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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte
Autoren: A Plichota
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unausstehliche Monster besaß eine eiserne Widerstandskraft und Entschlossenheit. Im Nu war es wieder auf den Beinen und ging erneut auf Dragomira Nummer zwei los.
    »Du Ungeziefer! Du wirst in diesem Keller krepieren und bis in alle Ewigkeit vor dich hin modern!«
    Oksa blieb keine Zeit, zu reagieren, so schnell hatte der Grässlon sich erneut auf Dragomira gestürzt, sie mit seinen scheußlichen Krallen gekratzt und war dann blitzschnell die Treppe hinauf in die Wohnung entflohen. Sein armes Opfer stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, ihr Kleid war zerrissen – und darunter kam ein gleißend hell schimmerndes Medaillon zum Vorschein. Das Medaillon von Malorane!
    Ohne den Hauch eines Zweifels hob Oksa nun ihr Granuk-Spuck an die Lippen und blies hinein, nachdem sie im Geist die zugehörige Formel ausgesprochen hatte.
    Im nächsten Moment fand sich die erste Dragomira in den klebrigen Fesseln einer Liane wieder.
    »Hast du den Verstand verloren, du Idiotin?«
    Oksa lief zu der zweiten Dragomira, die sie sofort in ihre Arme schloss und »meine Duschka« murmelte.
    »Baba«, erwiderte Oksa mit unglaublicher Erleichterung. »Du bist schwer verletzt! Wir müssen schnell nach Hause und dich verarzten.«
    Auch Gus wagte sich nun heran. »Oksa hat recht, wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
    Die Baba Pollock stützte sich schwer auf die beiden Kinder und schien gegen eine Ohnmacht anzukämpfen. Inzwischen verwandelte sich die erste Dragomira wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zurück, die des Treubrüchigen Orthon beziehungsweise des Lehrers McGraw. Stück für Stück verschwand die äußere Hülle, die er angenommen hatte. Sein Gesicht war fast ganz wieder zu jenem geworden, das Gus und Oksa nur allzu gut kannten: ein hartes und grausames Gesicht. Die Wirkung der Metamorphose erlosch, und die maßlose Wut, die in McGraws Augen zu lesen war und sich in seinen aufs Äußerste gespannten Zügen spiegelte, jagte ihnen einen Schauder über den Rücken.
    »Sie sind wirklich ein Monster!«, schleuderte Oksa ihm entgegen. »Sie haben versucht, meine Großmutter zu töten! Und Sie haben meine Mutter krank gemacht! Ich hasse Sie! OH, WIE ICH SIE HASSE!«
    Dragomira schloss für einen Moment die Augen und hob dann, gestützt auf ihre Enkelin und Gus, ihr Granuk-Spuck an die Lippen. Schon schickte sie sich an, hindurchzublasen, als ihr Blick dem von McGraw begegnete und sie den Arm wieder sinken ließ. »Ich kann es nicht«, murmelte sie und ließ sich gegen die Mauer sinken. »Ich kann ihn nicht töten.«
    »Baba!«, schrie Oksa und kniete sich neben ihre entkräftete Großmutter. »Gus! Was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß auch nicht, Oksa«, antwortete Gus stockend. »Aber wir sollten uns etwas einfallen lassen … SCHNELL!«, rief er und wies auf die Kellertreppe.
    Oksas Blick folgte seiner ausgestreckten Hand und sah, wie ein eigenartig dichter Schatten die Treppen herunterkam.
    »Was ist denn DAS?«, rief Gus in Panik.
    »Mein lieber Abakum … du bist da«, sagte Dragomira mit schwacher Stimme.
    Der Schatten kam die Stufen heruntergeglitten und war gleich darauf bei ihnen.
    Gus schlug sich in blankem Entsetzen die Hand vor den Mund: Da war kein Körper, kein Gegenstand, nicht das winzigste Geschöpf, zu dem dieser Schatten gehörte!
    »Hilfe …!«, stammelte er. »Jetzt geht es uns an den Kragen! Das ist das Ende!«
    McGraw, der von Oksas Arboreszens-Granuk gefesselt war, beobachtete das seltsame Phänomen mit starrem Blick. Der Schatten blieb plötzlich stehen und mit einem Geräusch wie von raschelnder Seide materialisierte er sich. McGraw gebärdete sich unter seinen Fesseln wie ein Teufel, als er erkannte, wer da aufgetaucht war.
    »Abakum! Abakum, also doch!«, rief Oksa staunend. »Ich hab’s gewusst!«
    »Ja, ich bin es, meine Kleine«, bestätigte Dragomiras Beschützer.
    »Aber dieser Schatten …« Gus warf einen fassungslosen Blick in Richtung Kellertreppe.
    »Feenmann, Schattenmann … Ich wache über euch«, gab Abakum schlicht zur Antwort. An Dragomira gewandt, fügte er hinzu: »Dein Plemplem hat mir alles berichtet. Ich werde tun, was du nicht über dich bringst.«
    Er drückte ihr mit unendlicher Zärtlichkeit die Schulter, und sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. Daraufhin zog Abakum ohne ein weiteres Wort sein Granuk-Spuck heraus, richtete es auf McGraw und blies hinein. Das Granuk landete mit voller Wucht auf McGraw, der die Augen vor Entsetzen weit aufriss.
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