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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
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Dann schlitzte er die Couch auf. Gelblicher Schaumstoff quoll hervor. Wie eine tiefe Bauchwunde, bei der die Fettschichten austraten. Nur das Blut fehlte.
    „Geil.“
    In der Küche hatte er Ketchup gesehen. Er holte die Flasche und verteilte den Inhalt um den Schnitt im Sofa. Dann lächelte er zufrieden, pfefferte die Flasche gegen die Wand und trat auch hier den Eimer mit dem Wasser um.
    Kent stand nur da und schaute zu.
    „Was ist denn los?“ fragte Freddy genervt, „du kannst einem den ganzen Spaß verderben.“
    „Ich habe einfach keinen Bock. Lass uns verduften. Vielleicht finden wir noch etwas Besseres. Es ist mir auch noch zu hell. Das war eine blöde Idee, so früh am Nachmittag einzusteigen.“
    „Idiot“, erwiderte Freddy, wendete sich aber zur Tür. „Ich wollte ja auch weiter oben, bei Lammhult oder so ran. Dann wäre es auch dunkler gewesen. Du wolltest es doch unbedingt hier versuchen.“
    „Hast ja Recht.“ Er machte eine entwaffnende Geste mit seinen Händen. „Trotzdem. Komm, wir hauen ab. Außerdem gehört das hier Deutschen.“
    „Na dann.“ Er imitierte den Nazi-Gruß.
    „Herrenmenschen. Wie Adolf Hitler.“
    „Hitler war Österreicher.“
    Freddy zuckte mit den Schultern, gab aber seinen Widerstand auf. Im Flur riss er zum Abschied die Garderobe von der Wand, bevor er die karge Beute aufnehmen und zum Auto tragen wollte. Etwas Schweres fiel mit den Mützen, Handschuhen und Jacken zu Boden. Interessiert öffnete Kent den grauen Stoffbeutel.
    „Eine Knarre. Ist dass fett“, sagte Kent mit einem Grinsen, als hätte er den Jackpot geknackt.
    Freddy lachte auf und versuchte, Kents Enthusiasmus zu bremsen.„Ist doch bloß eine Luftpistole.“
    „Egal. Kommt trotzdem geil.“
    Er blickte sich nochmal um und fand auf einem kleinen Brett unter der Treppe zwei runde Dosen mit der notwendigen Bleimunition. Kent hatte früher gern und oft mit Luftgewehren geschossen. Die Waffe, die er nun in den Händen hielt, war zwar nicht sehr hochwertig; Spaß würden sie damit dennoch haben und ein paar Kronen könnte es dafür auch geben.
    Er stopfte die Dosen in die Tasche und ging zur Tür. Der Zettel mit der Bitte, die Türen zu schließen, lag auf dem Boden. Die Mäuse würden vielleicht das erledigen, was sie heute nicht gemacht hatten. Das wäre dann aber eben Schicksal.
    „Die probieren wir gleich aus“, sagte Kent und imitierte einen amerikanischen Kinogangster, die Waffe lässig auf Hüfthöhe haltend: „Bam, bam.“
    Freddy Borg tippte sich an die Stirn, meinte aber fröhlich: „Komm Killer, steig ein.“
    Sie fuhren zum Ende der Straße, wo ein breiter Wendekreis für die Holzlaster in den dichten Fichtenwald geschlagen worden war. Ein grüner Bauwagen stand neben dem Weg. Allerlei Gerätschaften lagen herum, dazu Verpackungsmaterial, Flatterband, reflektierende Warnschilder und Warnbaken. Bunte Verkehrshütchen standen wie fröhliche Gnome im Unterholz.
    Die Dämmerung setzte langsam ein. Bis die Dunkelheit das Zielen immer schwieriger machte, ballerten sie auf alles, was ihnen vor die Flinte kam. Leere Flaschen und Konservendosen der Waldarbeiter wurden getroffen und auch die Scheiben des Bauwagens zersplitterten unter lautem Gejohle von Freddy und Kent. Ein Schuss traf Kent in den Schuh, doch beide waren durch den Wodka in fröhlicher Stimmung, sodass es mit Gelächter quittiert wurde.
    Die Tür des Alfas stand offen. Im Radio wechselten sich Werbung, das Geräuschratespiel und Musik ab. Nachdem der letzte Streifen blauen Himmels verschwunden war, setzten sie sich wieder in den Wagen. Das Abendbrot fiel kärglich aus. Vorspeise Wodka,Hauptgang Dillchips, zum Nachtisch ein paar Erdnüsse. In der Ferne knatterte ein Mofa. Vögel schrien schrill, wie Menschen in Panik. Im Gebüsch raschelte es. Freddys Großvater hätte wahrscheinlich von „Nachttieren, die ihr Reich eroberten“ gedichtet. Sie fuhren los. Am Hauptweg hielten sie sich links. Niemand kam ihnen entgegen. Wahrscheinlich guckten alle Eishockey. Sie kamen durch einen baufälligen Hof. In einem Stall brannte eine Lampe.
    „Zu ärmlich und zu dicht an der Straße.“
    Tatsächlich führte der Weg fast durch das Wohnzimmer des kleinen Hauses unter einer gewaltigen Eiche. Nach einem weiteren Kilometer erreichten sie einen stattlicheren Hof mit mehreren Stallgebäuden, großen Holzschuppen und einer Hühnervoliere. „Backen“ lasen sie auf einem handgeschriebenen Schild und darunter die Aufforderung, langsam zu fahren. Ein
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