Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
Kraftmensch, ein Krüppel, ein Zwerg, eine bucklige Alte. Wozu alle aufführen? Mit den Kindern waren es an die zwanzig, mit dem Papagei, dem Tanzbären, einem todkranken Äffchen, das noch am selben Abend eingehen sollte, und anderem possierlichem Viehzeug doppelt so viele. Der große Raum war augenblicklich gefüllt. Ungeniert warfen die Ankömmlinge ihre durchnässten Kleider ab. Sie grüßten uns lärmend in verschiedenen Sprachen und zwängten sich neben uns auf die Bänke um das Feuer.
    Was blieb uns übrig als zusammenzurücken! Odo zog seine Stiefel an, erhob sich schnaufend und ging beiseite. Sein Blick sagte alles: Wie konnte der Schuft von einem Fährmann uns abweisen, um dieses Pack herüberzuholen? Denn wahrhaftig, diese Gesellschaft! war lästig! Kaum saßen sie, sprangen sie wieder auf, um sich mit Näpfen und Löffeln zu versorgen. Dann drängte alles an den Herd. Ein kleiner hagerer Kerl mit einem Froschmaul, der seinen neuen Fischotterpelz nicht abgelegt hatte, dafür jedoch seine Hose, tauchte eine Kelle in den Kessel und gab Suppe aus. Unter Geschnatter und Gezänk kämpfte jeder um seinen Anteil, wobei das meiste verschüttet wurde. Der Hagere, den sie Tullius riefen, schrie am lautesten. Er schien der Anführer der Truppe zu sein, was er auf plumpe Weise herauskehrte. Dem einen verweigerte er das Essen, dem anderen spuckte er in den Napf und das bucklige Weib schlug er mit der Kelle. Es war abstoßend.
    Das Benehmen der Gaukler verwunderte mich noch mehr als es mich empörte. Im Allgemeinen verhalten sich Spielleute eher unauffällig, sie machen nur Lärm, wenn sie ihre Kunststücke vorführen. Da sie immer gewärtig sein müssen, geprügelt, verjagt, eingesperrt oder sogar aus nichtigem Anlass (und meist folgenlos für die Täter) getötet zu werden, besitzen sie die Tugend der Vorsicht. Wenn man sie überhaupt irgendwo einlässt, drängen sie sich scheu in Ecken herum und vermeiden Zusammenstöße. Auch diese hatten sich an den gemeinsamen Reisetagen bescheiden am Ende des Zuges gehalten, hatten Aufmerksamkeit vermieden. Jetzt aber taten sie seltsamerweise das Gegenteil. Sie waren so übermütig und unverschämt, dass man sich fragte, was dahinter steckte. Es musste dafür einen Grund geben.
    Durch einen Zwischenfall wurden wir klüger.
    Die hereinstürmenden Gaukler hatten die Männer unseres Wachtrupps zunächst erheitert. Einfache Burschen, die sie waren, hatten die drei sich mit den Ellbogen angestoßen und über den Zwerg, den Buckel, den kranken Affen gelacht. Doch bald fühlten sie sich belästigt. Dass sich solche Geschöpfe an ihre Seite drängten, johlten, plärrten, sich kratzten und ihnen ins Gesicht lachten, kränkte ihre Würde. Dass die Kerle und ihre Weiber vor aller Augen Hosen und Röcke fallen ließen, verletzte ihr Sittlichkeitsgefühl.
    Ihre Mienen verfinsterten sich. Sie blickten zu Fulk hinüber, ihrem Anführer. Der saß etwas abseits auf einem Hocker und nahm von Zeit zu Zeit aus seinem altertümlichen Trinkhorn einen Schluck Bier. Äußerlich gab er sich gelassen, doch sah man auch ihm die verhaltene Wut an. Aber er wagte nichts zu tun, solange Odo und ich zu allem schwiegen.
    Odo ging schließlich hinaus, um nach den Pferden zu sehen. Ich tat so, als bemerkte ich nichts. Die Spielleute kamen aus unserem Mandatsgebiet, von der anderen Seite der Weser. Wozu sie durch Strenge einschüchtern, dachte ich. Je ungezwungener sie sich fühlten, desto mehr erfuhr man vielleicht von ihnen. Trotz des spärlichen Lichts zog ich mein kleines breviarium hervor und murmelte ein Gebet zur Vesper.
    Plötzlich heulte jemand auf.
    Tullius hatte einem der Gaukler eine Kelle Suppe ins Gesicht geschüttet. Dabei hatte auch einer unserer Männer, der in der Nähe saß, ein paar Spritzer der heißen Flüssigkeit abbekommen. Nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er sprang auf die Beine und zog sein Kurzschwert. Die flache Klinge sauste auf Tullius´ Schulter herab. Der Gaukler kreischte vor Schmerz. Doch gleich besann er sich seiner Geschicklichkeit. Rasch duckte er sich und der zweite Streich ging daneben. Er traf den kupfernen Suppenkessel, der unter Gepolter vom Herd kippte. Der Rest der Suppe versickerte im häckselbestreuten Boden.
    Nun waren die Elemente entfesselt. Das Geschrei seiner Leute ermunterte Tullius. Mit einem gewaltigen Hüpfer war er im Rücken seines Angreifers. Er reckte sich hoch zu dessen Ohr, sperrte sein Froschmaul auf und quakte etwas hinein, halb Rülpser,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher