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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf
Autoren: Janne Mommsen
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Tomaten auf den Ohren? Jetzt nicht!»
    Gaby blieb einfach stehen, sie sah etwas unglücklich aus, was Ocke leidtat, denn er hatte die Situation verursacht.
    «Die Techniker Krankenkasse ist dran, es geht um Herrn Ocke Hansen», sagte Gaby.
    Petersen sah sie verärgert an. «Ich rufe zurück.»
    «Die sagen aber, es ist dringend.»
    «Das sagen sie immer, ich rufe zurück.»
    Gaby ging zurück zur Rezeption: «Hören Sie, der Herr Doktor kann gerade nicht … Ja … ja …»
    Petersen wandte sich an Ocke: «Ich gehe jetzt in mein Zimmer, und wenn ich wiederkomme, sind Sie verschwunden.»
    «Nein.» Ocke verschränkte die Arme vor der Brust.
    Nun kam Gaby wieder und drückte ihrem Chef den Hörer einfach in die Hand. «Sie sollten besser mit denen reden. Es ist irgendwas mit der Kassenzulassung …»
    «Stellen Sie durch», gab Petersen nach und verschwand in seinem Sprechzimmer. Nach einer Minute kam er wieder heraus. Er sah so aus, als hätte ihm ein Schwächling gerade eine Ohrfeige verpasst. «Herr Hansen, bitte», rief er mit zitternder Stimme.
    Ockes Krankenkasse hatte es gar nicht witzig gefunden, dass Petersen einen ihrer Versicherten aus reiner Willkür nicht behandeln wollte.
    Sobald Ocke die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann Petersen zu schreien: «Wenn Sie denken, Sie haben gewonnen, nur weil Sie Ihre Kasse gegen mich aufhetzen, dann täuschen Sie sich, das schwöre ich Ihnen! Ich lass mich hier nicht für dumm verkaufen!»
    Ocke schaute ihn desinteressiert an: «Und weiter?»
    «Nix weiter!»
    Jetzt beugte Ocke sich zu ihm vor: «Sie haben eine schöne Wohnung mitten in Wyk. Warum sollten Sie nach Dunsum ziehen?»
    «Meine Sache.»
    Durch die Sprechanlage kam die Stimme der Sprechstundenhilfe: «Eine Frau Christa Schmidt möchte Sie sprechen.»
    Ockes Augen blitzten freudig auf: «Meine Mitbewohnerin.»
    «Ich habe gerade einen Patienten!», brüllte Petersen in die Anlage.
    «Und Frau Imke Riewerts von gestern ist wieder da», kam es ergänzend hinterher.
    Ohne zu klopfen, kam Christa herein und baute sich vor Petersen auf. Sie wirkte absolut souverän und kein bisschen aufgeregt, Ocke war schwer begeistert.
    «Du hasst die Marsch – hast du selber gesagt! Warum solltest du ausgerechnet dorthin ziehen?»
    «Sparen wir uns doch die Scharmützel», schlug Ocke vor. «Sie nehmen die Kündigung zurück, und alles ist gut.»
    Petersen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wippte nervös hin und her. «Das habt ihr schön ausgeheckt. Aber so läuft das nicht. Ihr werdet mir nicht vorschreiben, was ich mit meinem Haus mache. Das ist meine Privatsache, da hilft euch keine Krankenkasse dieser Welt. Und jetzt raus, alle beide!»
    Ocke schaute ihn wütend an. «Und mein Rücken?»
    «Was ist mit Ihrem Rücken?»
    Jetzt wurde Ocke laut: «Ich habe seit vier Wochen aasige Rückenschmerzen.»
    Petersen griff in seine Schreibtischschublade und zog eine Tablettenpackung heraus. «Da! Nehmen Sie das …» Er warf ihm die Tabletten verächtlich über die Tischplatte.
    «Und Krankengymnastik?»
    «Gehen Sie öfter schwimmen.»
    «Das mache ich jeden Tag dreimal eine halbe Stunde. Wenn man direkt hinterm Deich wohnt, ist das ganz normal.»
    Petersen griff zum Rezeptblock und kritzelte seine Unterschrift auf das Papier. «Gut, zwölf Mal Physiotherapie, jetzt aber …!»
    Christa hatte die ganze Zeit dabeigestanden und nichts gesagt. «Hör mal zu, mein Schubsen war vielleicht etwas zu impulsiv», erklärte sie nun.
    «Wieso ‹vielleicht›?» Petersen starrte sie feindselig an. «Es war
auf
jeden Fall
zu impulsiv, ich musste mir sogar neue Schuhe kaufen, das Leder war vollkommen hin.»
    «Schick mir die Rechnung.»
    «Sowieso.»
    «Aber deswegen musst du uns nicht kündigen, das trifft auch Unschuldige.»
    «Es ist
mein
Haus!»
    «Wir werden nicht ausziehen», sagte Ocke.
    Petersen lachte höhnisch. «Dann zieht der Gerichtsvollzieher euch eben an den Ohren heraus.»
    Christa stand auf und sah ihn verächtlich an, was für Ocke natürlich ein Fest war.
    «Wir werden uns jetzt öfters sehen, Herr Dr. Petersen», kündigte Ocke an.
    Mit diesen Worten verließen er und Christa das Sprechzimmer.
     
    Die erste Runde war gut gelaufen. Kein K.-o.-Sieg, was auch nicht zu erwarten gewesen war, aber ein Punktsieg allemal. Christa und Ocke gingen ins Wartezimmer, wo Imke saß.
    «Muss ich auch noch rein?», fragte sie.
    «Nö.»
    Christa hinterlegte bei Sprechstundenhilfe Gaby einen Umschlag. Darin lag ein Brief
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