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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel
Autoren: Thomas Simoner
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japanische
Ikebana-Steckkunst zu haben, denn von diesen Arrangements hatte sie zwei wahre
Meisterwerke auf Schreibtisch und Sideboard stehen. Bilder wie auch die
Büroeinrichtung waren nüchtern und sehr modern, genau nach JPs Geschmack. Er
hatte bisher noch nicht mit ihr persönlich zu tun gehabt und sie eigentlich nur
bei Firmenveranstaltungen oder gelegentlich aus der Ferne gesehen.
    Er hatte mal eine kurze
Affäre mit ihrer Sekretärin Susanne, die er aber wegen zu großer Anhänglichkeit
und dem Wunsch nach etwas Festem vor einem Jahr leider beenden musste. Von
Susanne wusste JP, dass „Dr. Dragon“ ihren Kosenamen von ihren Gegnern durchaus
nicht zu Unrecht verliehen bekommen hatte. Sie konnte sehr bestimmend, ja sogar
herrisch sein. Dennoch, sowohl Susanne als auch die anderen Mitarbeiter der
Personalabteilung verehrten ihre Chefin geradezu und hätten weder Witze noch
Frechheiten von Kollegen toleriert. Susanne wünschte sich sogar, hoffentlich
niemals für einen anderen Chef arbeiten zu müssen, so zufrieden war Sie mit Dr.
Dragers Führungsstil. Für das Gesamtwohl des Unternehmens war Dr. Drager wohl
ganz hervorragend, da sie ausschließlich und mit aller Vehemenz die Interessen
des Unternehmens vertrat. Für den einzelnen Mitarbeiter war das oft
schmerzlich. Nun, in der wirtschaftlichen Krise, trug Dr. Drager – bedingt
durch Ihre Weitsicht und Personalplanung der vergangenen Jahre und ihr
Geschick, mit den derzeitigen Problemen umzu-gehen – extrem viel dazu bei, dass
die schweren Zeiten ohne zu großen Personalabbau überstanden wurden und die
Firma als Ganzes überleben konnte.
    Dr. Drager hatte
sicherlich viele fachliche Stärken, Small Talk gehörte ganz sicher nicht dazu.
Sie kam gleich zur Sache: „Herr Santa Cruz, ich beobachte Ihre Arbeit sehr viel
genauer, als es Ihnen bewusst ist. Herr Korber hält sehr große Stücke auf Sie
und die gesamte Geschäftsleitung ist mit Ihren diversen Projekten sehr zufrieden.
Ich weiß ganz genau, woran Sie gerade arbeiten und ich finde dies ein sehr
wichtiges und dringend notwendiges Projekt. Herr Korber wird nach seiner
Rückkehr eine Zusammenfassung für die Geschäftsleitung präsentieren und ich bin
gespannt auf Ihren Beitrag.
    Ich möchte Sie allerdings
in einer anderen, noch dringenderen Angelegenheit bemühen. Solange muss ihr
Projekt nun etwas zurückgestellt werden. Mein neues Projekt ist streng
vertraulich und darf von Ihnen ausschließlich mit mir besprochen werden, verstehen
Sie? Es geht um eine mögliche Indiskretion betriebsinterner Daten aus dem
Bereich Werkstoffentwicklung. Deshalb diese unbedingte Vertraulichkeit,
verstehen wir uns? OK! Ich sehe Ihnen an, dass Sie sich fragen, warum die
Personalchefin sich um derartige Sicherheitsdinge kümmert? Ich habe ganz
konkrete Gründe dafür, die ich Ihnen aber im Moment und gemäß Absprache mit dem
Senior Malinger nicht nennen will.
    Also: Ich habe eine
kleine Wunschliste für Sie vorbereitet und meine konkreten Vorstellungen aufgelistet.
Ich möchte Sie nun bitten, mir binnen drei Tagen ein detailliertes Konzept der
Machbarkeit, Umsetzung und möglicher Kosten auszuarbeiten. Ich werde Sie dann
auch mit der Umsetzung beauftragen, aber es muss wahrscheinlich zusätzlich zu
Ihrer normalen Arbeit erledigt werden. D. h., es werden Überstunden und
Wochenendarbeit anfallen, die ich Ihnen mit zusätzlichem, bezahltem Urlaub oder
als Überstunden vergüten werde. Sind Sie dazu bereit?“
    Dr. Drager sah JP lange
und konzentriert in die Augen. Er nickte schließlich. „Ja, OK. Wir nennen
dieses Projekt zwischen uns beiden ‚Projekt Mamba‘, denn so giftig kann ich
werden, wenn ich merke, dass Sie sich nicht an unsere Absprachen halten. Danke,
Herr Santa Cruz, ich erwarte Ihre Ausarbeitung bis Freitag. Kommen Sie bitte um
17:30 Uhr in mein Büro. Und nehmen Sie sich bitte vorsorglich nichts Privates
fürs Wochenende vor. Vielleicht können wir gleich loslegen.“
    Das war ein Projekt ganz
nach JP`s Geschmack! Er studierte die Wunschliste von Frau Dr. Drager ganz genau
und überlegte sich sofort, wie er diese delikate Sache am besten anpacken
konnte. Es ging um interne Überwachung. Dafür war er zwar nicht der Spezialist,
aber sein Netzwerk aus IT-Cracks war weltumspannend und konnte ihm da
sicherlich gut helfen. Der restliche Tag, die heutige Nacht und auch der
morgige Tag waren damit schon mal komplett verplant. Die Wunschliste
beinhaltete zwar nur fünf für einen Laien einfach wirkende Punkte, aber
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