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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf
Autoren: Janne Mommsen
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an und starrte aufs Wasser.
    Ocke schluckte, das war das Ende seiner Träume. «Ach so? Wohin denn?»
    «Nach Grönland. Da gibt es so einen Ort, an dem die Gletscher ins Meer abbrechen, da wollte ich immer schon mal hin. Die schwimmen da direkt an einem vorbei, wie Häuser. Tja, und danach vielleicht noch nach Island.»
    Christas Augen leuchteten – leider nicht für ihn.
    Sollte er jetzt noch etwas über seine Gefühle sagen? Überflüssig, das wäre eine Einbahnstraße gewesen! Wenn Christa auch nur irgendetwas für ihn empfinden würde, würde sie niemals wegfahren.
    «Und wie lange, dachtest du?»
    «Vier Monate mindestens.»
    Das war es dann! Tschüs, Christa!
    «Und was wird mit Imke? Soll ich …»
    «Sönke wird sich um sie kümmern, ich habe schon mit ihm gesprochen.»
    Und wer kümmert sich um mich?, fragte sich Ocke im Stillen.
    «Was sagst du?», fragte Christa.
    «Spielt doch keine Rolle», nuschelte er verbittert.
    Christa sah ihn unsicher an. «Wieso nicht?»
    «Mmmh.»
    Ocke fühlte sich wieder dahin verwiesen, wo er immer gelandet war: in die Ecke der Disco, als stiller, gehemmter Zuschauer, der für niemanden wichtig ist. Er hatte Christas Zeichen in der letzten Woche offensichtlich falsch gedeutet. Wie hätte es auch anders sein können?
    Christa schaute aufs offene Meer. «Ich habe Angst», gestand sie.
    «Dann komme ich eben mit nach Grönland», sagte Ocke. Dann beugte er sich zu ihr herab und küsste sie. Christa krallte sich in seinen Haaren fest und erwiderte den Kuss.
    Es ging alles wie von selbst.

[zur Inhaltsübersicht]
    28. Familie Riewerts hebt ab
    Der Wyker Flughafen lag in der Nähe des Golfplatzes und erinnerte eher an eine Schafweide als einen Airport in der Großstadt. Vom Kinderspielplatz blickte man über den hüfthohen Zaun auf die Landebahn direkt dahinter, man konnte nur hoffen, dass ein zu hoch gespielter Ball nicht mal ein startendes Flugzeug erwischte. Neben dem Zugang zum Rollfeld befand sich ein Hundenapf mit Wasser für die Vierbeiner. Der Tower sah so aus, als hätte man ihn einer Modellanlage entnommen und gerade so weit vergrößert, dass echte Menschen mit gebücktem Rücken darin Platz fanden.
    Sönke und Maria kamen etwas zu früh. Wenn man genau hinschaute, sah man inzwischen einen kleinen Bauch bei ihr, und wenn man noch genauer hinschaute, bei Sönke auch. Warum
er
in der Schwangerschaft zunahm, war ihm ein Rätsel und nervte ihn. Aber das wollte er heute vergessen, denn heute war Omas großer Tag! Maria und er passierten den Clubraum des Luftsportclubs Föhr und setzten sich in das kleine Flughafenrestaurant mit den Holzpaneelen an den Wänden. Auch das erinnerte eher an eine Skatkneipe als an einen Airport. Der Raum war vollgehängt mit Ölbildern von den Doppeldeckern.
    Durchs Fenster hatten sie Ausblick auf den kleinen Parkplatz draußen und sahen nun, wie Ocke mit seinem alten Taxi vorfuhr und Imke, Christa, Regina und Arne mitbrachte. Christa und Ocke strahlten sich mit leuchtenden Augen an und gingen Hand in Hand aufs Restaurant zu. Sönke fand, dass sie das schönste Paar der Insel waren. Als Oma hereinkam, lachte Sönke sie erst einmal aus: Sie war in einem ockerfarbenen Overall erschienen, wie Piloten ihn zu Zeiten der Doppeldecker trugen, es fehlte nur noch die Ledermütze.
    «Oma, die Maschinen sind heutzutage geschlossen», beruhigte sie Sönke.
    Imke hob beleidigt den Kopf.
    «Weiß ich doch. Aber sicher ist sicher.»
    Außer dem Piloten durften noch drei Leute mit in dem Sportflugzeug sitzen. Sönke hatte sich auf einen Familienstreit um die Plätze eingestellt, doch komischerweise war außer ihm und Maria niemand versessen darauf, das kleine Flugzeug zu besteigen.
    Ein blonder Hüne mit einer großen Nase kam nun an ihren Tisch. Sie kannten ihn, er hieß Thies und hatte auf Omas Party CD s aufgelegt.
    «Moin! Ihr wollt einmal übers Wattenmeer?»
    «Bist du etwa der Pilot?», fragte Regina misstrauisch.
    Thies fand das gar nicht witzig. «Was dagegen?»
    «Nee, nee.»
    Thies hatte auf Omas Party erst extrem viel von der Bowle getrunken und dann irgendwann sein DJ -Pult verlassen, um selbst alberne Verrenkungen auf der Tanzfläche zu machen. Sönke konnte sich schwer vorstellen, dass dieser Mann in der Lage war, ein Fluggerät sicher zu steuern.
    «Der ist vorbestraft wegen Betrugs», flüsterte Maria Sönke zu.
    «Und du bist schwanger, das ist viel schlimmer», wisperte Sönke.
    «Wie jetzt?»
    «Muss man denn alles riskieren?»
    «Wenn du
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