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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht...
Autoren: Robert Tibber
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nur indirekt; Lulus Ausdrucksweise war recht unglücklich gewesen. Fred, der ihre Sehnsucht nach einem Kind kannte, hatte sie einer längeren Behandlung unterzogen mit dem Ziel, ihre Sterilität zu überwinden. Die Behandlung war erfolgreich gewesen, und Lulu war schwanger geworden. Das war alles. Die Vorwürfe, die ich gegen Fred erhoben hatte, hatten ihn keineswegs aus der Ruhe gebracht; mit Lulu war es indessen schwieriger. Ich entschuldigte mich bei ihr aufs Liebenswürdigste, ich bat unterwürfig um Verzeihung, ich gratulierte ihr mit den herzlichsten Worten. Während der Sprechstunde weigerte sie sich, mir die Patienten hereinzurufen und erklärte, sie könne die Krankenberichte nicht finden. Und wenn sie mit mir übers Telefon sprechen mußte, so in eisigem Ton.
    Gegen zehn Uhr dreißig war schließlich alles vergeben. Ich verließ mein Sprechzimmer, müde von der zusätzlichen Arbeit, die sie mir verschafft hatte, und war auf weitere Auseinandersetzungen mit ihr vorbereitet, als sie zum zweitenmal an diesem Tag, direkt vor Großpapa Tolley, der geduldig auf Fred wartete, ihre Arme um meinen Hals legte.
    »Es tut mir herzlich leid«, sagte sie und strich über meine Wange, »wirklich, ich muß mich sehr entschulidigen. Tut es noch sehr weh? Ich habe das nicht so gemeint, aber Sie haben mich ganz aus dem Häuschen gebracht. Wie konnten Sie nur so etwas von mir denken...«
    »Es ging ja nicht um Sie.«
    »Oder von Fred. Er ist der wunderbarste, freundlichste, beste, süßeste und tüchtigste Chef, den ich je hatte. Wenn es nicht seinetwegen wäre...«
    »O.K., O.K.«, sagte ich und küßte sie. »Alles ist vergeben, ich freue mich außerordentlich für Sie, und jetzt geht der Summer...«
    »Das ist für Sie, Mr. Tolley«, sagte sie träumerisch. »Fred erwartet Sie.«
    Gegen elf Uhr, als Lulu ostentativ einen halben Liter Milch trank und eine Multi-Vitamintablette zu sich nahm, erörterten wir das glückliche Ereignis.
    »Ich befürchte, das bedeutet, wir brauchen eine neue Sekretärin«, seufzte ich.
    »Wollen Sie mich denn nicht behalten?« fragte Lulu erschrocken.
    »Seien Sie nicht komisch. Sie sind die beste Sekretärin, die ich je gehabt habe. Ich dachte nur...«, , das Baby... Ihr Mann wird nicht wünschen... es wird zuviel für Sie werden...«
    »Was glauben Sie wohl, woher ich komme? Etwa aus der Arche Noah? Ich werde das Geld nun mehr denn je brauchen, und während ich im Krankenhaus bin, können Sie die Briefe auf Band sprechen, ich werde sie im Bett schreiben...«
    »...zwischen den Mahlzeiten des Babys...?«
    »...und wagen Sie sich nicht, jemand anderen einzustellen! Natürlich werden Sie mein Büro vergrößern müssen«, sagte sie, das winzige Kabinchen betrachtenden dem sie arbeiten und einige Tausend Akten aufbewahren mußte.
    »Für die ersten sechs Monate wird es noch genügen«, sagte ich. »Dann müssen wir überlegen, was wir tun.«
    Sylvia war entzückt, als ich sie in der Buchabteilung bei Harrods traf und ihr die Neuigkeit erzählte. Sie war nicht mehr entzückt, nachdem ich den Verkäufer nach ihrem Buch gefragt hatte. Als wir nämlich das Regal >neue Romane< erfolglos durchkämmt hatten, bestand sie darauf, ich solle nach ihrem Buch fragen, während sie diskret in einiger Entfernung stehenblieb, als hätten wir gar nichts miteinander zu tun.
    Der Verkäufer war sehr freundlich. Nein, man habe es nicht auf Lager. Nein, er wisse auch nicht, daß es heute veröffentlicht worden sei. Ja, meistens lägen die neuen Bücher am Tage der Veröffentlichung auch zum Verkauf aus. Ob ich wüßte, wie der Verfasser heißt? Ich fühlte Sylvias durchbohrenden Blick. Ob er einmal im Neuerscheinungskatalog nachschlagen solle? Wollte ich ein Exemplar bestellen? Es würde ungefähr drei Wochen Zeit benötigen, das heißt, falls er es im Katalog fände. Ja, er kenne sich aus in seinem Beruf, er sei seit dreißig Jahren Buchverkäufer... Nun, hätte ich mich entschlossen, das Buch zu bestellen?
    Anderswo erging es uns nicht besser. Arme Sylvia. Sie hatte sich vorgestellt, ihr Werk in jeder Buchhandlung zu finden und von den Käufern um Autogramme gebeten zu werden. Einige Verkäufer waren genauso hilfsbereit wie der erste, andere völlig desinteressiert. Einer oder zwei boten als Alternative leichte Lektüre von bekannten Schriftstellern an, und einer, der Sylvias Niederlage damit die Krone aufsetzte, meinte freundlich, wir müßten uns wohl im Titel wie auch im Namen des Autors geirrt haben. »Es kommen
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