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Oliver Twist

Oliver Twist

Titel: Oliver Twist
Autoren: Charles Dickens
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Alles wogte hin und her, zankte, scherzte, lärmte. Alles sprach von Leben und Fröhlichkeit, – nur ein einziger dunkler düsterer Gegenstand nicht, der die Mitte des Hofes ausfüllte – ein Gerüst, ein Strick, – der ganze schreckliche Apparat des Todes.

DREIUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
    Was weiter noch zu berichten ist
     
    Noch vor Ablauf von drei Monaten wurden Rose Fleming und Harry Maylie in der Dorfkirche getraut. Es war dieselbe Dorfkirche, von der Harry zu ihr gesprochen und die jetzt der Schauplatz seiner künftigen Tätigkeit als junger Geistlicher sein sollte. Mrs. Maylie zog zu ihnen, um ihren Lebensabend bei ihnen zu genießen. Die Teilung des Vermögens zwischen Monks und Oliver ergab für jeden etwa dreitausend Pfund. Zwar hätte Oliver Anspruch auf das ganze Vermögen erheben können, aber Mr. Brownlow wollte den älteren Bruder nicht der Möglichkeit berauben, seine früheren Verfehlungen wiedergutzumachen und ein ehrenhaftes Leben zu beginnen.
    Monks zog sich mit seinem Anteil nach Amerika zurück, vergeudete dort sein Geld in kurzer Zeit und verfiel bald wieder in seinen alten Lebenswandel. Schließlich erlag er einem Anfall seines alten Leidens und starb im Gefängnis. Die meisten Verbrechergenossen Fagins kamen zu ähnlichem Ende.
    Mr. Brownlow adoptierte Oliver. Nicht weit von dem Pfarrhause, wo seine lieben Freunde wohnten, kaufte er sich mit ihm und der alten Haushälterin, Mrs. Bedwin, an underfüllte damit den Wunsch Olivers, der ihn über alles liebte. Doktor Losberne kehrte bald wieder nach Chertsey zurück, hielt es aber dort nicht mehr lange aus, und in der Furcht, ein alter vergrämter Junggeselle zu werden, übertrug er bald seine Praxis seinem Assistenten, zog aufs Land und widmete sich der Gärtnerei, angelte, tischlerte und genas im Handumdrehen. Zwischen ihm und Mr. Grimwig wurde ein inniger Freundschaftsbund geschlossen, und demzufolge kommt Mr. Grimwig zu ihm sehr oft auf Besuch. Dann pflanzt, angelt und tischlert auch er mit großer Begeisterung und versäumt es natürlich nie, die sonntäglichen Predigten des jungen Herrn Pfarrers zu kritisieren, und zwar abfällig. Natürlich versichert Mr. Losberne dem Gemaßregelten immer unter dem Siegel der Verschwiegenheit, Mr. Grimwig sei im Gegenteil heimlich vom Gegenteil dessen überzeugt, was er gesagt habe.
    Mr. Noah Claypole, der als Kronzeuge gegen Fagin nach englischem Gesetz freigesprochen wurde, war sich lange nicht klar, wie er weiterhin sein Leben führen sollte, ohne sich dabei allzusehr anzustrengen. Schließlich wurde er öffentlicher Spitzel und fand dabei ein anständiges Auskommen. Wöchentlich einmal geht er aus Berufsgründen in Charlottens Begleitung aus; Charlotte, immer sauber gekleidet, fällt dann vor der Türe eines mitleidigen Gastwirtes in Ohnmacht, der ihr, um sie wieder zu sich zu bringen, für anderthalb Pence Schnaps reicht. Noah Claypole klagt dann den Mann am nächsten Tage bei der Polizei an wegen Bruch der Sabbatruhe und unberechtigten Verkaufes geistiger Getränke. Die Hälfte der Strafe, die der barmherzige Wirt zu zahlen hat, wandert in seine Tasche. Zuweilen fällt Mr. Noah Claypole auch selbst in Ohnmacht, und Charlotte zeigt das Ergebnis an. Aber die Summe bleibt sich jedesmal gleich.
    Mr. und Mrs. Bumble, die ihre Ämter verloren haben, gerieten nach und nach in Not und wurden schließlich Armenhäusler im selben Kirchspiel, wo sie dereinst über andre das Zepter geschwungen. Mr. Bumble soll sogar einmal die Äußerung getan haben, daß man im Arbeitshaus getrennt von seiner Gattin leben müsse, sei doch wenigstens ein Trost.
    Die Herren Giles und Brittles sind immer noch in ihren alten Stellungen. Ersterer hat es zu einer Glatze gebracht, und Mr. Brittles ist ein Graukopf geworden. Sie schlafen im Pfarrhaus und sind so um das Wohl Olivers, Mr. Brownlows und Doktor Losbernes sowie des Pfarrehepaars bemüht, daß bis heute im Dorfe noch niemand weiß, bei wem von den dreien sie eigentlich angestellt sind.
    Der junge Mr. Charley Bates, durch die Verbrechen Sikes’ tief erschüttert, ging lange darüber mit sich zu Rate, ob es denn nicht am Ende besser sei, ein ehrenhaftes Leben zu führen. Er wendete bald den Schauplätzen seiner Vergangenheit den Rücken und faßte den Entschluß, in einer neuen Sphäre tätig zu sein. Eine Zeitlang litt er viel, arbeitete aber auch fleißig. Da er nicht nachließ, blieb auch der Erfolg nicht aus. Er war zuerst Taglöhner bei einem Bauern, dann Knecht bei
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