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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel
Autoren: Robert Silverberg
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noch ausspielen konnte.
    Die blaugesichtige Gestalt auf dem Bildschirm rührte sich nicht; Vorsts Worte waren noch nicht angekommen. Und Lazarus’ Antwort brauchte sehr lange, bis sie endlich auf der Erde vernommen werden konnte.
    Lazarus sagte: „Ich hätte nicht gedacht, daß Sie so plump sind, Vorst. Warum sollte ich Ihnen dafür danken, daß Sie mich wiederbelebt haben, wenn Sie mich vorher in dieses Loch gesteckt haben? Oh, ich kann mir schon denken, was Sie jetzt sagen wollen: Weil meine Bewegung damals, als Sie mich ihr nahmen, noch unbedeutend war und weil sie eine große Kraft war, als Sie mich zurückholten. Wollen Sie sich wirklich auch noch den Erfolg meiner Bewegung gutschreiben?“ Er hielt einen Moment inne. „Aber das ist ja auch egal. Ich habe gar kein Interesse daran, Ihnen meine Esper zu geben. Züchten Sie sich doch Ihre eigenen, wenn Sie so versessen auf die Sterne sind.“
    „Jetzt reden Sie Unsinn. Sie wollen nämlich auch zu den Sternen. Aber Ihnen mangelt es dort oben in den Hinterwäldern der Venus an den technischen Kapazitäten, um eine Expedition auszurüsten. Die wiederum besitze ich. Lassen Sie uns unsere Mittel zusammenwerfen. In Wahrheit wollen Sie das auch, ganz gleich, wie hart Sie sich jetzt geben. Lassen Sie mich Ihnen sagen, was Sie noch von einer Zustimmung abhält, David. Sie haben Angst davor, was Ihre Leute sagen, wenn sie herausfinden, daß Sie einer Zusammenarbeit zugestimmt haben. Sie werden sagen, Sie hätten sich an die Vorster verkauft. Sie sitzen gefangen in Ihrer Position, auch wenn Sie nicht daran glauben wollen; denn Ihnen mangelt es an wirklicher Unabhängigkeit. Behaupten Sie sich, David. Setzen Sie Ihre Kräfte ein. Ich habe Ihnen die Venus in die Hand gegeben. Jetzt möchte ich den Lohn von Ihnen dafür.“
    „Wie soll ich denn vor Mondschein, vor Martell und vor all die anderen treten und ihnen erklären, daß ich mich demütig in Ihre Hand gegeben und mich zur Zusammenarbeit bereit erklärt habe?“ fragte Lazarus. „Es hat sie ja schon nicht gerade völlig kalt gelassen, daß ihnen ein wiederauferstandener Märtyrer vor die Nase gesetzt worden ist. Manchmal warte ich nur darauf, daß sie mich erneut den Märtyrertod sterben lassen und daß sie diesmal gründlich arbeiten. Ich brauche irgend etwas, was ich ihnen vorzeigen kann.“
    Vorst lächelte. Sein endgültiger Sieg stand unmittelbar bevor.
    Er sagte: „Erklären Sie ihnen, David, daß ich Ihnen die Oberherrschaft über beide Welten anbiete. Erklären Sie ihnen, daß die Bruderschaft die Harmonisten nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern auch, daß Sie das alleinige Oberhaupt von beiden Glaubensrichtungen werden.“
    „Von beiden?“
    „Von beiden.“
    „Und was wird aus Ihnen?“
    Vorst erklärte es ihm. Und als die Worte über seine Lippen gekommen waren, da sank der Gründer auf seinen Sitz zurück; die Erleichterung hatte ihn erschöpft. Er wußte, daß er den endgültigen Zug in einem Spiel gemacht hatte, das hundert Jahre lang gedauert hatte; und er wußte, daß von *

 
5
     
     
     
    Reynolds Kirby war gerade bei seinem Therapeuten, als das Signal ertönte, welches anzeigte, er solle zu Vorst kommen. Der Hemisphärenkoordinator lag in einem Nährbad; es handelte sich dabei um eine weiterentwickelte Nichts-Kammer, deren Zweck nicht im Vergessen, sondern in der körperlichen Regeneration bestand. Falls Kirby Lust darauf gehabt hätte, vorübergehend ins Nichts zu entfliehen, hätte er sich in einer Nichts-Kammer von der Außenwelt abkapseln und in die völlige Verdrängung eintreten können. Aber längst schon war er solchen Vergnügungen entwachsen. Heutzutage war er damit zufrieden, wenn er sich im Nährbad wälzen konnte und nach einem anstrengenden Tag die Lebenskräfte auffrischte, während ein Espertherapeut ihm die Knoten aus der Seele löste.
    Für gewöhnlich duldete Kirby keine Störungen bei solchen Erholungsphasen. In seinem Alter brauchte er jede Ruhepause, deren er habhaft werden konnte. Er war zu früh geboren worden, um die Quasi-Unsterblichkeit jüngerer Generationen erhalten zu können; sein Körper konnte nicht im Handumdrehen wieder vital werden, so wie das bei den Körpern der Menschen möglich war, die im zweiundzwanzigsten Jahrhundert geboren waren. Denn Kirby standen zum Zeitpunkt seiner Geburt noch nicht die Segnungen eines Jahrhunderts Vorster-Forschung zur Verfügung.
    Eine Ausnahme ließ Kirbys Wunsch nach Erholung jedoch zu: eine Aufforderung von Vorst
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