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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger
Autoren: Strohmeyer Anette
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in den Sumpf der Gottlosigkeit dieser Wälder geraten sind. Aber was soll man auch anderes erwarten? Sodom und Gomorra! Wer mit schmutzigen Indianerhuren herumbuhlt und stinkende Bastarde in die Welt setzt, anstatt brave, gottesfürchtige Frauen Britanniens zu ehelichen, und sich an Stelle ehrlicher Arbeit von der Gier nach Gold verleiten lässt und bis zu den Ellenbogen im Dreck wühlt, der sollte sich nicht wundern, wenn Gott kommt und ihn straft. Was für ein verkommenes Land!“
    Jetzt platzte Parker der Kragen. „Wollen Sie etwa behaupten, die Walcotts wären keine gottesfürchtigen Menschen gewesen? Diese Familie hat hart gearbeitet, sich jeden Tag die Hände in dieser verfluchten Erde wundgescharrt, um ihr das Wenige abzuringen, was sie zum Überleben benötigten. Und sie haben nie an Gott gezweifelt. Die Walcotts waren ehrliche und aufrichtige Leute. Einfach, ja, aber deshalb haben sie es noch lange nicht verdient, bei lebendigem Leib zerfetzt und gefressen zu werden, und erst recht nicht, von Ihnen verunglimpft zu werden! Außerdem haben Sie, Lieutenant, nicht die leiseste Ahnung davon, was es heißt, hier in diesen Wäldern zu leben, die Sie so verkommen nennen. Immerhin haben die reichen Schnösel in Ihrem fernen Heimatlande es uns zu verdanken, dass sie sich ihre schicken Hüte nicht aus Rattenfellen machen müssen!“
    „Alan, calme-toi , beruhige dich!“ Lacroix fasste ihn am Arm.
    „Ich will mich aber nicht beruhigen! Leute wie unser Lieutenant hier kommen in die Wildnis und meinen, die Weisheit mit ihren verdammten Silberlöffeln gefressen zu haben. Dabei können sie einen Bären nicht von einem Biber unterscheiden. Sie glauben nicht einmal das, was sie sehen! Wenn ich oder einer meiner Freunde hier sagen, dass das, was dieses scheußliche Massaker angerichtet hat, weder Mensch noch Tier war, dann können Sie es getrost glauben! Denn ich bin hier aufgewachsen und werde hier auch begraben, während Sie wieder in Ihr feines, zivilisiertes England zurückfahren. Ich scheiße auf Sie und Ihre selbstgerechte Gottesfürchtigkeit!“ Parker spuckte aus und wandte sich an seine Freunde. „Kommt, die Gegenwart dieses Herren kann ich nicht länger ertragen. Viel Glück mit Ihren Ermittlungen, Lieutenant. Wenn Sie gestatten, wollen wir jetzt der Familie Walcott den letzten Dienst erweisen und sie begraben.“ Parker ging an dem irritiert dreinblickenden Offizier vorbei zur Scheune. Lacroix und Two-Elk folgten ihm.
    „Meinst du, das war schlau, den Lieutenant so zu beschimpfen?“, fragte der Frankokanadier, als sie außer Hörweite waren.
    Parker griff sich mürrisch eine Hacke, die an der Scheunenwand lehnte. „Ob schlau oder nicht. Der Kerl will einfach nicht zuhören. Wir haben alles gesagt, was es zu sagen gibt. Es ist nun an ihm, sich einen verdammten Reim daraus zu machen. Ich für meinen Teil will diese Gegend so schnell wie möglich verlassen!“ Bevor das zur ückkommt, was da draußen auf uns wartet . Parker sprach es nicht aus, weil er fürchtete, das Unheil dadurch heraufzubeschwören. Er ging ein paar Schritte von der Scheune auf den Wald zu und begann zu hacken, zuerst den Schnee beiseite, dann die gefrorene Erde. Seine Freunde halfen ihm schweigend.
    Während sie arbeiteten und ihnen endlich warm wurde, spürte Parker den brennenden Schmerz in der Schulter. Er richtete sich auf und stöhnte. Two-Elk und Lacroix sahen ihn besorgt an.
    „Es geht schon. Die Wunde hat sich wohl’n bisschen entzündet. Nichts Schlimmes“, log er und rang sich ein Lächeln ab. In Wirklichkeit aber fühlte er erneut jene namenlose Angst nach ihm greifen. Sie schien wie ein kalter Hauch direkt aus dem Wald zu kommen. Parker konnte sich nicht daran erinnern, jemals Angst vor dem Wald gehabt zu haben. Er presste eine Faust auf die Schulter. Der Biss der Kreatur pulsierte mit jedem Herzschlag, brannte merkwürdig kalt, als würde sich ein scharf geschliffener Eiszapfen in sein Fleisch bohren. Parker sah Two-Elk in die schwarzen Augen und konnte dessen Gedanken förmlich lesen. Sein Volk kannte die Sage seit Anbeginn der Zeit. Auch er wusste, welch fürchterlichem und machtvollem Wesen sie in die Quere gekommen waren.
    Wendigo.
    Wie eine Schar giftiger Maden fraß sich die Angst durch Parkers Kopf und breitete sich kalt flüsternd in seinen Adern aus.

3. Kapitel

    2009, MN, St. Louis County, Moose Lake, Cedar Creek Lodge

    Klick.
    Ondragon schaute von dem winzigen Notizblock auf seinem Knie zum großen
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