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Obsession (German Edition)

Obsession (German Edition)

Titel: Obsession (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck , Wolfram Alster
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Glückwunsch. Die Hintergrundmusik, die mich sofort einlullt, trägt nicht dazu bei, dass ich mich entspanne. Ein wenig ratlos schiebe ich den Wagen vor mir her. Was sollte ich noch einmal mitbringen? Ich weiß nicht, woher es kommt, aber das Betreten eines Lebensmittelgeschäfts verursacht jedes Mal eine sofortige Amnesie bei mir. Natürlich hab ich keinen Zettel dabei. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, einfach umzukehren und den Einkauf auf morgen zu verschieben.
    Käse, fällt mir ein ... Shahin wollte irgendeinen bestimmten Käse für ein Nudelgericht. Also fange ich dort an. Vielleicht fällt mir auf dem Weg dorthin auch noch der Name des Produkts ein. Ich steuere mein schrottreifes Gefährt Richtung Käsetheke, als ein etwa vierjähriges Mädchen hinter den Kühltruhen hervorschießt und mit einem unschönen Scheppern mit dem Kopf direkt an meinen Einkaufswagen knallt. Shit, ich bin mit den Gedanken gerade völlig woanders und krieg daher den Griff in den Unterleib gedrückt. Das tut weh! Als mir klar wird, was passiert ist, wappne ich mich innerlich gegen vorwurfsvolle Blicke und infernalisches Kindergebrüll. Aber die Kleine sieht mich nur verdutzt an und verschwindet dann um die nächste Ecke. Tief durchatmen.
    An der Käsetheke steht nur eine Frau vor mir. Sie ist kleiner als ich, vielleicht einen Meter achtzig groß, und sieht ein wenig skurril aus mit dem langen schwarzen Fleecemantel, dem Pelzkragen, über den ihre roten Haare offen weit über ihre Schultern nach unten fallen, und der Leggins, deren Farbe man unter keinen Umständen mehr erkennen kann, und die ihr gebärfreudiges Becken mehr betont als verhüllt. Als ich mich neben ihr anstelle, sieht sie kurz hoch und läuft rot an. Ich bin ein wenig verwirrt ... meint sie mich? Hab ich sie vielleicht angestarrt, weil sie so ... uhm, strange aussieht? Na ja, mir egal. Ich konzentriere mich auf die verschiedenen Käsenamen und darauf, flach zu atmen, denn der geballte Geruch ist nichts für meine Nase. Wie hieß das Zeug noch, was Shahin haben wollte?
    Nebenbei bekomme ich mit, dass die Frau neben mir Streukäse in einem relativ großen Plastikbecher einpackt. So wie sie ausschaut, hätte es mich nicht gewundert, wenn sie ihren eigenen Becher mitgebracht hätte ... aus Umweltschutzgründen, oder so. Immerhin, sie trägt einen interessanten Anhänger an der Kette um ihren Hals. Erinnert mich an meine Tante, denke ich noch bei mir, als ich an der Reihe bin. Gerade in dem Moment, als ich das schnarrende »Bitteschön?« der Frau hinter der Theke höre, fällt mir der Name des blöden Käses wieder ein. Ich schwöre mir, dass ich nie wieder ohne Shahin zum Einkaufen gehe!
    Ein, zwei Dinge fallen mir noch ein. Am Gemüsestand bin ich dann wieder ziemlich ratlos. Mein Mann kocht meist – und er kocht gut. Und er kauft immer frisches Gemüse und so ’n Zeug. Irgendwann werde ich ihm beweisen, dass auch ich ein richtiges Essen zaubern kann. Ich meine, so ein wirkliches Menü ... kein Tiefkühl- oder Mikrowellenkram. Sein Gesicht kann ich mir schon jetzt lebhaft vorstellen! Und als ich gerade über eine Wette nachdenke, schiebt mir jemand einen Einkaufswagen in die Hacken. Himmel! Verärgert drehe ich mich um. Schon wieder die! Die Käsetheken-Bratsche.
    »Oh, Entschuldigung«, kiekst sie und wird schon wieder rot. Komische Stimme, denke ich ... und komische Brille. Ich ringe mir ein Lächeln ab.
    »Nicht so schlimm«, murmele ich. Man hat’s ja auch nicht leicht, wenn man so ... uhm, merkwürdig aussieht. Ich verkneife mir ein Grinsen, als sie ihren Einkaufswagen an mir vorbeimanövriert, als wäre ich ein Felsen. Zielsicher sucht sie sich die passenden Gemüsesorten, wiegt sie ab und platziert sie in ihrem erstaunlich vollen Wagen. Scheint zumindest bei Gemüse zu wissen, was sie tut ... Als sie weitergeht, fällt mir die merkwürdige Spur auf, die sie hinter sich herzieht. Irgendwas krümelt da aus ihrem Wagen. Was ...? – Der Streukäse! Sie scheint wohl irgendwas auf die Packung geworfen zu haben, sodass der Deckel abgegangen ist. Soll ich ihr das vielleicht sagen? Nope. Was hab ich mit ihr oder ihrem Streukäse zu tun? Ich grinse schadenfroh und setze meinen Einkauf fort.
    In den nächsten zwei Gängen stoße ich auf weitere verdächtige Spuren und muss mich wirklich beherrschen, nicht laut loszulachen. Sie hat ein richtiges Labyrinth durch den MiniMal gezogen! Kreativ ... Daher also der Name »Streukäse«.
    Bei den Gewürzen halte ich mich länger
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