nur das Knacken des heißen Motors war zu hören.
    Aaro neigte den Kopf, bis er die Silhouette des burgartigen Gebäudes auf dem Gipfel des steilen Felshangs im Blickfeld hatte. In den Fels waren Stufen gehauen worden. Sie wirkten uralt. Warum hatte jemand vor langer Zeit seine Kräfte geopfert, um in einem so abgelegenen und schwer zugänglichen Winkel ein Gebäude zu errichten?
    Dann fiel sein Blick auf eine kreuzförmige Furche im Fels, unter der eine lateinische Inschrift zu erkennen war. War das hier ein Kloster, in das sich Mönche, die das weltliche Leben hinter sich lassen wollten, zurückgezogen hatten?
    Delacroix zog eine Magnetkarte, die aussah wie eine Kreditkarte, aus der Tasche und schob sie in einen Schlitzim Fels. Aaro wurde noch aufmerksamer. Neben dem Schlitz leuchtete eine rote LE D-Anzeige auf, blinkte ein paarmal und erlosch.
    Aaro sah sich die vom Vollmond erleuchtete Umgebung genauer an. Erst jetzt bemerkte er, dass der Fels hier und da mit Beton ausgebessert war und dass an manchen Stellen stützende Stahlträger zu erkennen waren. Ohne sie wäre das Gebäude wahrscheinlich längst in den Abgrund gestürzt.
    »Willkommen in Sorde de l’Abbaye«, sagte Delacroix und fing an, die in eine Felsspalte gehauene Treppe hinaufzusteigen. »Benediktinermönche haben dieses Kloster im 14.   Jahrhundert erbaut. Zweihundert Jahre später wurde es verlassen und der Herzog von Savoyen wählte es als Versteck, als die Berner ihm zusetzten.«
    Entlang der Treppe ging eine Beleuchtung aus Faserlampen an. Sie half, die Stufen zu erkennen, ohne dass ihr Schein zu weit reichte. Juliette bedeutete Aaro voranzugehen. Emilio und der Fahrer gingen als Letzte.
    Aaro hatte innerlich gefleht, dass man ihm die Augen verbinden würde, aber nichts geschah. Das hieß, dass es den Entführern nichts ausmachte, wenn er den Fluchtort sah. Sie würden ihm schlicht und einfach keine Gelegenheit geben, jemandem etwas zu erzählen.
    Die Treppe machte eine jähe Biegung und Aaro bemerkte am oberen Rand der Mauer ein rundes Objektiv. Eine Überwachungskamera. Sie passte ebenso schlecht zu dem uralten Kloster wie das Magnetkartenlesegerät. Allerdings konnte auch in der ursprünglichen Konstruktionschon ein gewisses Maß an Sicherheitstechnik untergebracht gewesen sein: nachgebende Treppenstufen, durch die ein ungebetener Gast direkt ins Verlies fallen konnte, oder Kessel mit heißer Brühe, die über Eindringlingen ausgegossen wurden.
    Aaro geriet außer Atem. Die Treppe wollte kein
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