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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache
Autoren: Robert Gordian
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nichts. Als gebürtiger Ostfranke und als Fuldaer Mönch hatte ich allerdings oft mit Sachsen zu tun gehabt und konnte mich schnell wieder an ihre Sprache gewöhnen. Odo, der Westfranke, hatte auch jetzt noch seine Schwierigkeiten. Doch war natürlich nicht schwer zu erraten, was uns die hübsche Wirtin anbot. Eifrig stimmte er allem zu, was sie sagte, wobei er sie wohlgefällig musterte.
    „Wollten wir nicht heute noch weiter?“, wandte ich spöttisch ein.
    „Wo denkst du hin?“, rief Odo. „Wie sollten wir jetzt noch drei bis vier Meilen schaffen! Es wird ja bald Nacht!“
    So riefen wir unsere Begleiter und durchschritten nacheinander die niedrige Tür der Schänke: Odo, der sich tief bücken musste; dann ich, der ich mühelos aufrecht hindurch kam; Rouhfaz, unser fadendünner, glatzköpfiger Diener und Schreiber; Fulk, der schweigsame alte Krieger, der unseren Wachtrupp befehligt; schließlich seine drei Männer, brave, etwas einfältige, aber waffentüchtige Burschen.
    Wir wurden angenehm überrascht. Das Haus war erst vor kurzem erbaut worden, alles wirkte neu und sauber. Die mächtigen Firstsäulen in der Mitte waren vom Rauch noch kaum geschwärzt. Rund um den Herd standen gescheuerte Tische und Bänke, der Boden war sorgsam mit Häcksel bestreut, an den Wänden sah man blank poliertes Geschirr und Gerät. In langer Reihe hingen an eisernen Haken Schinken und Würste zum Räuchern von der Decke. Ein paar Hunde strichen umher, doch Pferde, Kühe, Schweine, Hühner und Gänse, in dieser Gegend meist Hausgenossen der Menschen, hatten anscheinend keinen Zutritt. Unsere Tiere wurden von Knechten hinter das Haus geführt, wo ich Stallgebäude und Speicher gesehen hatte.
    Nichts Angenehmeres gibt es, als nach einem Tag voller Widrigkeiten in ein gastliches Haus zu kommen. Wir ließen uns auf den Bänken nieder, legten das Schuhwerk ab und streckten die nassen Füße zur Herdflamme hin. Im Kessel brodelte eine Fleischsuppe. Mägde füllten Krüge mit Bier. Eine fröhliche Unterhaltung begann. Odo scherzte mit der Wirtin, der das sichtlich nicht unangenehm war.
    „Weißt du, an wen sie mich erinnert?“, sagte er augenzwinkernd.
    „An Petrissa, vermute ich. Deine letzte Eroberung, auch eine Schankwirtin.“
    „Ach, schweig, die habe ich schon vergessen. Diese erinnert mich an meine Braut, Prinzessin Rotrud! Die Augen, die Lippen, die blonden Löckchen … Natürlich kann man die beiden so wenig miteinander vergleichen wie ein Gänseblümchen mit einer Rose. Aber im Augenblick heißt es bescheiden sein. Solange der Rosengarten des Alten unseren Blicken entzogen ist …“
    „Versuch lieber nicht, dort einzudringen“, sagte ich seufzend. „Du weißt doch, er gibt seine Töchter nicht her.“
    „Ich halte um Rotrud an, sobald wir zurück sind!“
    „Du wirst nur bei ihm in Ungnade fallen.“
    Odo lachte.
    „In Ungnade? Aber das bin ich doch längst! Würde ich sonst mit dir sauertöpfischem Kuttenträger durch diese Einöde ziehen? Nun, ich werde dem Alten nichts nachtragen … vorausgesetzt, er gibt mir nach unserer Rückkehr die Grafschaft, die ich beanspruchen kann. Vergiss nicht, ich bin ein Nachkomme Chlodwigs, des Reichsgründers!“
    Ich schwieg dazu lieber. Was sollte ich antworten? Es war sinnlos, ihn von seinem hohen Ross herunterholen zu wollen. Er glaubte nun einmal fest daran, zu den höchsten Ämtern und zum Schwiegersohn des Königs berufen zu sein. Dass er ein Merowinger ist, ein später Spross des alten Königsgeschlechts, wäre immerhin möglich. Doch wenn es stimmt, wird dann unser Herr Karl, dessen Vater den letzten Merowinger vom Thron stieß und in ein Kloster steckte, auf seine Erhebung Wert legen? Kaum. Und Odo weiß das natürlich. Trotzdem trägt er seine Nase, dieses prächtige Stück, so hoch, dass ich fürchte, er wird eines Tages ein Loch übersehen und hineinfallen.
    2. Kapitel
    Wie ich vorausgesagt hatte, dämmerte es, als die Fähre zurückkam. Gleich darauf stürmte unter Geschrei jener bunte Haufen herein, den wir am anderen Ufer bemerkt hatten. Mit der Gemütlichkeit war es aus.
    Es handelte sich um eine Gauklertruppe – dieselbe, die sich uns nach der Rheinüberquerung ein paar Tagereisen lang angeschlossen hatte, dann aber, als uns der Tod des Zentgrafen und seiner Tochter aufhielt, weitergezogen war.
    Man kennt dieses Volk von allen Märkten und Festplätzen: ein paar junge Kerle mit Trommeln und Pfeifen, ein zierliches Mädchen, das auf dem Seil tanzt, ein fetter
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