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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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Mutter.
    »Verstehen Sie, Fatimata, die Männer interessieren sich nur für meinen Hintern. Frauen aber können erkennen, dass ich auch ein Herz und einen Kopf habe...«
    Endlich landet die geräumige Antonov. Yéri hält es in der Halle nicht mehr aus. Sie läuft in den Ankunftsbereich und duckt sich unter den entrüsteten Rufen der Zollbeamten unter der Zollschranke durch, ehe die Flughafenpolizei sie erwischt. Sie wehrt sich mit so viel Wut und veranstaltet ein derartiges Theater, dass Präsident Songho schließlich aufmerksam wird.
    »Ist das nicht Ihre Sekretärin, die da drüben von der Polizei festgehalten wird?«, erkundigt er sich bei Fatimata.
    »Aber ja, das ist Yéri! Was, zum Teufel, ist mit ihr los?«
    Gefolgt von einer Schar Journalisten, die einen Eklat wittern, nähern sie sich dem Handgemenge. Die Polizisten haben große Schwierigkeiten, Yéri in den Publikumsbereich zurückzubringen. Sie windet sich wie ein Aal und tritt so heftig um sich, dass einer der Polizisten schließlich seinen Gummiknüppel zückt. Sofort geht Fatimata dazwischen:
    »Lassen Sie sie los. Die Dame ist meine Sekretärin und stellt keine wie auch immer geartete Gefahr dar.«
    »Aber sie ist unberechtigt in einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich vorgedrungen«, argumentiert der Polizist empört.
    »Gut, dann erteile ich ihr in meiner Eigenschaft als Präsidentin von Burkina Faso ab sofort die Berechtigung. Ihre ... ihre Tante ist soeben gelandet, und sie hat das Recht, sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Erste zu begrüßen. Oder spricht von Ihrer Seite aus etwas dagegen, Präsident Songho?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, nickt dieser. »Lassen Sie die junge Dame bitte sofort los!«
    Widerwillig lassen die Polizisten Yéri laufen. Wie ein Wirbelwind saust sie durch die Gänge und rennt auf das glühend heiße Rollfeld hinaus, wo die Frachtmaschine gerade mit pfeifenden Reaktoren zum Stehen kommt. Kaum ist die Treppe an die Flugzeugtür gefahren worden, als Yéri sie auch schon hinaufstürmt. Sobald die Tür geöffnet wird, ist Yéri so schnell im Innern der Maschine, dass sie Saibatou, die sich gerade zum Aussteigen fertig macht, fast umrennt. Sehnsüchtig nimmt sie ihre Liebste in die Arme und presst sie an sich.
    »Saibatou! Liebling! Endlich bist du wieder da!«
    »Yéri? Bist du das?«
    Erschrocken weicht Fatimatas Sekretärin einen Schritt zurück und schaut in Saibatous Gesicht.
    »Siehst du mich denn nicht?«
    »Doch...«
    Saibatous neue Augen sind hinter einer großen Sonnenbrille verborgen. Langsam nimmt sie die Brille ab und schaut Yéri an, die bestürzt ihren Blick erwidert. Zwar sind die Augäpfel der Künstlerin wieder makellos weiß, doch ihre ehemals tiefschwarze Iris schimmert jetzt in der Farbe eines klaren Bergsees und verleiht ihrem Blick etwas Fremdes, fast Beängstigendes.
    »Mein Gott, Saibatou! Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Eine unvorhersehbare Nebenwirkung ... Aber ich schwöre dir, ich sehe absolut klar.« Sie kneift die Augen zusammen und unterdrückt eine schmerzliche Grimasse. »Helles Licht macht mir noch ein wenig zu schaffen, aber daran werde ich mich wohl mit der Zeit gewöhnen.« Saibatou umschlingt Yéris schlanke Taille. »Aber ich kann dich sehen, Liebste. Ich sehe dich gut - allzu gut!«
    »Allzu gut?«, hakt Yéri mit erhobenen Augenbrauen nach.
    »Ich sehe jetzt auch deine Aura, Yéri. Ich kann die Wellen und Schwingungen erkennen, die du ausstrahlst. Es sieht aus wie ein goldener Schein, der dich umgibt. Zum Beispiel kann ich deine Liebe sehen. Sie entspringt dort«, Saibatou legt ihre Hand auf Yéris Bauch, »und wickelt lange Kupferfäden um mich herum, die in mich eindringen und mein Herz zum Beben bringen. Wirklich, Yéri, ich kann es sehen«, fügt sie hinzu und muss angesichts der bestürzten Miene ihrer Freundin lächeln.
    Unter den amüsierten Blicken der taiwanesischen Stewardess, die geduldig darauf wartet, dass ihre »ehrenwerte Passagierin« endlich aussteigt, tauschen Yéri und Saibatou einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Dann setzt Saibatou ihre Sonnenbrille wieder auf und betritt vorsichtig die Plattform. Dabei hält sie Yéris Hand ganz fest. Die dunklen Augengläser mildern zwar die blendende Helligkeit der Sonne, doch die glänzenden Aluminiumstufen kann sie gut erkennen. Trotzdem wirkt ihr Schritt ein wenig zögernd - es ist die Folge einer langen Gewohnheit.
    »Diese Aura«, fragt Yéri, »siehst du die nur bei mir oder bei allen
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