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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Anette Strohmeyer
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Gas. Das inoffizielle Rennen war eröffnet und versprach zum Ende des Tages einen hübschen Adrenalinkick.
    In mörderischem Tempo raste Ondragon durch den Stau, im Korridor neben ihm der Unbekannte, der hartnäckig dranblieb. Zu beiden Seiten glitt die Blechschlange der stehenden oder nur langsam rollenden Fahrzeuge gefährlich nah an ihm vorbei und stinkende Abgase drangen in seine Lungen. Mit dem rechten Knie schrammte er nur knapp an einem Rückspiegel vorbei.
    Egal, dachte Ondragon, dieser Sport war auf Dauer so oder so ungesund.
    Plötzlich scherte vor ihm ein Fahrzeug aus, und um ein Haar wäre er mit ihm kollidiert, hätte sich nicht im letzten Augenblick eine Lücke aufgetan, durch die er ausweichen konnte. Fluchend und lachend gleichzeitig fuhr er weiter, sein Gehirn im Rausch der körpereigenen Drogen. Er wagte einen Blick nach links, wo sein Gegner zwei Längen hinter ihm fuhr und konzentriert nach vorne starrte.
    Kurz darauf holte der Kerl ihn ein. Auf gleicher Höhe passierten sie die Abfahrt zum Wilshire Boulevard, wo Ondragon auf den viel zu schmalen Randstreifen auswich, um einen Truck zu überholen. Der Fahrer ließ verärgert sein Horn erklingen und übertönte damit das heulende Motorengeräusch der Honda.
    Als die Motorradduellanten schließlich den Exit zum Sunset Boulevard erreichten, wurde der Verkehr allmählich flüssiger, und sie konnten hemmungslos Gas geben. Mit dem Drehzahlmesser im roten Bereich jagte Ondragon seine Maschine auf 140 Meilen. Der Fahrtwind zerrte an seiner dünnen Kleidung, und die Maschine schlingerte böse bei jeder Unebenheit des Highways, aber trotzdem ließ er nicht nach. Im Rückspiegel sah er, wie sein Spielgefährte allmählich kleiner wurde. Offensichtlich traute dieser sich nicht, die Geschwindigkeitsbeschränkung so großzügig auszulegen wie er. Oder seine Maschine taugte nichts.
    Mit einem siegreichen Lächeln auf den Lippen fuhr Ondragon einige Meilen später auf den Mulholland Drive ab. In ruhiger Fahrt brachte er die kurvige Strecke bis zum Laurel Pass hinter sich und erreichte über die Wonderland Avenue schließlich den Sunset Plaza Drive, wo sich die Garage befand, in der er sein Motorrad parkte. Der Sunset Plaza Drive lag oberhalb des Doheny Drives, in dem seine Villa stand, aber es gab keine Verbindung zwischen den beiden Straßen. Nur ein schmaler Trampelpfad führte den Hang hinab zu seinem Haus. Das war Ondragons Fluchtweg Nr. 1 und das Motorrad normalerweise sein Fluchtfahrzeug. Der Doheny Drive war viel zu dürftig verzweigt, um im Ernstfall über ihn entkommen zu können. Über den Mulholland Drive boten sich da weitaus bessere Möglichkeiten.
    Ondragon schloss das Garagentor ab und stieg im Dunkeln den Pfad hinunter bis zu seinem Garten, den er durch eine Hintertür betrat. Überall zirpten Grillen, und die frisch gepflegte Anlage bot einen idyllischen Anblick mit ihren unzähligen kleinen Laternen und dem illuminierten Pool. Fröhlich pfeifend schritt er zur Terrasse und betrat seine Villa durch den Seiteneingang. Drinnen schaltete er das Licht an und begab sich geradewegs ins Bad, wo er sich eine heiße Dusche gönnte.
    Nach der kleinen Frischekur ging er in die zum Wohnzimmer offen Küche, wo seine Haushälterin ihm ein leichtes Abendessen bereitgestellt hatte.
    Lupita Lopez war Mexikanerin, natürlich, aber das war auch schon alles, was das Klischee bediente. Seine Lupita war anders. Sie war 35, von stämmiger Statur, durchtrainiert wie ein Bodybuilder und konnte einen Bullen von den Hufen hauen. Denn Lupita war eine Lucha Libre und sehr erfolgreich im mexikanischen Frauen-Wrestling. Vor allem aber brauchte er sie, um das Haus in Ordnung zu halten und den Anschein an ein normalbürgerliches Heim zu wahren. In Hollywood hatte einfach jeder, der etwas auf sich hielt, Hausangestellte, so wie jeder auch einen Psychotherapeuten hatte. Ein Junggeselle wie er würde nur auffallen, wenn er kein Personal beschäftigen würde. Nun ja. Das Leben war schon kompliziert. Dennoch hatte es auch seine angenehmen Seiten.
    Ondragon holte sich ein kaltes Desperados und Lupitas Salat mit dem Chipotledressing aus dem Kühlschrank und setzte sich auf das bequeme Sofa, von dem aus man einen atemberaubenden Blick über das nächtliche Los Angeles hatte. Während er aß, sah er seine Reiseunterlagen durch, die auf dem Couchtisch lagen. Sein Flug nach Zürich ging übermorgen und sein Termin in der Bank war einen Tag darauf. Und weil er schon einmal vor Ort war,
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