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Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)

Titel: Oberst von Huhn bittet zu Tisch (German Edition)
Autoren: Axel Hacke
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man auf »oberster, höchster«, der
Supreme Court
ist der Oberste Gerichsthof –
supreme of chicken
ist also Oberst von Huhn.
    Und wieso breitet er sich drastisch aus? Weil
mushroom
nicht nur »Pilz« heißt, sondern auch ein Verb ist:
to mushroom
bedeutet »wuchern« – oder eben »sich drastisch ausbreiten«.
    Wir lernen: Das Übersetzungsprogramm wird sich im Zweifel immer für ein Wort entscheiden, das irgendwie deutscher klingt. Das heißt, wenn sich aus dem französischen Wort
coulis
einfach das jaebenfalls deutsche (aber eben französischstämmige und französisch klingende) »Püree« machen lässt, andererseits aber auch der Begriff »Ausfugmasse« zur Verfügung steht, wird es sich immer für »Ausfugmasse« entscheiden.
    Dazu aber später mehr, im Kapitel über die französische Küche zum Beispiel, auch bei den italienischen Gerichten.
    Wir sind ja hier beim Schweinefleisch.
    Kommen wir zu einem kleinen Beispiel aus der bulgarischen Küche, das
Kjufteta po cirpanski
heißt und aus Reisfleischbällchen in einer Art Suppe besteht. Es ist nun wichtig zu wissen, dass aus einer nicht gerade weltweit verbreiteten Sprache wie dem Bulgarischen kaum je direkt ins Deutsche übersetzt wird. Da mangelt es an Personal und an Software.
    Es geht also erst einmal ins Englische.
Kjufteta po cirpanski
sind, so fand ich es im Internet auf einer bulgarischen Karte:
Meat balls Chirpan style.
    Das wären nun – dazu bräuchte man nicht einmal einen Computer – »Fleischbällchen nach Tschirpaner Art«. Wobei Tschirpan eine Stadt in Zentralbulgarien ist und das Hackfleisch für die Fleischbällchen nur zur Hälfte vom Schwein, zum anderen Teil aber vom Rind kommen sollte.
    Gibt man aber
Meat balls Chirpan style
in eines der gängigen Übersetzungsprogramme ein, erhält man, zum Beispiel: »Fleisch bumst Chirpan Stil«. So steht es auch auf der erwähnten Karte – und warum?Weil
ball
zwar ein Ball und vielleicht auch ein Bällchen sein kann,
to ball
aber auch ein Verb. Es bedeutet »bumsen« – und da kann er eben wohl nicht anders, der Computer, er muss es tun. Und er tut es. Auch eine Maschine hat fleischliche Gelüste, auf ihre Weise, so sieht’s jedenfalls aus.
    Wobei wir sehr knapp ganz anderen Resultaten entgangen sind.
Balls
bedeutet ja, in einem sehr vulgären Ton, auch »Klöten«, dann hieße das Gericht »Fleischklöten Tschirpaner Art«. Andererseits wäre
ball in
der Sprache der Geologen, wie ich höre, »konkretionärer Kalkstein«, als solchen übersetzt ihn aber keine Software. Sie neigen halt zum Vulgären, die Apparate.
    Und zum Besserwissen.
    Gebe ich zum Beispiel
Meatballs Chirpan Style
ein, korrigiert es der Computer sehr oft automatisch in
Meatballs chirp an style,
weil er die schöne Stadt Tschirpan nicht zu kennen scheint. Das Ergebnis ist dann: »Frikadellen zwitschern einen Stil«.
    Nun einige Worte zu weiteren Zubereitungsarten des Schweinefleischs außerhalb Bulgariens. Es begegnet uns ja draußen in der Welt in den mannigfachsten Erscheinungsformen, sei es als »Entrecotes zum Schwein vermehrtsich«, wie es die Bielefelder Leserin A. aus Rimini mitbrachte, sei es als »Schweißruckensteak«, wie es Frau R. aus Leipzig in der Hitze Spaniens entdeckte. Frau V. aus Köln sah in Portugal »Gegrilt Lendeschweine«, Frau W. auf Teneriffa ein »Schönes Schenkelschwein«. Herrn H. wurde in Lissabon »Schweinefleisch an derPortugiesin« ebenso angeboten wie »Schweinefleisch an den Papas«, Frau L. aus Bochum saß in Saintes Marie de la Mer in der Camargue vor »Schweinebraten kocht am Ofen durch unsere Pflege«, Leserin S. im Elsass vor einer »Gebratenen Schweineausbuchtung«, im (aus dem Vorspeisenkapitel schon bekannten) bretonischen Cancale schließlich gab es »Schweines niedlich, das gebraten, von Kartoffeln im Samen von Senf erdrückt ist, saurer Sauce sanfter(süßer) Honig, grüne Zitrone und Ingwer«.

    Was für eine unglaubliche Art der Schweineschlachtung, nicht wahr? Dass die niedlichen Tiere nicht grob dahingemetzgert, sondern von Kartoffeln im Samen von Senf erdrückt werden …
    Frau B. aus Odelzhausen schließlich erinnert sich an ein vor vielenJahren in einem Motel am Autoput zwischen Belgrad und Niš zur Wahl gestandenes Gericht namens »Schweinsgetöse«.
    Die größte Vielfalt der Schweinefleischzubereitung findet sich vielleicht in der polnischen Küche. Bereits vor längerer Zeit hatte mir Herr U. aus Falkensee für meinen
Wortstoffhof
aus einem Restaurant namens
Magyar
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