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Olivers Versuchung

Olivers Versuchung

Titel: Olivers Versuchung
Autoren: Tina Folsom
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ihren Hals hinunterlief. Wenn sie die Wunde nicht schließen konnte, dann würde sie verbluten. Sie musste Hilfe finden. Gleichzeitig musste sie so weit wie möglich von ihren Entführern weg kommen, denn diese waren wie Bluthunde. Sie würden ihr Blut riechen und würden sie aufspüren.
    Sie bog in die nächste Straße ein, ohne ihr Tempo zu verlangsamen. Sie lief bereits mit letzter Kraft, und sie wusste es. Aber sie konnte nicht aufgeben. Sie war so weit gekommen, und die Freiheit lag um die nächste Ecke. Sie konnte sie sich nicht durch die Finger gehen lassen. Nicht jetzt, wenn sie zum Greifen nahe war!
    Vor ihren Augen verschwamm alles, und sie erkannte, dass der Blutverlust ihr ihre letzten Kräfte raubte. Sie stolperte, dann fing sie sich noch einmal. Ihre Hände packten etwas Weiches. Dicken Stoff. Ihre Finger krallten sich hinein, während starke Hände sie hochzogen.
    „Was zum Teufel?“, fluchte eine männliche Stimme.
    „Helfen Sie mir!“, bettelte sie. „Sie sind hinter mir her. Sie jagen mich.“
    „Lass mich in Ruhe!“, brummte der Fremde und hielt sie eine Armlänge von sich entfernt.
    Sie hob ihren Kopf und sah ihn zum ersten Mal an. Er war jung, kaum älter als sie selbst. Sogar attraktiv, wenn sie diese Einschätzung mit ihrem benebelten Geist überhaupt vornehmen konnte. Sein Haar war dunkel und etwas zerzaust, seine Augen durchdringend, seine Lippen voll und rot.
    Trotz seiner Worte hielt er sie immer noch und stützte sie, sonst wäre sie zusammengesackt.
    Sie blickte direkt in seine erstaunlich blauen Augen und flehte ihn nochmals an: „Hilf mir, bitte, ich gebe dir, was du willst. Bring mich hier raus! Zur nächsten Polizeistation! Bitte!“
    Sie brauchte Hilfe. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen Frauen. Sie hatten einander versprochen, dass, wenn es jemals eine von ihnen schaffen würde zu entkommen, sie Hilfe für die anderen schicken würde.
    Seine Augen verengten sich ein wenig, während sich seine Stirn in Falten legte. Seine Nasenflügel bebten. „Was ist denn los?“
    „Sie jagen mich. Du musst mir helfen.“
    Plötzlich packten seine Hände ihre Oberarme fester, und der Schmerz in ihrer Wunde intensivierte sich.
    „Wer jagt dich?“, zischte er.
    Sie konnte ihm die Wahrheit nicht sagen, denn die Wahrheit war zu fantastisch. Er würde ihr nicht glauben, sondern denken, dass sie eine verrückte Drogenabhängige wäre, wenn sie ihm von den Vampiren erzählte. Trotzdem brauchte sie seine Hilfe. „Bitte hilf mir! Ich tue alles, was du willst.“
    Er sah sie durchdringend an. Seine Augen bohrten sich in ihre, fast so, als versuchte er festzustellen, ob sie betrunken war oder verrückt oder vielleicht sogar beides.
    „Bitte. Hast du ein Auto?“
    Sie bemerkte, wie seine Augen kurz zu einem dunklen Minivan wanderten, der am Straßenrand geparkt war. „Warum?“
    „Weil ich von hier weg muss! Sonst werden sie mich finden!“ Sie warf einen nervösen Blick über ihre Schulter. Bisher hatten die Vampire sie noch nicht eingeholt, aber sie konnten nicht mehr weit weg sein. Und dieser Mann war weit und breit noch immer der einzige Mensch. Wenn er ihr nicht half, dann würde sie es nicht schaffen. Sie konnte nicht mehr weiterlaufen.
    „Hör zu, ich schere mich nicht drum, in was für einer Klemme du steckst. Ich habe genug Probleme.“ Er ließ ihre Arme los und sie wäre gefallen, wenn sie nicht sofort das Revers seines Mantels ergriffen hätte.
    Er starrte sie an. „Ich sagte –“
    Ihre Verzweiflung brachte sie dazu, Worte zu sagen, von denen sie gedacht hätte, dass sie sie nie äußern würde. „Ich schlafe mit dir, wenn du mir hilfst.“
    Er erstarrte mitten in seiner Bewegung und seine Augen schweiften plötzlich über ihren Körper. Seine Nasenflügel bebten gleichzeitig wieder. Aus Angst, dass er etwas sehen würde, das ihm nicht gefiel, schlang sie ihre Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf zu sich. Ihre Lippen fanden seine einen Augenblick später.

4

    Oliver spürte die warmen Lippen des fremden asiatischen Mädchens auf seinem Mund, als sie ihn küsste, während der Geruch von Blut ihn ummantelte. Fantasierte er? Ganz bestimmt. Nichts anderes ergab einen Sinn. Warum sonst würde sich eine schöne junge Frau ihm an den Hals werfen und ihm Sex im Austausch für eine Fahrt aus dieser zwielichtigen Gegend anbieten? Und warum roch sie so verlockend nach Blut, wenn er doch von seiner Fütterung vor ein paar Minuten vollständig gesättigt
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